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Schmetterlingsjagd (German Edition)

Schmetterlingsjagd (German Edition)

Titel: Schmetterlingsjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Ellison
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zur Tür, durch den kahlen, kalten Flur, durch das Summen und Klingeln und Stimmengewirr, zurück zum Eingang der Polizeistation. «Besser, wir sehen Sie hier nicht noch mal», sagt er. «Seien Sie so gut und hängen Sie nicht auf der Straße herum, okay?»
    Ich antworte nicht, sondern wende mich ab; beim Rausgehen klopfe ich tip tip tip, Banane . Ich muss mich zusammenreißen, um nicht zu schreien. Ich muss mich zusammenreißen, damit ich nicht mit der Faust in die Glasscheibe der Tür schlage, bis die Scherben vor ihre Füße fallen. Auf den Stufen vor dem Eingang bleibe ich kurz stehen – zu zornig, um mich überhaupt zu bewegen.
    Ich schaue hinauf in den Himmel, ins Licht, das durch die Bäume fällt.
    Mit Mario ist es dasselbe wie mit Sapphire: Sie legen seine Akte zuunterst eines drei Meter hohen Stapels. Tut uns leid, dass wir Ihnen die schlechte Nachricht überbringen mussten.
    Ich stehe auf den kalten Betonstufen, starre durch das getönte Glas und spüre, wie ein Sturm in meinem Körper anschwillt.
    Wenn die Bullen sich nicht darum kümmern, muss ich es wohl tun. Irgendwie.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 21
    Meine Bude – im Keller dieses Friseursalons an der Ecke Grover und Miles … Flynts Worte von gestern jagen durch meinen Kopf. Ich gehe die Straßen von Neverland entlang und bin sicher, dass ich den Ort niemals finden werde, dass ich niemals lebend aus Neverland herauskomme. Es gießt in Strömen, und ich bin vollkommen durchnässt. Die Klamotten kleben an mir wie eine schwere Haut, das Wasser fließt meine Haare herunter und tropft mir in die Augen.
    Doch dann biege ich um eine Ecke in die Grover Street, und da ist es. Ein altes Ladenschild mit der Aufschrift T. Meroni’s: Friseur .
    Ich hämmere drei Mal gegen die Tür. Fünfzehn Sekunden später – nicht die schlechteste aller Zahlen, aber auch nicht die beste – öffnet Flynt mit weit aufgerissenen Augen. Die Kinnlade fällt ihm herunter, als er mich erkennt. «Lo – heilige Scheiße.»
    Ich kann nicht sprechen. Ich ziehe sechs Mal an meinen Haaren.
    «Na, komm schon rein», sagt er, greift nach meiner Hand und zieht sanft daran. Seine Haut ist weich und warm, die großen Hände und langen Finger, die rechte Handfläche voll gelber Farbe. Ich klopfe tip tip tip und flüstere Banane durch einen Schluckauf hindurch. Dann trete ich in einen riesigen, kalten Raum voller Spiegel und alter Drehstühle, auf dem Boden Fliesen im Schachbrettmuster, auf den Tischen ein paar abgeschabte Gläser mit Desinfektionsmittel, ein alter Heizlüfter steht in der Ecke. Ich lasse mich von Flynt nach unten führen. Seine Hände sind so warm.
    Ein magerer roter Kater miaut, als wir am Treppenabsatz ankommen. Er streicht um meine Beine und schnurrt. «Moby», sagt Flynt, schnalzt mit der Zunge und macht eine Handbewegung in Richtung Kater. Am anderen Ende des kahlen, zugigen Kellers öffnet er eine Tür zu einem Raum, in dem ein großer Kühlschrank steht, der nicht eingesteckt ist. Die elektrischen Leitungen und Wasserrohre schauen aus den halb verputzten Wänden. «Mein Kleiderschrank», erklärt er, öffnet den Kühlschrank und zieht ein T-Shirt aus einem Haufen Klamotten. Seine Füße tappen leise auf den verschiedenen Teppichproben, die auf dem Betonboden liegen, und er reicht mir das T-Shirt. «Du bist ja pitschnass», sagt er. «Zieh das an.»
    Er wendet sich ab, geht zu einem senffarbenen Sofa und räumt Farbtuben und herumliegende Kleidungsstücke weg. Bilder hängen an jeder Wand, Akte. Frauen, einige mit Tierkörpern oder zusammengesetzt aus Zweigen, Blättern, Blüten, Kreide, Teer.
    Ich ziehe meinen nassen Pulli und das Bustier aus und streife das T-Shirt über. Es ist groß und weich und riecht nach ihm – nach Piniennadeln, Gras und Nelken. Es hat drei winzige Löcher auf dem rechten Ärmel. Ein gutes Zeichen.
    «Lo», sagt Flynt leise. «Rede mit mir. Was ist passiert?»
    Meine Füße tragen mich zum Sofa. Moby springt mir auf den Schoß. Ich streichle ihn und beginne zu erzählen. Von Mario. Vom Tens, davon, wie ich in den stockdunklen Raum gezogen und fast erwürgt worden wäre.
    Flynt beugt sich vor und starrt mich mit brennenden Augen an. «Warte», sagt er mit angespannter Stimme. «Hast du ihn erkennen können? Ich meine, könntest du ihn beschreiben?»
    Ich schlinge die Arme um die Knie und spanne sein großes, weiches T-Shirt darüber. «Nein. Es war so dunkel.» Ich schlucke hart und starre auf meine Armbeuge. «Aber wer auch

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