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Schmetterlingsjagd (German Edition)

Schmetterlingsjagd (German Edition)

Titel: Schmetterlingsjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Ellison
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auch nervös, weißt du? Aber ich verspreche, dass ich nicht beiße, okay? Juliet?» Er fängt meinen Blick auf, er schaut in mich hinein, als ob er direkt in meinen Bauch langen und mit den dunklen Seiten meiner Seele ringen will – oder so.
    «Wir können auch einfach nur hier sitzen und reden. Das finde ich mehr als in Ordnung. Eigentlich mag ich das sowieso gern, das ist sozusagen eins meiner Hobbys. Also musst du dir wirklich keine Sorgen machen.»
    Sein Blick wandert hinunter zu meinem Hals, zu meiner Brust, er legt den Kopf schief und schaut mich an. So süß. Er ist so süß. «Wo hast du das her?» Seine Finger berühren den Pferdeanhänger, Sapphires Pferdeanhänger, der aus meinem Hemdchen geglitten ist.
    «Meine Freundin», plappere ich. «Sie, äh, ist gestorben. Sie hat ihn mir hinterlassen.»
    «Standet ihr euch sehr nahe?»
    Ich nicke. Weil ich mir ihr näher fühle als den meisten lebenden Menschen.
    «Es ist wirklich hübsch. Elegant.» Seine Stimme beruhigt mich, und ich kann nicht umhin, mich zu wundern, warum dieser Mann in einem VIP-Séparée in einem Stripclub in Neverland sitzt. Er ist einfach umwerfend, eher jung – wahrscheinlich nicht älter als dreißig – und wirkt richtig nett. Er ist überhaupt kein Stripclub-Typ, jedenfalls nicht so einer, den ich mir darunter vorgestellt habe: johlende, brüllende, bierbäuchige Betrunkene, die da vorne sitzen und beim Anblick einer nackten Brust anfangen zu sabbern.
    Ich bemerke die Sommersprossen über seiner linken Augenbraue und zähle sie: sechs. Gut. Perfekt. Genau die richtige Anzahl. Also beschließe ich, mich zu entspannen. Ich gleite von seinem Schoß auf die weiche Ledercouch neben ihm und platze heraus: «Und was machen Sie hier? Wenn solche Orte Sie nervös machen, meine ich?»
    Er lächelt mich geduldig an, also ob er schon erwartet hätte, dass ich das frage. «Ich überlege, den Club zu kaufen.» Er lächelt nur mit der linken Seite des Mundes, sodass er aussieht wie ein schiefer Mond, aber in diesem Fall stört mich das Fehlen von Symmetrie nicht.
    Ich weiß nicht, ob er nur einen Witz gemacht hat, als er behauptet hat, er wolle den Club kaufen, aber egal, seine Antwort und die Art, wie er sie gesagt hat, beruhigt mich noch mehr.
    «Und was ist mit dir?» Er streckt die Hand aus und legt sie auf meine. Sie ist warm. Trocken. Angenehm. «Wann hast du angefangen?»
    Die Berührung seiner Hand strahlt durch meinen ganzen Körper, jede einzelne meiner Zellen fühlt sich warm an. «Das ist eine ziemlich lange Geschichte», fange ich an, aber bevor ich weitersprechen kann, steckt ein riesiger, fürchterlich aussehender Türsteher mit winzigen Schieleäuglein seine Nase, die aussieht wie eine zermatschte Tomate, durch den Vorhang.
    Ohne nachzudenken, springe ich auf die Füße und fange an, unbeholfen vor Gordon zu tanzen, in der Hoffnung, dass keiner von beiden merkt, dass ich keine Ahnung von dem habe, was ich da tue.
    Der Türsteher grinst höhnisch. «Mr. Jones, brauchen Sie ein anderes Mädchen?»
    Ich tanze weiter, tanze einfach weiter. Ich sehe Sapphires Gesicht in den Vorhangfalten, wie es mich ansieht, mich ermuntert, ihre Erscheinung entfaltet sich und legt sich wieder zusammen wie Schwingen, die sich langsam bewegen. Wir stecken da jetzt zusammen drin, Sapphire und ich; wir sind verantwortlich füreinander. Für unser Leben und unseren Tod. Es gibt kein Zurück.
    «Nein, Vin. Ich hab schon ein Mädchen, danke sehr.»
    «Sind Sie sicher, dass Sie alles haben, Boss?», fragt er.
    «Absolut sicher, Vinnie. Danke der Nachfrage.» Und damit zieht sich Vincent, der Türsteher mit der Tomatennase, hinter den Vorhang zurück und verschwindet im Qualm und Krach.
    Ich wiege mich noch ein bisschen unbeholfen hin und her, dann fasst mich Gordon beim Handgelenk. «Du kannst jetzt damit aufhören.» Seine Augen sind freundlich und ernsthaft. Ich verschränke die Arme vor der Brust, peinlich berührt, aber auch irgendwie getröstet – wie ein kleines Mädchen, das seinen Kinderpunsch auf den weißen Teppich vergossen hat und dem man trotzdem ein Pony verspricht. Er lässt mich nicht los. «Setz dich. Lass uns einfach nur reden.»
    Er wirft einen Blick auf sein Handgelenk, als ob er auf die Uhr schauen will. Aber da ist nichts. Nur ein weißer Umriss, wo eine Uhr sein sollte. Kurz scheint er in Panik zu geraten, steckt die Hände in seine Anzugtaschen und tastet darin herum.
    «Was ist passiert?», frage ich ihn. «Haben Sie … haben

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