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Schmetterlingsjagd (German Edition)

Schmetterlingsjagd (German Edition)

Titel: Schmetterlingsjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Ellison
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Klang zu geben. «Mom, nein. Ich nehme keine Drogen. Ich schwöre es. Ich hänge mit niemandem herum.»
    «Lüg mich nicht an, Penelope», sagt sie. Kleine Speicheltröpfchen fliegen von ihren Lippen. Jetzt hat sie den sicheren Boden verlassen. «Ich weiß doch, dass du dich schon die ganze Woche heimlich weggestohlen hast. Ich höre dich doch, wie du schleichst. Nach all dem, was letztes Jahr geschehen ist, wagst du es, einfach wegzugehen und mich dann auch noch anzulügen? Wie kannst du nur?» Sie verschränkt die Arme, als wolle sie sich umarmen. «Nein», sagt sie, «nein nein nein nein nein. Nicht noch mal.»
    «Mom, bitte.» Ich will sie berühren. Ich will etwas sagen, damit sie aufhört, aber ich schaffe es nicht.
    Plötzlich fängt sie an zu schluchzen, ihr Körper rollt sich zusammen wie ein Blatt, das sich um einen Zweig schmiegt, und ihre Stimme erklingt in einem feuchten Wimmern, in kurzatmigen Stößen. «Ich … ich wusste es nicht. Du glaubst mir, oder? Ich wusste es nicht. Oh Gott . Mein Baby. Mein Baby.» Sie hebt die Hand zum Gesicht und gräbt ihre Nägel in die Wange.
    «Ich hol dir ein Glas Wasser, Mom.» flüstere ich. Dann gehe ich vorsichtig aus dem Zimmer und presse dabei die Fäuste gegen meine Schenkel. Ich fühle mich so schwach, als ob ich gleich auseinanderbreche.
    In der Küche fülle ich ein Glas mit kaltem Wasser aus der Leitung und kippe es wieder aus. Dann fülle ich es erneut und kippe es aus. Ich fülle es ein letztes Mal, kippe es nicht aus und reiße mich vom Wasserhahn los. Meine Zwänge laufen jetzt im Schnelldurchgang ab. Sie verlangsamen mich, aber ich kann sie nicht aufhalten. Ich steige drei Treppenstufen hinauf und muss eine wieder hinuntersteigen – drei hoch, eine runter, drei hoch, eine runter –, bis ich oben ankomme.
    Als ich wieder bei Mom bin, hat sie aufgehört zu weinen. Sie hat sich rücklings auf das Bett fallen lassen, die Augen ganz glasig, und von Zeit zu Zeit dringt ein erstickter Schluchzer aus ihrer Kehle.
    «Na komm schon, Mom.» Vorsichtig setze ich mich auf die Bettkante. «Trink das erst mal, okay? Hier, ich helf dir.» Sie ist so schlaff wie eine Puppe. Mit einer Hand stütze ich ihren Kopf und halte ihr mit der anderen das Glas an die Lippen.
    Hinter mir quäkt immer noch der Fernseher. Zeit für die Nachrichten. Danke, Tom. Ich stehe hier beim Westwood Center, wo die Müllcontainer endlich wieder aufgestellt werden, nachdem sie nach der Bombendrohung Ende Dezember fast vier Monate lang weggeräumt worden waren.
    Ich stelle das leere Glas auf dem Nachttisch ab und wirbele herum. Ein fröhlicher Reporter steht auf dem windigen Parkplatz vor dem Einkaufszentrum. Westwood Center: Irgendetwas habe ich darüber doch gehört … irgendetwas Wichtiges …
    Kurz nach der Bombendrohung bestätigte die Polizei, dass es sich um einen falschen Alarm handelte, ließ jedoch als Sicherheitsmaßnahme die Müllcontainer in der Nähe entfernen. In den letzten vier Monaten war die Stadt gezwungen, private Entsorgungsfirmen zu beauftragen. Dadurch sind die Mietnebenkosten in diesem Teil der Stadt bis zu zwanzig Prozent gestiegen. Die örtlichen Geschäftsleute Glenn, Donn und Joe Weinberg haben bereits protestiert. Kein Geschäft im Westwood Center dürfe gezwungen sein, so übermäßig viel für etwas zu bezahlen, was eigentlich umsonst sein sollte. Andere Geschäftsleute haben sich dem Protest angeschlossen. Eine Demonstration vor dem Bahnhof 23. Straße am Freitag musste die Polizei auflösen .
    Meine Mutter atmet langsamer, ihre Lider flattern und schließen sich dann. Ich habe einen Kloß im Hals, und mein Kopf fühlt sich an, als müsse er gleich platzen, wie ein Ballon.
    Warum fällt es mir nicht mehr ein?
    Leise und vorsichtig schleiche ich mich aus dem Zimmer, damit ich sie nicht wecke.
    In meinem Zimmer starre ich meine Sachen an. Sie starren zurück.
    Plötzlich – ein Klingeln aus meiner Schultasche. Ich brauche ein paar Sekunden, um zu verstehen, woher es kommt: von meinem Handy.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 16
    Ich wühle wild in der Tasche herum, bis ich es finde. Mein Handy klingelt niemals . Ich starre auf das Display: Die Nummer kenne ich nicht.
    «Hal-lo?»
    Ich höre eine Autohupe im Hintergrund. Dann ein statisches Knistern. «Königin Penelope?», fragt die Stimme am anderen Ende. «Sind Sie es wirklich?»
    Ich beiße mir heftig auf die Unterlippe, so erleichtert bin ich. «Flynt! Du hast endlich ein Handy?»
    «Niemals! Eine

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