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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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außerhalb. Selbst der komplette Vorgarten war hell erleuchtet und geschmückt worden und überall sah man Leute von unserer Schule herumlaufen. Es war wirklich richtig voll und ich schätzte, sie hatte so ziemlich die gesamte Oberstufe eingeladen. Unter den Gästen befanden sich auch viele Gesichter, die ich noch nie zuvor gesehen hatte und von denen mich einige neugierig anblickten. Auch von den bekannten Leuten starrten einige zu uns herüber, als wir das Haus betraten. Vermutlich, weil keiner damit gerechnet hatte, dass eine Irre wie ich hier aufkreuzen würde.
    Laute Musik dröhnte durch das geräumige Wohnzimmer, in dem sogar eine Diskokugel aufgehängt worden war. Es gab jede Menge Prinzessinnen, ein paar Hexen, Ritter und Vampire, aber kein Kostüm war so kreativ wie das von Dora.
    Diese begrüßte kurz Jennifer und spielte mit bei der geheuchelten Freundlichkeit, ehe sie in der Küche verschwand, um uns etwas zu trinken zu besorgen, mit dem wir uns in den Garten verziehen konnten.
    Ich rieb mir unwohl über die Arme und starrte in die Runde, als Nils auf mich zukam. «Hey, Louise!», rief er gut gelaunt. «Du bist ja doch gekommen! Siehst ja toll aus!»
    «Danke, äh…» Immerhin schien er nicht sauer zu sein. «Du auch.» Was wollte er denn darstellen? Und, oh mein Gott, er trug eine lila Weste und darunter war sein nackter Bauch zu sehen. Das wirkte leicht feminin.
    Er grinste noch dümmlicher. «Cool, oder?! Hab schon voll viele Komplimente für mein Kostüm bekommen! Aber Aladin mag ja auch jeder.»
    «Äh», machte ich erneut. Nach Aladin sah er wirklich nicht aus. Aber jetzt, wo er es sagte, erkannte ich zumindest den Sinn der weißen Pumphose. Das war wirklich nicht die geschickteste Wahl gewesen, weil er mit seinem blässlichen Teint und den rostroten Haaren eher aussah wie Ron Weasley, als wie jemand aus tausendundeiner Nacht.
    «Und du hattest doch noch Zeit heute?!»
    «Ja, meine Verabredung ist ins Wasser gefallen», log ich, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte. Er grinste. «Das tut mir leid! Aber ich freu mich, dass du gekommen bist.» Das schien er tatsächlich.
    Glücklicherweise kam Dora zurück und wir schoben uns durch die Terrassentür und verschwanden in den Garten.
    Hier war es etwas kühler, aber überall waren Heizstrahler aufgestellt worden und es gab sogar ein kleines Lagerfeuer im hinteren Teil des Gartens, sodass mir nicht kalt wurde. Meine Schmetterlinge flogen zu den Blumen hin und ließen sich darauf nieder oder drehten ein paar Runden, ehe sie zu mir zurückkamen. Die waren wirklich anhänglich. Aber sie entstammten ja auch meiner Fantasie, deswegen vermutlich.
    Ich stürzte das Glas hinunter, das mir Dora gegeben hatte, und spürte den bitteren Nachgeschmack von Alkohol auf meiner Zunge. Irgendwie hatte ich gedacht, Dora wäre zu brav für Alkohol. Aber wir waren hier auf dem Dorf und hier trank quasi jeder, also sollte mich das vermutlich auch nicht wundern.
    Seufzend ließ ich mich auf der Hollywoodschaukel nieder und schwang leicht vor und zurück. Dora ging irgendwann wieder rein, um uns Nachschub zu besorgen. Wir verbrachten einige Zeit auf der Schaukel und unterhielten uns über die Kostüme der anderen Gäste. Aladins Verkleidung war bei Weitem nicht die Schlimmste. Irgendeiner der Jungs hatte versucht sich als Wolf zu verkleiden und sah eher aus wie ein behaarter Teddybär, ein Mädchen war ganz kreativ als Rotkäppchen verkleidet und hatte sich einfach nur ein rotes Cape über ihre normalen Klamotten geschmissen.
    Nach einigen Gläsern Punsch und einer Partie Karten wurde es mir dann doch allmählich zu kalt im Garten. «Wie wäre es, wenn wir ins Haus gehen und ein bisschen in den Räumen herumspionieren?», fragte ich gut gelaunt und stand auf. Ich spürte, wie der Alkohol sich in meinem Körper ausbreitete und mir leicht schwindelig wurde. Die Schmetterlinge, die vorher noch brav auf den Blumen gesessen hatten, kamen sofort angeflogen und ließen sich auf mir nieder.
    «Oh ja, das wird super!», giggelte Dora, die noch wesentlich mehr getrunken hatte als ich. Wir betraten also wieder die beleuchtete Terrasse, auf der sich noch einige Gäste aufhielten, und wollten uns gerade durch die Tür ins Wohnzimmer schieben, als jemand meinen Namen rief. Irritiert drehte ich mich um und sah zwei großgewachsene, breitschultrige Jungen auf mich zukommen. Waren das nicht Lennards Gorillafreunde?
    «Das ist ja ein wirklich schönes Kostüm», sagte der mit der platten Nase

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