Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
ganze Pack ausrotten. Auch den Vorsitzenden,
wie auch immer der hieß.
Sie
hatte den Namen zwar gehört, aber er war immer so undeutlich von den Soldaten
ausgesprochen worden, dass sie ihn nicht wirklich verstanden hatte. Langsam
bekam sie ihre Umgebung und ihren Körper wieder mit. Doch nun war die Reise
vorbei.
»Du
wirst für das Erste hier bleiben, bis ich weiß, wie ich das meiste Geld aus dir
raushole«, sagte der Soldat in seiner roten Uniform, als er ihr die Fesseln
abnahm, sie packte und auf den Gang vor ihrem ehemaligen Gefängnis führte.
Dunkel
gefärbte Metallplatten auf dem Boden. Gräulich bis schwarz. Ebenso die Wände. Gelegentlich
waren hier Schilder angebracht, die in einer ihr nicht bekannten Sprache den
Weg wiesen.
Nun
ging der Nila mit ihr verschiedene Gänge an Deck des Spezialtransportes
entlang. Sie war fast nüchtern. Deswegen merkte sie, dass er sie geschickt um
andere Soldaten rumführte. Es mussten wohl Umwege sein. Sie gingen so gut wie
niemals geradeaus.
Kaum
hörte der Soldat Stimmen, die auf sie zugingen, da bog er schnell in einen
abzweigenden Gang ein. Ihre Existenz blieb damit ein wenig unentdeckt. Schnell
wurde ihr klar, dass der Soldat, obwohl er sie an anderen vorbeiführte und wahrscheinlich
nicht zu den Vergewaltigern gehörte, auch ihr Feind war.
Sollte
sie vielleicht um Hilfe schreien, damit sie auffiel, und seine Vorgesetzten
etwas davon mitbekamen?
Als
sie jedoch die Leiche eines Lebewesens auf einem der Gänge liegen sah,
entschied sie sich schnell gegen einen Hilferuf: Unerwünschten Personen wurde hier
wahrscheinlich nicht geholfen… sie wurden umgebracht.
Als
sie an dem Leichnam vorbeiging, stieg erneut Ekel in ihr auf. Der Geruch
verpestete die Luft: Verwesungsgase.
Eigentlich
hätte sie sagen können, dass dort ein Mensch lag. Doch die Deformationen, die
dieser Körper aufwies, waren alles andere als menschlich. Es schien, dass in
einer atemberaubenden Geschwindigkeit Arme und Beine gewachsen waren. Oder die
Knochen hatten sich vergrößert, und die Haut hatte das Tempo nicht mithalten
können – und war gerissen. Muskelstränge und Sehnen waren blutig sichtbar.
Aber
auch diese waren in die Breite gegangen wie bei einem Body- builder.
Kleidung
hatte der Körper nicht mehr an. Wahrscheinlich auch gerissen und einfach
abgefallen.
Was
für Schmerzen dieses Ding noch zu Lebzeiten hatte haben müssen!
Es
sah aus wie ein mutierter Zombie.
Die
junge Frau schüttelte sich. Doch so schnell sie den Leichnam erblickt hatte, so
schnell führte sie der Soldat zu dem schmalen Transporter.
Sie
kamen in eine kleinere Flughalle. Graue Landebahnen mit gelben Markierungen. Decke
und Wände waren schwarz verbrannt. Der Schutzschild des Tors flackerte grünlich
sanft. Dadurch konnte sie die funkelnde Schwärze der Galaxie sehen.
Hinter
dieser Barriere wartete sehnsuchtsvoll verlockend die Unendlichkeit…
Hier
in der Halle arbeiteten zwei, drei Techniker. Nicht mehr. Sie sahen sie
allerdings nicht. Der Nila ging mit ihr zielstrebig auf den kleinen, olivgrünen
Transporter zu, der auf drei Beinen stand. Eine seitliche Ladeluke stand offen.
Oben lugte versteckt ein Mann raus und winkte den Soldaten und Natalia zu sich
her.
»Wenn
dir dein Leben lieb ist, rührst du dich nicht«, raunte der Wächter sie an.
»Ich
werde dich für den Flug nicht fesseln können.«
Nur
ein Pilot saß vorne und der Soldat setzte sich zu ihm hin.
Militärische
Kargheit prägte das Innenleben. Kantige Schiffswände. Kleine schwachgelbe
Lampen. Alles ging so schnell. Die Luke schloss sich und schon startete die
Maschine.
Durch
das Ruckeln wurde sie durchgeschüttelt.
Sie
suchte nach einer Sitzgelegenheit, aber bis auf ein paar metallene Kisten war
hier nichts. Doch bevor sie umfiel, setzte sie sich lieber auf den Boden. Als
sie ihren Körper beim Hinhocken ein wenig neigte, merkte sie wieder, wie ihr
die Schmerzen vom Unterleib hochstiegen.
Auf
dem Boden angekommen, musste sie erstmal kräftig nach Luft hecheln… so weh tat
es mittlerweile.
Die
leichte, schummrige Beleuchtung erlaubte es ihr, dass sie sich selbst angucken
konnte, während sie wartete, was als nächstes passieren würde.
Sie
war barfuß. Ihre Füße waren fast schwarz. Die Nägel nicht zu erkennen.
Von
irgendwo da kam ein stechender Schmerz. Gänsehaut lief ihr den Rücken runter. Wann
hatte sie sich das letzte Mal betrachtet?
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