Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
noch wenige Schritte vom Eingang entfernt, dann huschten sie schnell in den Palast hinein.
Auch die Torwachen waren von dem Schmetterling mit der Erdbeere abgelenkt. Gerade noch konnten die beiden Eindringlinge hören, wie Zazzels Stimme über den Vorplatz ertönte.
»Hexerei izt zolch ein fürchterzreckelichez Wort, zagt doch einfach: Wunderherrllichkeit!« Als Re und FeeFee an den Wachen vorbei waren, gingen sie schnellen Schrittes weiter. Auch hier hatten sie ihre Köpfe weiterhin nach unten gerichtet, hoben diese nur gelegentlich, um sich zu orientieren. Eigentlich kannten sie hier alles auswendig. Dies war der Trakt, in dem die höchsten Kirchenvertreter ihre »Quartiere« hatten. Königin Mutter war hier ständig gewesen. Es dauerte beinahe eine Ewigkeit, bis sie durch diesen ersten »Gebäudering« in den Innenpark gelangten. Auch dort herrschte geschäftiges Treiben – das war allerdings nicht ungewöhnlich. Hier suchten Politiker und Kleriker, einfach alle, die sich im Palast aufhalten durften, bei schönem Wetter, so wie heute, einen Ort auf, der ihnen Ruhe und auch Platz für kleinere Gespräche bot. Die, die hier Konversation betrieben, machten dies recht leise, flüsterten beinahe. Kleinere Bäume, Wiesen, Bänke, kleine Wasserspiele – alles, was das sich nach Ruhe sehnende Herz begehrte, war hier vorhanden. Eine Atmosphäre des Friedens.
Entspannen war aber für FeeFee und Re nicht drin.
Im Gegenteil: Nun begann für die Eindringlinge der heiklere Part.
Je näher sie dem Herrschaftssitz ihrer Familie kamen, umso weniger Lan-Dan hielten sich hier auf. Zu Zeiten ihrer Mutter war die Anwesenheit zweier Blauröcke nichts Ungewöhnliches gewesen. Aber jetzt? Die wenigen Soldaten – früher brauchten hier nie welche stehen – die hier ihre Runden drehten, erlangten mit jedem Schritt, den FeeFee und Re auf die drei Eingangsportale des Königssitzes machten, immer mehr Interesse an den Klerikern. Unter ihren Kapuzen konnte das Geschwisterpaar bereits erkennen, wie drei Wachen ihren Routinegang unterbrachen und einen Kurs parallel zu ihnen einschlugen. Re und FeeFee ahnten nichts Gutes…als ein Tumult, vom Eingangsbereich des Parkes zum äußeren Ring hin, die Aufmerksamkeit aller auf sich zog: Zazzel!
»Zehr geehrtez Publikum, liebe Zlemmerfreunde«, rief er freudig laut aus, so dass es jeder Anwesende auf jeden Fall mitbekam.
»Hier darf ich euch die königlichzte Köztlichkeit, die je ein Lan-Dan-Herz gezehen hat, vorztellen!«, hob er strahlend eine Erdbeere in die Lüfte.
Die drei Wachen neben FeeFee und Re ließen von ihnen ab, drehten um und machten sich auf den Weg zu dem sprechenden Schmetterling. Auch die anderen Soldaten, die in dem Park waren, gingen schnellen Schrittes zu dem Flattermann hin. Als die beiden Blauröcke allerdings vor dem Eingangsportal rechts waren, der zu dem Familientrakt des Königspalastes, zu ihrem eigenen Zuhause, führte, mussten sie feststellen, dass nicht alle Wachen auf den sprechenden Schmetterling reingefallen waren: Zwei Lan-Dan-Offiziere verharrten auf ihren Posten.
Re und FeeFee verlangsamten ihre Schritte… und spannten unter ihren Kutten bereits die Muskeln an. Sie waren Kampfmaschinen, die für das Töten trainiert waren. Niemand würde sich ihnen in den Weg stellen können – auch wenn das zu ihrem Herzensschmerz bedeuten würde, dass sie diese Hindernisse beseitigen mussten, so schwer ihnen das auch fiel. Alle Palastwachen waren ausgewählte Frauen und Männer, aus denen auch ihre Leibgarde rekrutiert wurde. Sie kannten sie schon seit Jahren. Und bei ihrer Einstellung hatten die Wachen geschworen, das Leben der Königsfamilie mit ihrem eigenen zu verteidigen.
Als FeeFee und Re den Wachen so nahe waren, dass sie sie mit einem Sprung erreichen konnten, stellten sich die beiden Soldaten ihnen genau in den Weg.
»Halt«, sagte die Wachsoldatin mit tiefer Stimme. »Eure Geistlichkeiten, es tut uns leid. Sagt uns euer Begehren!«
Re und FeeFee blieben stehen. Ihre Blicke waren immer noch nach unten gerichtet.
»Es ist nach uns verlangt worden«, gab Re zur Antwort, und hob dabei den Arm so, als wolle er die Soldatin beiseite wischen.
»Wer hat euch hierher bestellt?«, wollte die Soldatin wissen.
Re und FeeFee verharrten, bevor sie antworten konnten. Sie mussten schnell überlegen, damit sie nicht auffielen.
»Ääähm…Lord… Prinboke«, stotterte FeeFee nun, allerdings etwas zu laut,… und nicht mit verstellter
Weitere Kostenlose Bücher