Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
Dummköpfe daraus ihre eigenen Schlüsse zogen.
Nämlich
diese, dass, wenn die beiden ranghöchsten Ritter den Planeten verließen, es
keine Hoffnung mehr für den Krieg gab.
Schnell
schüttelte Pharso den Kopf. Nein. Dazu war er ja noch da. Und Lukas. Sie hatten
den Plan bereits geschmiedet. Und das, das musste er sich ebenfalls
eingestehen, war eigentlich der Plan von Sebastians Schmetterling gewesen.
So
sonderlich hatte es Pharso und Jens nicht mehr überrascht, als Lukas angeflogen
kam, ihnen erzählte, dass er Sebastian nicht mehr erreichen würde und sich »da
mal was ausgedacht« hatte. Inwiefern der Knirps den Nagel auf den Kopf
getroffen hatte, indem er mit seinem kleinen Köpfchen genau das gefunden hatte,
was der Planet, besser, seine Einwohner in dieser Situation brauchten, war ihm
wohl nie bewusst gewesen, und Pharso würde sich auch hüten, das Lukas zu
erzählen.
Gar
nicht auszumalen, was für einen Höhenflug er dann durchmachen würde. Am Ende
würde er das gar den anderen Schmetterlingen erzählen, um sich damit zu
brüsten, und die würden das wieder ihren Rittern erzählen. Das eine ergab das
andere, und dann sprachen da so viele Menschen drüber, dass allen nachher klar
war, dass Sebastian gar nicht mehr auf dem Planeten war.
Und
das konnten sie beim besten Willen am wenigsten gebrauchen.
Denn
wenn ihre Informationen stimmten, dann brauten sich über dem Planeten Dinge
zusammen, die größer waren, als die Invasionsarmee, die Sadasch schon einmal
eingenommen hatte.
Es
wurde gemunkelt, dass der Vorsitzende der Union, Claudius Brutus Drachus,
diesmal ganze zwei Armeen hierher beordert hatte, und wenn das wirklich
stimmte, dann würde es nachher keinen Überlebenden mehr geben.
Da
war sich Pharso sicher.
Denn
die drakonischen Maßnahmen, die Drachus schon nach der ersten Revolte ergriffen
hatte, mussten zwangsläufig als zu lasch in den Augen des Vorsitzenden erschienen
sein, weil die Bevölkerung keine Lehre daraus gezogen hatte. Also, was gab es
da schon als nächsten Schritt? Das Geschehen würde ja weit über die Grenzen
dieser Galaxie hinausgetragen werden.
Pharso
wurde bei diesem Gedankenspiel ganz schlecht. Er musste sich schütteln. Nein.
Sie mussten hier gewinnen! Sonst waren alle hier verloren. Und Sebastian musste
seine Mission erfolgreich erledigen, damit sie ihre maximale Stärke durch das
Erwachen aller Schwerter, nicht nur in dem »Königreich«, sondern ganz real auch
hier, und auf jedem anderen Planeten, erreichten. Sebastian musste Erfolg
haben, sonst waren sie alle verloren.
Aber
auch Jens musste erfolgreich sein. Denn wenn Sismael, dem selbstverständlich
der Ernst der Lage bewusst war, vorschlug, dass sie einen ihrer besten Männer -
alleine seine Anwesenheit gab den Kriegern um Jens herum während ihrer Einsätze
Mut, Stärke und Selbstbewusstsein - abgaben, dann konnte das nur bedeuten, dass
er an einer anderen Stelle noch dringender benötigt wurde als hier.
Und
das musste angesichts der schwierigen Situation vor Ort, schon eine äußerst
schwere Sache sein. Was wiederum nur bedeuten konnte, dass die Erde laut der
Einschätzung von Sismael kurz davor stand, komplett verloren zu sein.
»Du
weißt, ich gehe mit komischen Gefühlen im Bauch!«, sagte Jens jetzt und riss
ihn aus seinen Gedanken.
»Ja,
aber das hatten wir schon. Lass uns diesen Abschied schnell hinter uns bringen
und uns darauf freuen, wenn wir uns wiedersehen.
Ja?«
Jetzt
konnte Jens nicht anders, machte einen Schritt nach vorne und umarmte Pharso.
»Seid
ihr Mädchen, oder was?«, stichelte eine alte Schmetterlingsstimme von hinten
los.
Beide
ließen sich sofort los und drehten sich um.
Wansul
hatte sich still materialisiert und war kurz vor dem Moment gekommen, als sich
die beiden erwachsenen Männer in die Arme schlossen. Wansul hob seine kleine
Schmetterlingshand, hielt sie waagerecht und wippte leicht mit ihr, so als
würde er einen Flügelschlag nachmachen.
Jetzt
konnten Pharso und Jens nur mit dem Kopf schütteln, und die Geräusche ihrer
Umgebung erreichten sie wieder. Die Anspannung war jetzt wenige Minuten vor der
Abreise gefallen und sie nahmen ihre Umgebung wahr. Sie hielten sich in dem unterirdischen
Hangar auf, in dem die Ritterflotte gelandet war, als sie durch die gegnerischen
Schiffe - durch die Macht von Sebastian geschützt - geflogen waren und Sadasch
betreten hatten. Hier hatten alle Schiffe von Orso einen Platz gefunden
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