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Schmetterlingsjagd (German Edition)

Schmetterlingsjagd (German Edition)

Titel: Schmetterlingsjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Ellison
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Sie ihre Armbanduhr verloren?»
    Er tastet noch ein wenig an sich herum, bedeckt dann sein Handgelenk mit der anderen Hand und lächelt mich an. Ein sauberes, strahlendes Lächeln. «Hab ich wohl», lacht er. «Immer ein kleiner Schreck. Etwas zu verlieren.»
    Ich greife in meine Tasche und schaue auf die Uhr meines Handys: «Es ist fast ein Uhr nachts», stelle ich fest, und im selben Moment überkommt mich eine namenlose Panik. Ich muss gehen, ich muss unbedingt hier weg. Der Aschenbecher, den ich gerettet habe, muss seinen Platz an der richtigen Stelle finden, und ich muss ins Bett. Juliet verwandelt sich wieder in einen Kürbis, und statt der Prinzessin kommt die alte, aschebedeckte Lo wieder zum Vorschein, mit ihren blöden Ponyfransen und der krummen Nase.
    «Ich – ich muss jetzt gehen», stammle ich. «Ich hab gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist … ich muss auf die Bühne. Ich soll eigentlich tanzen und nicht … hier sein. Tut mir echt leid.»
    Gordon hebt eine Augenbraue und sieht überrascht aus. Ich wende mich von ihm ab. Er protestiert, und ich klopfe tip tip tip, Banane , schlüpfe zwischen den Vorhängen hindurch und haste mit gesenktem Kopf zum Ausgang.
    Ich habe es gerade hinter die Samtkordeln des VIP-Bereiches geschafft, als mich eine Stimme ganz in der Nähe aufhält: «Wenn ich du wäre, würde ich Gordon Jones lieber nicht sitzenlassen.»
    Ich fahre herum. Direkt hinter mir steht Randi, die jetzt ein Lederkorsett trägt. Sie hält ein leeres Tablett in der linken Hand.
    «Normalerweise steht er überhaupt nicht auf die neuen Mädchen, Süße. Du solltest dich glücklich schätzen, besonders in diesem Ding da.» Sie zeigt mit ihren manikürten Fingernägeln auf meinen Rock und mustert mich, als hätte ich gerade ein unglaubliches Verbrechen begangen.
    «Ich – das wusste ich nicht», sage ich verlegen und zupfe am Pferdchenanhänger. «Ich weiß gar nichts über ihn. Ich hab doch heute Nacht erst angefangen.»
    Sie seufzt und stemmt die Hand in die Hüfte. «Sieh mal, Süße. Mr. Jones gehört im Grunde genommen ganz Cleveland. Immobilien oder Bauprojekte oder so ein Kram. Stinkreich. Gibt außerdem immer viel Trinkgeld. Vor allem ist er total superwählerisch bei seinen Mädchen, und er ist kein Widerling. Versucht nie irgendwelche linken Sachen im Séparée, weißt du.» Sie zeigt jetzt mit dem Finger auf mich wie Mr. Crawson, der Sexualkundelehrer, wenn er uns erklärt, welche Geschlechtskrankheiten wir kriegen können, wenn wir jemand anderen küssen, ohne ein Kondom zu tragen. «Tipp für die Zukunft: Solltest du jemals eine weitere Chance bei Gordon Jones bekommen, versau’s nicht. Echt.» Sie schüttelt den Kopf und geht zurück zu den Männertischen.
    Ich starre auf den Vorhang des Séparées, in dem Gordon Jones sitzt: stinkreich, süß, gut aussehend. Vielleicht macht er sich Gedanken, warum ich einfach gegangen bin. Ich spüre immer noch das warme Leder in meinen Kniekehlen, seinen Whisky-Pfefferminz-Atem, und ich habe noch im Ohr, wie er das merkwürdigste Wort der Welt sagt und wie es, warm und samtig, in meine Brust gleitet: schön.
    Ich könnte zurück zu ihm gehen. Wir könnten uns unterhalten – nur unterhalten. Ich muss an die sechs Sommersprossen über seiner linken Augenbraue denken: eine perfekte Zahl. Eine sichere Zahl. Vielleicht hätte er mir sogar geholfen, wenn ich ihm gesagt hätte, was los ist, was mit Sapphire passiert ist, vielleicht hätte er sich gekümmert. Und dann hätte er geflüstert: Du bist hier sicher. Ich sorge dafür. Sicher (linkes Auge), sicher (rechte Wange), sicher (zwischen den Schlüsselbeinen). Sicher …
    DONG DONG DONG: Ein Türsteher stampft die Stufen hoch und reißt mich aus meinem Tagtraum.
    Zeit zu gehen.
    Ich husche zum Ausgang. Aus den Augenwinkeln sehe ich etwas, das mich innehalten lässt. Ich erstarre.
    Er unterhält sich mit Marnie, hat seine Beine um einen Barhocker in der Nähe der Bühne geschlungen, sein Grübchenlächeln ist so breit wie immer. Das Herz schlägt mir bis zum Hals, und ich kann kaum noch atmen. Ich krächze:
    «Flynt!?»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 11
    Flynt wirbelt zu mir herum. Er wird sofort blass, seine Augen weiten sich. Dann springt er auf und kämpft sich zu mir durch.
    «Was machst du hier?», spucke ich ihm entgegen.
    «Dasselbe könnte ich dich fragen», entgegnet er. «Wolltest du gerade gehen?»
    Ich nicke. Ich weiß nicht, was ich fühlen oder sagen soll.
    «Oh, was für ein

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