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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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lange, schlaksige Kerl. Irgendwie waren diese Männer gruselig. Wenn sie an meiner alten Schule gewesen wären, hätte ich sie mit Sicherheit bemerkt. Denn sie trugen alle die gleichen Klamotten, was seltsam war. Sie hatten alle ein Ding an, das aussah wie eine schwarze, kurzärmelige Kochjacke, mit irgendwelchen Zeichen auf den Schultern. Vielleicht machten sie mir auch deswegen irgendwie Angst, weil ich bei diesen Jacken die ganze Zeit das Bild vor Augen hatte, wie sie Messer wetzten.
    «Das kann eigentlich nicht sein», sagte Rüdiger irritiert.
    «Doch, das junge Fräulein hat das Haus an diesem Morgen nicht verlassen», petzte Janus. Ein Glück konnte niemand außer mir ihn hören.
    «Na ja. Ich sage ihr, dass ihr hier wart, und dann kann sie sich ja melden. Äh…»
    «Daniel», nickte der Lange.
    «Jan und das ist Paul», erklärte der Dicke. «Sonst kommen wir später nochmal wieder.» Und dann sah er direkt zu mir nach oben und ich zuckte erschrocken zurück und fiel rücklings über die Teppichkante. Ich hörte, wie die Haustür wieder ins Schloss fiel und dann Schritte auf der Treppe. Panisch warf ich mich ins Bett und schmiss mir die Decke über, ehe mein Vater an die Tür klopfte und vorsichtig ins Zimmer lugte. «Louise?», fragte er und kam näher. «Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist in der Schule.»
    «Oh, hi, Paps», murmelte ich und gähnte. «Das ging echt gar nicht mehr mit den Krämpfen in der Schule, da haben sie mich nach Hause geschickt. Bist du schon lange da? Ich hab geschlafen.»
    «Noch nicht so lange», lächelte er matt. «Ruh dich aus, ich koche dir einen Tee, ja? Willst du vielleicht eine Kleinigkeit essen?»
    «Ein bisschen, ja», seufzte ich matt und lehnte mich zurück in die Kissen. Ich fühlte mich tatsächlich etwas schlecht, allerdings eher, weil ich meinen Vater so anlog. Und weil ich keine Ahnung hatte, was die drei Meisterköche von mir wollten. Aber irgendwie unheimlich waren sie schon.
    Paps verschwand wieder nach unten und Ramona flog über meinen Kopf und stemmte die Hände in die Hüften. «Lügen ist wirklich keine Tugend, meine Teure», flötete sie. «Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst.»
    Ich seufzte auf und drückte mir das Kissen auf den Kopf, damit sie mich in Ruhe ließ. Mein Gewissen war auch so schon schlecht genug. Immerhin hatte ich jetzt nicht mehr das Problem, mir eine Ausrede für den Aschermann einfallen lassen zu müssen. Mein Vater unterschrieb mir noch vor dem Essen die Entschuldigung, die ich ihm reichte, ohne sich genau durchzulesen, was darauf stand.
     

Kapitel 11
    «Was ist denn los?», fragte ich schockiert, als ich Lennards tränenüberströmtes Gesicht sah. «Marlene hat gesagt, ich seh mit der Brille aus wie ein dummer Volltrottel», schniefte er und ich nahm ihn fest in den Arm.
    «Ich finde deine Brille total cool», sagte ich und lächelte ihn aufmunternd an. «Wirklich! Die sieht aus, wie die von Harry Potter! Das macht dich zu was ganz Besonderem, weißt du? Denk an Harry, der rettet die ganze Welt!»
    Lennard sah mich groß an. «Findest du wirklich?»
    «Total! Lass dich von den anderen nicht ärgern, die sind nur neidisch. Und sie wissen es nicht besser. Genau wie Harrys Cousin, Dudley. Der ärgert ihn ja auch pausenlos. Weil er ein Idiot ist und keine Ahnung hat!»
    Lennard lächelte und gab mir einen Kuss auf die Wange. «Du bist die Beste!»

    Ich hatte es geschafft, die ganze restliche Woche der Schule fern zu bleiben. Rüdiger hatte offenbar beschlossen, dass es doch okay war, wenn ich zu Hause blieb, weil es mir nicht gut ging, und hatte mir die Entschuldigung gleich für die restliche Woche unterschrieben. Ich fürchtete fast, dass er nur so nachgiebig mit mir war, weil er Angst hatte, dass ich sonst irgendwann wieder Psychosen bekam.
    Auch die angeblichen Freunde aus Hannover schickte er fort, mit der Ausrede, dass ich zu krank war, um Besuch zu empfangen. Ich war mir nicht sicher, ob er das auch bei Lennard gesagt hätte, aber der versuchte es diese Woche glücklicherweise gar nicht erst.
    Sonntagmorgen war ich fast schon gut gelaunt. Ich aß gleich zwei Brötchen, was ich eigentlich nie machte, weil mir spätestens nach dem Ersten die Lust verging am Weiteressen. Aber die Lennard-Entzugskur wirkte Wunder. Ich war wieder auf alter Höhe und gewappnet, ihm gegenüberzutreten. Er konnte mich mal kreuzweise.
    «So, ich muss jetzt los, ich treffe mich mit der Maklerin, es gibt die ersten Interessenten für das Haus.

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