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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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er. «Ich kann dir das erklären! SKA!»
    Ich ignorierte ihn und lief schneller, weil ich Angst hatte, er könnte mich einholen. Harsch fuhr ich mir mit den Handballen über die Augen. Das war schlimmer als alles andere. Ich heulte. Nicht aus Schock oder weil ich wütend war, sondern weil ich für einen kurzen Moment tatsächlich gedacht hatte, ich hätte ihn für immer verloren. Ich konnte nicht fassen, dass mich das so hart getroffen hatte und ich hätte am liebsten den ganzen Wald zusammengeschrien. Ich wollte nicht, dass es mir etwas ausmachte. Er sollte mir egal sein. Gott, daran musste ich wirklich dringend arbeiten!
     

Kapitel 10
    «Ich bin das ganze Wochenende weg», seufzte Lennard und sah mich enttäuscht an. «Meine Cousine heiratet.» Er verdrehte die Augen. «Ich weiß gar nicht, was das alles soll!»
    «Aber das ist doch total schön! Ich will später auch mal heiraten, ganz in Weiß und mit ganz viel Blumen!» Ich grinste breit durch meine Zahnlücke und Lennard sah mich groß an. «Und wen heiratest du?»
    «Dich natürlich!»
    Lennard strahlte. «Dann will ich auch heiraten!»
    Ich lachte leise. «Das musst du ja auch, alleine kann man nämlich nicht heiraten.»

    Ich ging Lennard aus dem Weg. Es gelang mir sogar einigermaßen, dank Nils, der mich in der Schule voll in Beschlag nahm. Und ich machte nicht noch einmal den Fehler, unser Haus zu verlassen, nachdem ich vom Unterricht heimgekommen war.
    Wenn Rüdiger nicht da war und es klingelte, ging ich gar nicht erst zur Tür oder ans Telefon. Das klappte ganz gut.
    Die Schultage waren beschwerlich und nervenaufreibend, aber nicht wegen Lennard, weswegen ich sie irgendwie durchstand. Nils war anstrengend, aber offenbar glaubte er jede meiner Ausreden, warum ich nachmittags nie Zeit hatte, oder es war ihm schlichtweg egal. Nichts von beidem machte ihn irgendwie sympathischer.
    Und dann an einem Mittwochmorgen kam Lennard und ruinierte alles. Ich stand mit Nils bei den Fahrradständern und erduldete es, dass er mich küsste. Im Stillen hoffte ich, dass er gleich wieder aufhören würde, weil mir mein Mund schon ganz weh tat und ich überall seine Sabber im Gesicht hatte. Es waren nur noch drei Minuten bis Pausenende, also konnte es nicht mehr allzu lange dauern.
    Nils‘ Hand wanderte meinen Rücken hinab und landete auf meinem Hintern, was mich irgendwie aus dem Konzept brachte. Ich hatte aber auch nicht viel Zeit, um näher darüber nachzudenken, weil Lennard wie aus dem Nichts angeschossen kam und Nils von mir wegriss. «Du dreckiger, kleiner Hosenscheißer! Lass deine widerlichen Griffel von meiner Verlobten, klar?!» Er sah aus, als würde er ihm gleich eine reinhauen. Aber mir ging es nicht viel anders. «Geht's noch?!», schrie ich und stampfte wütend auf ihn zu. «Ich bin nicht deine Verlobte!»
    «Na klar bist du das», sagte er jetzt und sah mich ruhig an. «Du hast versprochen, mich zu heiraten. Danach ist man in der Regel verlobt.»
    «Das war vor sechs Jahren!», rief ich. «So was nimmt doch kein normaler Mensch ernst! Was ist denn los mit dir?!»
    «Was mit mir los ist?!» Er funkelte mich zornig an. «Ich fass es einfach nicht, dass du mit diesem Idioten zusammen bist, nur weil du mir eins auswischen willst!»
    «Ich wollte dir keins auswischen, ich wollte einfach nur, dass du mich endlich in Ruhe lässt und dich von mir fernhältst!», fauchte ich zurück. Nils sah mich gekränkt an. «Na herzlichen Dank auch.» Damit drehte er sich um und marschierte Richtung Schuleingang. Es hatte bereits geklingelt.
    «Nils!», rief ich. «Das war nicht so gemeint!»
    Lennard grinste selbstgefällig und ich schubste ihn wütend nach hinten. «Du bist total gestört, das bist du!», fauchte ich. Er zog vielsagend eine Augenbraue hoch. «Na du musst es ja wissen, Miss Klapsmühle.»
    Ich schnappte empört nach Luft, drehte mich wortlos um und folgte Nils‘ Beispiel.
    Mir war speiübel, als ich wieder im Klassenraum saß. Ein Glück war Nils einen Jahrgang über uns, sodass ich wenigstens hier vor beiden meine Ruhe hatte. Die ganze Sache mit Nils tat mir im Nachhinein richtig leid. Selbst wenn er nicht der aufregendste Typ war, so war er doch immerhin ein netter und anständiger Kerl und ich fühlte mich furchtbar, dass ich ihn so benutzt hatte. Vielleicht sollte ich nochmal versuchen mit ihm darüber zu reden, aber ich befürchtete fast, dass er mich nicht einmal mehr zu Wort kommen lassen würde nach der ganzen Aktion. Ich konnte es ihm nicht

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