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Schmetterlingsjagd (German Edition)

Schmetterlingsjagd (German Edition)

Titel: Schmetterlingsjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Ellison
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reicht Ihre Aussage allein nicht aus. Warum haben Sie uns eigentlich nicht angerufen, als Sie die gestohlenen Waren entdeckten ?»
    Die Art, wie er das Wort «entdeckten» ausspricht, hört sich irgendwie so an, als ob ich die Verbrecherin wäre. Er lässt den Kugelschreiber zwischen seinen Fingern hin- und herwandern. «Und wie wir Ihnen schon sagten, haben wir bereits jemanden verhaftet, der mit Sapphires Tod in Verbindung steht.»
    «Der Türsteher. Ich weiß. Aber er war es nicht. Oder wenn er es war, dann ist er von jemand anderem beauftragt worden. Marios Tod beweist das. Und ich glaube … ich glaube, ich weiß, wer es war.»
    Graham seufzt tief, fängt Pikes Blick auf und schaut dann wieder zu mir. «Okay, Miss Marin. Also, wie lautet Ihre Vermutung? Wer ist verantwortlich für diesen Mord?»
    «Diese Morde», verbessere ich sie. «Marios und Sapphires.»
    Graham dreht einen Stift in ihrer Hand. «Richtig. Morde. Also …», sagt sie und hebt die Augenbrauen. «Wie lautet der Name dieser Person?»
    «Ich … ich weiß nicht … ich bin nicht ganz sicher. Wie er heißt. Aber Sapphire, sie hat ihn Bird genannt.»
    «Bird?» Graham lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkt die Arme, als hätte ich gerade einen Witz gemacht, der nicht lustig ist.
    Pike reibt sich das Gesicht. «Aha. Verstanden. Sollen wir jetzt ein paar Beamte in die Bäume raufschicken, damit sie die Mordwaffen sicherstellen?»
    Meine Hände bewegen sich zum Tisch, mit jeder Hand tippe ich jeweils drei Mal darauf. Sie nehmen mich nicht ernst. Sie glauben mir nicht. «Ich weiß, es klingt lächerlich», sage ich in flehendem Ton, «ich weiß das, aber … er ist jetzt auch hinter mir her, weil er es weiß . Er weiß, dass ich ihm auf den Fersen bin, und jetzt bedroht er mich. Verfolgt mich. Ich schwöre es. Er … er will mich töten.»
    «Ich glaube, Sie leiden unter leichtem Verfolgungswahn.» Graham wechselt einen Blick mit Pike. Ich beobachte, wie ihre Hände wieder zu den Broschüren wandern und sie einen Zentimeter nach vorn schieben. «Haben Sie jemals unter Wahnvorstellungen gelitten? Unter irgendwelchen Halluzinationen?» Sie hält inne und fragt dann im sanften Singsang, in dem Schuldirektoren und Priester sprechen: «Haben Sie jemals Stimmen gehört?»
    «Nein … nein!» Die Worte drängen voran, ich schlage mit den Fäusten auf den Tisch. «Ich bin nicht paranoid. Ich brauche Ihre Hilfe. Sie … Sie müssen mir helfen.»
    «Nun, Miss Marin», sagt Graham kurz angebunden, «wir versuchen die ganze Zeit, Ihnen zu helfen, aber wenn Sie unsere Hilfe nicht wollen, ist unser Gespräch hiermit beendet.»
    Pike nimmt einen Schluck Kaffee, lässt ihn im Mund kreisen, klappt seinen Notizblock zu und lehnt sich ebenfalls zurück. Das soll heißen: Wir sind hier fertig. Du kannst gehen.
    Ich stehe vom Tisch auf, grabe die Fingernägel in meine Oberschenkel, und verzweifelte Einsamkeit durchströmt mich. Der Tee, die besorgten Gesichter: Es ist alles nur gespielt. Sapphires Schmetterling liegt wie Blei in meiner Jackentasche. Enttäuscht. Ich habe sie enttäuscht.
    «Hatte sie …» Ich versuche mich zu sammeln, verzweifelt, und ins Blaue zu raten, «… hatte sie einen Lippenstift bei sich, als man sie fand? Blauvioletten Lippenstift?»
    Graham schaut ruckartig hoch. «Wie bitte?»
    «Blauvioletten Lippenstift», wiederhole ich. «Ich weiß, dass sie blauvioletten Lippenstift hatte. Sie hat ihn immer benutzt. Sie muss ihn dabeigehabt haben. Ich weiß es. Ich kenne sie.»
    Graham schaut zu Pike, der sich jetzt vorgebeugt hat, und dann zurück zu mir. Sie zwinkert einmal, die Augenbrauen zusammengezogen. «Sie kannten sie?»
    Mein Atem geht jetzt schnell. Falsch. Schon wieder. Idioten. «Nein», antworte ich hastig mit einem Kloß im Hals. «Ich kannte sie nicht, ich …»
    Pikes falsches Lächeln vermischt sich jetzt mit Enttäuschung. Grahams Stirnfalten vertiefen sich. Jetzt ist es offiziell: Sie halten mich für komplett verrückt oder für eine Drogenabhängige oder beides. Für eins der verlorenen Kinder von Neverland.
    «Okay, Miss Marin. Ich glaube, wir haben alles Nötige gehört. Sie haben schon genug von unserer Zeit verschwendet.» Sie steht auf und legt beide Hände auf die Mappe mit den Broschüren. «Ich muss Sie darüber informieren, dass wir Sie wegen Behinderung behördlicher Ermittlungen belangen werden, wenn wir Sie noch mal dabei erwischen, wie Sie in der Angelegenheit herumschnüffeln.»
    Pike schiebt mich

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