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Schmetterlingsjagd (German Edition)

Schmetterlingsjagd (German Edition)

Titel: Schmetterlingsjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Ellison
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Und in der linken Ecke steht in krakeliger, verrückter Handschrift ein Name.
    Flynt.
    Mein Blut wird ganz kalt, schockgefroren, meine Organe wie eingeklemmte Steine.
    Er hat behauptet, er hätte sie nicht gekannt, aber er hat gelogen. Er hat ihr Porträt gezeichnet. Er wusste, wie man hier hineinkommt. Er wusste, wo die Küche ist, fällt mir plötzlich ein. Er ist schon mal hier gewesen.
    Oh mein Gott. Alles verschwimmt vor meinen Augen und wird wieder klar, wie bei einer Sonnenfinsternis.
    Eine Stimme erklingt hinter mir und erreicht meine Ohren in langsamen, hohlen Wellen: «Na, was Gutes gefunden?»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 13
    Ich drehe mich langsam um, in meiner zitternden Hand die Zeichnung.
    Flynt steht in der Tür.
    Er sieht die Zeichnung in meiner Hand, und sein Gesicht wird kreidebleich.
    Angst wallt in mir auf, sie steigt von meinen Füßen bis hoch in meinen Schädel.
    Ich zittere. Ich denke: Lauf , aber ich kann nicht.
    Er kommt auf mich zu, streckt die Hand nach mir aus.
    Ich stolpere rückwärts und gegen ein kleines Nachttischchen mit einer Porzellanlampe darauf. Es fällt um, die Lampe kracht zu Boden und zerbricht in kleine Scherben. In der Brust wird es mir eng, so eng, die Worte bleiben schmerzhaft in meiner Kehle stecken.
    «Du hast gesagt – du hast gesagt, d-dass du sie nicht gekannt hast …», stammele ich, fast ist es ein Keuchen.
    «Wovon redest du, Lo?» Er greift nach mir, und ich winde mich aus seinem Griff.
    «Du hast gelogen», krächze ich. «Was hast du ihr angetan?»
    «Wovon sprichst du? Was zum Teufel willst du damit sagen?» Seine Brauen ziehen sich zusammen, er schaut auf das Papier in meiner zittrigen Hand und nimmt es.
    «Mein Gott …», flüstert er dann. Er ist so bewegt, dass er seine Bärenmütze abnimmt und sich durch die Haare fährt. Zum ersten Mal sehe ich seinen Kopf ohne Mütze.
    «Okay, Lo», sagt er und seufzt tief und bebend, «Ich wollte nicht, dass du es erfährst, aber … sie war eine Freundin. Ich meine, keine enge Freundin, aber … ich kannte sie.»
    In meiner Brust fühlt es sich immer noch eng an. Ich wippe auf den Zehen vor und zurück und versuche, Worte zu finden. «Aber … aber wenn du sie gekannt hast, warum … warum hast du mir nichts davon erzählt? Warum hast du gelogen?»
    «Ich wollte einfach nicht in die Sache hineingezogen werden, okay! Das verstehst du sicher, oder? Sie ist umgebracht worden. Das hier ist eine ernste Sache, Lo. Das ist kein Spiel.»
    «Ich weiß, dass das kein Spiel ist», stoße ich hervor. «Du bist hier derjenige, der Spielchen spielt. Du bist derjenige, der gelogen hat …»
    «Du hast mich auch angelogen, als du sagtest, dass du sie kanntest.» Flynt seufzt und reibt sich den Kopf. «Hör mal. Ich habe mich entschieden, dir zu helfen, weil ich gemerkt habe, wie viel dir daran liegt, und, Lo, das hat mich irgendwie angesteckt. Du steckst mich an, du machst mich zu einem besseren Menschen. Bringst mich dazu, etwas Sinnvolles zu tun.» Er hält inne und nimmt einen tiefen Atemzug. «Aber wir sollten hier nicht mehr mit diesem Zeug herumstehen. Du hast ganz eindeutig Schiss», fährt er fort, «und ich habe eindeutig Schiss, und ich glaube, wir sollten es einfach … dabei belassen. Raus aus der Sache, solange es noch geht.»
    Ich schaue ihm ins Gesicht, seine vollen Lippen, seine grüngoldenen Augen: Irgendetwas liegt darin, das ich nicht verstehe – ein verzweifelter, flehender Schmerz.
    Ich traue ihm immer noch nicht ganz, aber fürs Erste muss ich ihm wohl glauben. Ich darf ihn nicht verlieren.
    Er ist mein einziger Freund.
    Vorsichtig legt Flynt die Zeichnung zurück auf Sapphires Tisch und fährt mit dem Finger die Konturen ihres Porträts nach, die Konturen des Mädchens, das ihm durch die Finger geglitten ist. Ich halte mit beiden Armen meine Tasche vor der Brust.
    «Okay», sage ich und nicke. Meine Stimme klingt heiser.
    «Okay was?», entgegnet er.
    «Okay, lass uns raus hier», sage ich.
    Die Kälte umfängt uns, und wir drängen uns näher aneinander, als ob uns die Körperwärme des anderen magnetisch anziehen würde. Flynt zieht meine Hand zu sich und drückt sie. Ich habe den Drang, mich seinem Griff zu entwinden, aber gleichzeitig möchte ich mit ihm verschmelzen. Ich wünsche mir, dass er mich irgendwohin trägt und mich wieder heil macht.
    Vorsichtig zieht er mich hinter sich her. Ich lasse es zu.
    ***
    Auf dem Heimweg nach Lakewood fühle ich mich wie unter Wasser – wogend und

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