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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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habe, wirklich! Die sind… wie gebrochenes Eis! Wie der Winter selbst.» Er lächelte mich an. «Deswegen bist du doch meine Eisprinzessin, Ska!»
     
    Die ganze Woche über ging ich Lenny Lennard aus dem Weg und war richtig erleichtert, als er Freitagnachmittag nach der Schule in sein Auto stieg und davonfuhr, während Dora und ich den Bus zu ihr nach Hause nahmen. Doras Moped hatte letzte Woche den Geist aufgegeben, weswegen sie vorerst auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen war.
    Doras Mutter war in etwa so, wie ich sie in Erinnerung behalten hatte. Sie war total aufgedreht und überfröhlich und ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass sie mich mästen wollte. Sie stopfte mich regelrecht mit ihrem Auflauf voll. Er schmeckte nicht schlecht, wirklich nicht. Aber nach anderthalb Portionen war mir schon beinahe schlecht von zu viel Essen und ich konnte gerade noch verhindern, dass sie mir nochmal einen Nachschlag auftat.
    Eine Stunde später gab es dann selbstgebackene Muffins und Kakao und zum Abendessen brachte sie uns dick belegte Sandwiches aufs Zimmer. So viel hatte ich seit Jahren nicht mehr gegessen und ich hätte mich nicht gewundert, wenn ich nicht mehr in das wirklich kleine Schmetterlingskostüm gepasst hätte, das Dora aus ihrem Schrank gezogen hatte.
    Es sah nicht so schlimm aus, wie ich erwartet hatte. Immerhin war es nicht rosa oder pink, sondern türkisfarben und bestand aus einem luftigen Kleid mit dazugehörigen, filigran gearbeiteten Flügeln. Ich passte sogar rein und bekam den Reißverschluss zu, ohne die Luft anzuhalten.
    Doras Mutter schminkte mich und anschließend Dora und half danach ihrer Tochter in das wirklich lustige Koboldkostüm. Hanne war in gewisser Weise genau wie ihre Tochter. Das hatte den Vorteil, dass die beiden sich gegenseitig mit ihrem Gerede übertrafen und ich den Mund halten konnte, während sie sich an meine Haare machte und sie irgendwie hochsteckte. Ein Schmetterling fiel vor mir auf den Tisch und ich sah auf das türkisfarbene, wirklich wunderschöne Exemplar, das so furchtbar real wirkte.
    Obwohl ich wusste, dass es nur aus Plastik war, sah es täuschend echt aus und ich stellte mir vor, wie die Gleichen seiner Art durch die Luft flogen und überall bewundernde Blicke auf sich lenkten.
    Ich zuckte zurück, als der Schmetterling den Flügel bewegte und kurz darauf losflatterte. Ihm folgten zwei weitere seiner Art, die etwas kleiner waren. Da weder Dora noch Hanne irgendeine Reaktion zeigten, war ich mir sicher, dass ich nur halluzinierte. Ich versuchte also, dem Geflatter um meinen Kopf herum keine Aufmerksamkeit zu schenken und mich auf die Worte von Doras Mutter zu konzentrieren.
    «So, fertig!», rief sie nun und stand auf. «Ihr seht einfach spitze aus! Und passt toll ins Motto.»
    «Motto?», fragte ich irritiert. Dora lachte. «Ja, jedes Jahr gibt es ein anderes Motto. Dieses Jahr ist das Thema Märchengestalten.»
    «Und wie passt da ein Schmetterling rein?» Stirnrunzelnd sah ich Dora an, die in ihrem Koboldkostüm gar nicht so schlecht aussah. Sie hatte überall glitzernde Kleeblätter im Haar und um die Augen herum verteilt und der grüne Zylinder stand ihr.
    «Du gehst ohne Weiteres auch als Elfe durch», lachte Hanne. «Keine Sorge, so genau nimmt das auch keiner.»
    Sie schob uns vor den großen Spiegel an Doras Kleiderschrank. Irritiert betrachtete ich mein Spiegelbild, in dem ich mich so gar nicht wieder erkannte. Vor mir stand ein Mädchen in einem märchenhaften Kleid, dessen eisblaue Augen aus dem hellen, glänzenden Gesicht hervorstachen, das von Schmetterlingen umrahmt war, von denen einer seine Flügel bewegte und zwei weitere Exemplare in einer Schleife um ihn herumflogen.
    Ich sah hübsch aus, das tat ich wirklich. Aber ich fühlte mich albern und unwohl. Das war nicht ich. Und so würde ich auch nie sein. Aber für diesen Abend würde ich dieses Spiel mitspielen und Cinderella sein.
    Es war total irritierend, dass sich ein Teil der Schmetterlinge auf meinem Kopf bewegte und sich ab und zu in die Lüfte erhob, um kurz darauf zu mir zurückgeflogen zu kommen. Ich versuchte das zu ignorieren, aber es gelang mir nur halbherzig.
    «Sitzt die Frisur nicht richtig, Schätzchen?», fragte Doras Mutter, als wir im Auto saßen.
    «Doch, alles super», antwortete ich. «Das ist nur so ungewohnt.»
    Hanne lachte leise und dann fing sie wieder an zu erzählen, während ich aus dem Fenster sah.
    Das Haus von Jennifers Eltern war riesig und lag meilenweit

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