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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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bezeichnen.»
    Er schnitt eine Grimasse. «Früher hat dich das nie gestört.»
    «Früher habe ich auch gedacht, dass Terrorist und Tourist dasselbe ist», erwiderte ich. Lennard lachte los. «Na komm schon, das wird witzig.» Er hielt mir eine Hand entgegen und sah mich abwartend an. Seufzend schob ich mich an ihm vorbei in die Küche, steckte das Geld ein, das mein Vater dort für mich platziert hatte, und ging voran zur Haustür.
    «Du weißt aber schon, dass heute sowieso alle Geschäfte geschlossen haben, oder?», fragte ich und beäugte ihn abschätzig, während ich die Tür hinter uns abschloss.
    «Macht doch nichts.» Er grinste blöde. Gott, ich konnte seine Visage echt nicht mehr ertragen. Dieser Tag hätte so schön werden können… «Ich hab da vorne geparkt.» Er deutete in Richtung seines hässlichen Autos.
    «Das ist nicht dein Ernst, oder?», fragte ich. «Wir brauchen keine zehn Minuten zu Fuß in die Stadt, das wäre jawohl das Lächerlichste überhaupt.» Ich ging los in die andere Richtung und wartete, bis er mir folgte.
    «Wieso warst du eigentlich heute Morgen schon beim Bäcker?» Ich beäugte ihn schräg von der Seite.
    «Ich hab nur darauf gewartet, deinen Vater dort zu treffen und zu hoffen, dass er tagsüber unterwegs ist und sich Gedanken darüber macht, dass du den ganzen Tag allein zu Hause bist.» Lennard sah mich vielsagend an. «Ich war Brötchen kaufen, stell dir vor.»
    Ich lachte los. «Ach, wirklich? Die gibt es da zu kaufen?»
    «Ja, ich weiß, das klingt abwegig.» Er grinste blöd.
    «Ich meinte, warum du schon so früh da warst. Mein Vater steht immer in aller Herrgottsfrühe auf.»
    «Ich war noch wach, da dachte ich, ich kann auch schon mal Brötchen mitbringen.»
    «Du warst… hast du gar nicht geschlafen?»
    «Doch, nachdem ich beim Bäcker war, so bis zwölf.» Er strich sich die Haare aus der Stirn. Es war wirklich richtig warm draußen.
    «Warst du wieder Gräber schänden?», fragte ich und kreuzte die Arme vor der Brust. Er grinste spöttisch. «So etwas in der Art, ja.»
    «Ist klar.» Ich verdrehte die Augen. «Was hast du eigentlich mit deiner megapeinlichen Brille gemacht, die du früher getragen hast?», wechselte ich das Thema. Lennard sah mich empört an. «Du hast gesagt, die wäre cool!»
    «Da hab ich gelogen», nickte ich und verschränkte die Arme ineinander. «Also trägst du jetzt Kontaktlinsen?»
    «Äh… nein.» Lennard blinzelte irritiert. «Meine Sehkraft wurde von alleine besser. Durch die Pubertät… und so.»
    «Wahnsinn, so eine Pubertät wünscht sich wohl jeder.»
    Lenny schnitt eine Grimasse. «Man verändert sich halt ein bisschen.»
    «Da muss sich auch das hässliche Rot aus deinem Haar zurückgebildet haben», überlegte ich.
    Er zog eine Schnute. «Du wirst gemein.»
    «Das kommt davon, wenn man mich zu Dingen zwingt, zu denen ich keine Lust habe.»
    Lennard seufzte auf und blieb stehen. Wir hatten die Einkaufsstraße jetzt fast erreicht und man konnte schon die Stimmen von einigen Leuten hören, die sich in den Cafés und Restaurants herumtummelten.
    «Wirst du mir eigentlich jemals verzeihen?» Er zog mich zu sich herum und sah mir in die Augen. Ich schluckte schwer und merkte, wie meine Knie allmählich zu Pudding mutierten und mein Herz unregelmäßige Sprünge machte.
    «Es tut mir leid, Ska. Ich wollte dir nie wehtun.»
    Oh Gott, ich hatte keine Ahnung, was ich darauf erwidern sollte. Ich konnte ihm nicht verzeihen. Nicht so. Nicht nach allem, was passiert war. Und ich wusste nicht, ob ich ihm trauen konnte. Oder ob er bei ersten Anzeichen meines Wahnsinns die Flucht ergreifen würde.
    «Wusstest du, dass Ratten nicht kotzen können? Genau wie Pferde.»
    Lennard sah mich verwirrt an. «Äh… Okay.»
    Ich nickte und ging weiter, damit er nicht noch weiter auf dem Thema rumhackte. «Doch, ist wahr. Deswegen funktioniert Rattengift auch so gut.»
    «Interessant», sagte Lenny und folgte mir. Wir erreichten endlich die Einkaufsmeile und schlenderten im Schneckentempo durch die Straße. Obwohl ich mittlerweile seit einigen Monaten wieder hier war, hatte ich nur ein einziges Mal diese Straße aufgesucht. Die wenigen Geschäfte hier reizten mich nicht und ich hatte auch nicht das Bedürfnis gehabt, mich von der gesammelten Dorfgemeinschaft anglotzen zu lassen.
    Starren taten jetzt aber auch noch viele. Ich wusste nicht, ob das nur daran lag, dass mich alle für verrückt hielten. Oder an der Tatsache, dass Lennard und ich zusammen

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