Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Dabei musste
das Verdeck offen sein. Irgendwie hatten sie die Sicherheitssperre
ausgeschaltet. Es war ein großer Kreis mit einem Loch in der Mitte gewesen, den
sie in dem Launch angebracht hatten.   
      Daran
waren ein paar Schläuche und eine Pumpe gewesen. In den Sitzraum hatten sie
dann Unmengen an Seifenblasenwasser eingefüllt, den Zielort »Einmal um die Erde«
eingestellt und den Startknopf gedrückt. Als der Launch dann losgeschossen war,
hatte die Pumpe begonnen, den Ring mit dem Spezialwasser zu bedecken, und sie
hatten auf der ganzen Basis Seifenblasen gehabt. Das war eine Super-Aktion
gewesen. Hehe.
      Jetzt
stoppte der Flugsimulator allerdings und der gelangweilte Schmetterling schaute
zu, wie die Kiste langsam, aber sicher wieder zur Ruhe kam.
      Vielleicht
befreiten sie ja auch einen Präsidenten, oder so was. Jemand ganz wichtigen!
Das taten sie viel zu wenig. Aber er hatte sich erklären lassen, dass, wenn
wichtige Personen auf einmal von der Oberfläche verschwanden, es auffallen
würde, und die Union-Troopers würden sich auf die Suche machen.
      Sie
konnten schon von Glück reden, dass die Idioten da oben noch nicht mitbekommen
hatten, dass es sie hier unten gab. Ein bisschen mulmig war ihm schon wegen da
oben. Die, die hier unten ankamen, berichteten von schrecklichen Gräueltaten,
die die Troopers oben anrichteten. Sie hatten durch einige Massenhinrichtungen
Exempel statuiert. Für die bessere Kooperationsbereitschaft einiger Bevölkerungskreise.
Und da waren noch die anderen. Die Kollaborateure!
      Die
Menschen, die hier unten waren, hatten sich wahnsinnig aufgeregt über die, die
mit der Union zusammenarbeiteten. Es gab tatsächlich viele, die gerne und
bereitwillig mit der Union zusammenarbeiteten. Am meisten waren ihnen die
verhasst, die sich sogar zu Soldaten, zu Troopers, ausbilden ließen.
      Der
Schmetterling musste sich schütteln. Widerlich! Wie konnten Menschen so etwas
tun? Das war eine Sache, die er wirklich nicht verstand.
      Jetzt
rollte sein Ritter gerade die Leiter wieder zu dem Ausstieg.
    Als
der Schmetterling zusah, fragte er sich wieder, warum die Menschen das übten?
Sie konnten doch erst losfliegen, wenn Samis die Gefechtsbereitschaft der Basis
aktiviert hatte. Es nutzte doch nichts, sich für den Flug mit einem der tausenden
Kampffliegern der Ritter, einem Scarsy, einem Multifunktionskampfschiff für
zwei Personen, einem Piloten und einem Waffentechniker, vorzubereiten, wenn sie
gar nicht losfliegen konnten? Außerdem mussten sie schon verdammt gut sein und
viel Glück haben, so hatte er gehört, wenn sie gegen die Berufssoldaten mit
ihren viel moderneren Maschinen bestehen wollten.
      Ahja,
deswegen holten sie auch die Forscher hier nach unten. Damit sie in den
Archiven und Datenbanken der Ritter die letzten Updates fanden, die zwar
erstellt, aber nie zum Einsatz gekommen waren.   
      Naja.
Auch egal.
    Als
sich jetzt die Luke öffnete, flog die Schmetterlingssoldatin Sonja ganz nah
heran. Ein Fremder hätte nie erahnen können, wer da jetzt die Kiste verließ.
Den Kopf unter einem grauen Helm verdeckt, machte sich die Person auf, die
Kiste zu verlassen.
      »Und?
Wie wars?«, fragte Sonja.
    »Diesmal
bin ich nicht abgeschossen worden! Ein Fortschritt! Ich bin entkommen, aber
beim nächsten Mal fange ich an, selber zu jagen!«, sagte eine ältere weibliche
Stimme.
      Dann
zog die Kampfpilotin ihren Helm ab und wirbelte mit ihrem Kopf herum. Ihre
Haare flogen dabei hin und her. Aber noch was baumelte durch die Luft. Ein
silberner Ring, der an einer Kette hing. Allerdings war die Person von der
Figur her nicht mehr ganz dieselbe, die sie noch vor einigen Wochen gewesen
war. Professorin Ursula Nadel hatte schlappe 60 Kilogramm in der Zeit verloren
und nun einen Bodymaßindex, der so manch eine junge Frau vor Neid erblassen
ließ.
      »Ich
brauch jetzt erstmal zwei oder drei Liter Wasser«, stöhnte Nadel mit einem
Lächeln auf. »Und dann eine Dusche!«, fügte sie noch an und verließ mit Sonja
den Raum.
      Als
die beiden weg waren, hatte der Mechaniker seine Sachen beendet und sagte zu
seinem Kollegen: »Ich mach Schluss für heute. Bin morgen wieder da. Falls du
mich noch suchst, ich bin in Catherinas Quartier.«
      Der
Schmetterling riss die Augen auf. Neiiiiiiin. Alles im Eimer.
    Dann
ging der Ritter los und fragte noch seinen Schmetterling: »Kommst du mit?«
      »Nee«,
war die knappe Antwort. Keine Mission, kein Kampf, keine spannenden Bestien.
Aus