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Schmetterlingsjagd (German Edition)

Schmetterlingsjagd (German Edition)

Titel: Schmetterlingsjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Ellison
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triumphierend und stürzen sich auf das Festmahl.
    ***
    Im schwachen Vorfrühlingslicht wirkt das Tens noch düsterer, plumper und viel weniger beängstigend als in der Dunkelheit. Dennoch kann ich kaum atmen, und mein Herz klopft. Ich nehme all meinen Mut zusammen und trete durch die Tür in den Zigarettenqualm des Clubs: Tip tip tip, Banane.
    Ein Mann wartet an der Garderobe auf seine Jacke. Er tippt mit der Sohle seiner eleganten Schuhe ungeduldig auf den Boden und schaut immer wieder auf seine Armbanduhr. Mein Magen macht einen Hüpfer. Es ist Gordon Jones.
    «Sie haben sie wieder», sage ich unvermittelt.
    Er schaut auf und sieht völlig überrascht aus. Ich spüre, wie ich am ganzen Körper erröte. Er erinnert sich sicher nicht einmal mehr an mich – an unsere Begegnung im Séparée, an das ungeschickte kleine Mädchen, dass ihm in den Schoß gefallen ist.
    «Was?», fragt er.
    «Ihre Armbanduhr», platze ich heraus. Am liebsten würde ich im Erdboden versinken. Mein ganzer Körper brennt. «Sie haben sie wieder.»
    Sein Unterkiefer fällt ein wenig herab. Er blinzelt mich an. Er erinnert sich nicht. Ich beiße mir heftig auf die Unterlippe und dränge mich an ihm vorbei in den Club. Hinter einer Säule atme ich einmal kurz durch und versuche mich zu sammeln. Ich drücke achtzehn Mal den Schmetterling in meiner Faust. Ich bin so blöd. Warum hätte er sich an mich erinnern sollen? Er sieht ständig eine Million Mädchen. Für ihn bin ich ein Niemand.
    Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los – diesen Rausch, den ich gespürt habe, als er mich ansah, als wäre ich schön, begehrenswert. Als ob ich jemand wäre, den er kennenlernen wollte.
    Enttäuschung überkommt mich – war das alles nicht wirklich?
    Der Club ist um diese Zeit fast leer. Drei Typen mittleren Alters sitzen an drei verschiedenen Tischen im Raum, jeder in seiner eigenen Blase, und schauen dem Mädchen auf der Bühne zu. Es ist das kleine, lockige Mädchen, das die Treppe hochbegleitet wurde, kurz bevor ich in Gordons Séparée gefallen bin. Sie klettert die Stange hoch wie ein Eichhörnchen. Ihr Brustkorb ist erschreckend dünn, und die bernsteingelben Scheinwerfer unterstreichen das zusätzlich. Sie gleitet schwerelos die Stange hinab, wie Seide. Ich kann den Blick nicht von ihr losreißen.
    Einer der Männer – er hat einen schütteren angegrauten Haarkranz, den er ganz kurz geschoren hat, und seine Glatze glänzt wie eine geschälte Zwiebel – beugt sich vor, näher zu ihr, und winkt mit der Hand nach einem weiteren Drink. Eine Kellnerin huscht aus der Dunkelheit auf ihn zu. Ich erkenne ihr Gesicht wieder – Lacey.
    Ich warte, bis sie in meine Richtung kommt, dann trete ich hinter der Säule hervor und rufe ihren Namen. Ich weiß nicht einmal, was ich sagen soll. Sie wirbelt herum, hält das leere Tablett dabei dicht vor der Brust und kräuselt die Nase. Camille macht genau dasselbe, nur mit ihren Büchern, wenn ein lästiger Zehntklässler von hinten an sie herantritt.
    Sie kneift die Augen zusammen und zeigt dabei die schmalen Zahnlücken zwischen ihren roten Lippen. «Oh. Hey. Julie, oder?»
    Ich verbessere sie nicht. «Genau.»
    «Haben sie dich genommen?»
    «Weiß ich noch nicht …», antworte ich. Sie nimmt ihr Tablett in eine Hand und schnalzt mit der Zunge. «Ich muss später vorsprechen.»
    «Oh, ach ja. Anfängernacht», sagt sie und macht dabei ein schmatzendes Geräusch. «Na ja, viel Glück. Wenigstens kostet es nichts vorzusprechen. Die Manager hier sind ein Haufen geiler Arschlöcher, aber sie tun gern so, als seien sie Geschäftsleute.» Sie wirft einen Blick zurück auf die drei Männer im Publikum, die an ihren Krawatten zupfen. «Andererseits … ich glaube, da ist eigentlich kein großer Unterschied.»
    Sie macht mit ihrem Kaugummi eine Blase und geht zur Bar. Dabei schwingt sie im Beat der Techno-Musik die Hüften. Ich halte sie auf.
    «Kennst du … kennst du einen Typen, der Mario heißt?»
    Sie dreht sich um. «Mario?» Sie kräuselt wieder die Nase und denkt kurz nach, dann schüttelt sie den Kopf. «Ich glaube nicht … sollte ich? Ist er ein Kunde hier oder so?»
    «Ich weiß nicht. Ich meine, vielleicht. Er hat dieses … gruselig rote Haar, und er ist ziemlich klein, vielleicht um die vierzig. Klingt immer ein bisschen high, wenn er spricht …?»
    «Nein. Den kenn ich auf keinen Fall.»
    Ich zupfe an meinem Top und beiße mir auf die Unterlippe, drei Mal auf jeder Seite. «Na ja, weißt du

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