Schmetterlingsjagd (German Edition)
räuspert sich, «dass nichts von dem, was der Prophet sagt, irgendeinen Sinn ergibt.» Er hakt sich bei mir ein. «Komm», sagt er und zieht mich weiter, «es ist ganz schön kalt hier draußen.»
***
Rabbit’s Diner ist fast leer, als wir kommen – ein Ort wie aus der Vergangenheit mit pastellblauen Sitzecken und kleinen Jukeboxen an jedem Tisch. Der im Schachbrettmuster geflieste Boden ist fettig und schmierig. Wir bestellen einen Teller Pommes bei der aufgedunsenen Kellnerin, die Flynt natürlich kennt und uns eine Cola spendiert.
Er beugt sich über den Teller und hebt einen Pommes in die Höhe. Fett tropft herunter und direkt auf die Tischplatte. «Davon rede ich!», sagt er, stopft sich den Pommes in den Mund und lächelt, als er meinen Blick auffängt. Er schaut mich die ganze Zeit an, ein paar lange, warme Sekunden, seine funkelnd goldgrünen Augen werden ganz groß.
«Also …», fange ich an und hefte den Blick auf den Teller, nehme die Ketchupflasche und quetsche einen Klecks davon auf meine Serviette, dann noch einen und noch einen, alle im gleichen Abstand voneinander, «am Telefon hast du den Türsteher erwähnt … den vom Tens. Was weißt du über ihn?»
Als ich wieder hoch schaue, sieht er mich immer noch an, auf dieselbe, intensive Art und Weise, also ob er … mich küssen will oder so. Ich schaue wieder weg und spüre, wie ich rot werde. Schnell greife ich nach einem weiteren Pommes. «Nicht viel eigentlich; er war ziemlich grob, das weiß ich», antwortet er und lässt seine Hand über den Tisch gleiten, bis er meine fast berührt. Mich überläuft ein Schauer. «Ich wollte nur sichergehen, dass es dir gutgeht. Und ich dachte, wir sollten feiern, dass all das endlich vorbei ist.»
«Genau. Ja», sage ich und versuche zu lächeln. Mein Kiefer ist ganz starr, ich tunke einen Pommes in jeden meiner kleinen Ketchupkleckse, drei Mal: Es ist nicht vorbei. Ich weiß das. Aber Flynt wirkt so sicher, so bereit, es zu glauben, loszulassen. Der Türsteher. Vincent Navarro. Vinnie. Er ist noch vor Schulschluss verhaftet worden … also kann er nicht die Warnungen an meinen Spind geklebt haben. Und mit wem hat er eigentlich geredet, wer hat ihn an jenem Abend abgeholt … mit der schwarzen Limousine? Er kann nicht allein gearbeitet haben. Auf keinen Fall. Ich bin jetzt mit der Ketchuptunkerei fertig und esse den Pommes in drei Happen auf. Wenn ich doch nur dieses Gedankenkarussell abschalten könnte.
«Der Look steht dir», sagt Flynt und guckt lachend auf meinen Mund.
Ich werde rot und untersuche meine Klamotten auf Flecken oder Löcher an peinlichen Stellen. «Was? Wovon redest du?»
Er beugt sich über den Tisch und wischt mir mit dem Daumen über den Mund. «Ketchup», antwortet er leise und zeigt mir zum Beweis seinen Finger. Mir wird ganz heiß. «Vielleicht hätte ich ihn da lassen sollen … du sahst ziemlich süß aus mit dem Katz-Supp im Gesicht.»
Ich spüre, wie sich auf meinem Gesicht ein Lächeln ausbreitet und schlage die Hand vor den Mund; ich will nicht, dass er weiß, dass er das mit mir machen kann.
Seine Hand liegt wieder auf dem Tisch, meine auch, und sie berühren sich fast. Zwischen ihnen wird es ganz heiß, es fühlt sich an, als wären sie magnetisch. «Ich glaube», fängt er an, «wir sollten ein bisschen in den Müllcontainern herumwühlen, Königin P. … Um die gute Nachricht zu feiern.» Er lässt seine Hand noch ein Stückchen vorwärts gleiten; unsere Fingerspitzen berühren sich jetzt. Müllcontainer. Container. Container … irgendetwas beginnt sich in meinem Hirn zu drehen; etwas Wichtiges.
«Das Westwood Center …», sage ich laut und starre auf die drei verschmierten Ketchupkleckse auf meiner Serviette; «… warum kann ich nicht …» Und dann erstarrt mein Blut zu Eis: «Mario.» Meine Fingerspitzen zucken zurück, ich presse die Hände gegen den abgestoßenen Rand des Tisches. «Flynt!»
Er schaut mich besorgt an.
«Dieser Typ, Mario», sage ich hastig, «er hat … er hat die Sachen verkauft, die Sapphire gehörten. Damals. Auf dem Flohmarkt.» Meine Hände fliegen auf die Schenkel, und ich tippe unter dem Tisch.
«Ja … na und?» Flynt zupft an seinen Bärenohren und greift dann nach den Pommes.
«Er … er hat mir erzählt, dass er all seine Sachen aus den Müllcontainern außerhalb des Westwood Centers hat. Aber das kann nicht sein! Oder? Sie waren gar nicht da. Heute haben sie in den Nachrichten darüber berichtet. Die
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