Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
dauerte, bis das Gelächter so weit abgeebbt war, dass man ihre Worte verstehen konnte: „Ein kleiner Menschling. Süße kleine Menschenfrau, gerade mal was für den hohlen Zahn, und sie zwingt den mächtigen Aidan, den Schrecken der Apokalypse, in die Knie.“ Sabrìannas Kopf ruckte hoch. Nicht, weil sie als Menschling bezeichnet wurde, daran war sie hier schon fast gewohnt. Hier waren Menschen eben nicht die Spitze der Nahrungskette, der Gipfel der Evolution, da sah man ihresgleichen anders als in ihrer eigenen Welt. Doch der Titel, mit dem Xanthea ihren Drachen beschimpfte, der weckte ihre Aufmerksamkeit, ließ sie sich höher aufrichten, verteidigungsbereit. Dass es keine schmeichelhafte Bezeichnung war, kein Ehrentitel, das wurde aus dem Tonfall Xantheas deutlich, auch wenn Aidan sich nicht verkrampft hätte unter ihr, als er es hörte. „Niemand zwingt mich in die Knie!“ grollte er, doch seine Haltung veränderte sich von direkter Angriffsbereitschaft zu bloßer Wachsamkeit. Für die Wasserdrachin ein deutliches Zeichen, dass er ihr eigentlich nicht widersprach.
Xanthea schnalzte mit der Zunge. „So, so, so… ich will dies als Wiedergutmachung gelten lassen. Du hast sie also gefunden. Und nun bringst du sie zu mir?“ Erneut strich der Blick der Drachin über Sabrìanna, die sich unwillkürlich straffte und ihr mit erhobenem Kinn entgegensah. Sie würde nicht vor ihr kriechen. Aidan hätte sie nicht hergebracht, wenn diese wirklich eine Gefahr für sie wäre, das wusste sie tief in ihrem Inneren. Das hier war nur Show, Machtspielchen, und sie würde sich davon nicht beeindrucken lassen, auch wenn sie nicht wirklich verstand, was hier ablief. Aidan verzog leicht das Gesicht, er hasste es, wenn die Drachendame sich so unverständlich ausdrückte. Aber er war als Bittsteller hier, da konnte er sich nicht in Grundsatzdiskussionen verstricken lassen, darüber was genau sie nun wieder meinte. „Ich bringe sie her, weil die Wachen der Königin auf sie aufmerksam geworden sind.“ Xantheas Blick zuckte von Sabrìanna fort und zu ihm, durchbohrte ihn geradezu. „Du hetzt mir die Wachen auf den Hals? In mein Refugium?“ „Sie werden sie hier nicht so schnell finden, und wenn, werde ich sie sofort wegbringen!“ versicherte Aidan, doch Xanthea war alles andere als besänftigt: „Sie werden trotzdem hier eindringen, Fragen stellen. Ich habe mich hierher zurückgezogen, weil ich keinen Anteil mehr an der Geschäftigkeit und dem Stress der Welt haben will. Feng Shui mit den Beziehungen, Feng Shui mit den Emotionen!“ „Jajaja… das weiß ich. Für dich bedeutet Feng Shui, einfach alles los zu werden, was dich stört. Aber du kannst dich nicht ewig verkriechen und so tun, als ginge dich nichts mehr etwas an.“ Jetzt tat er es doch: mit ihr diskutieren. Der ewige Streitpunkt. Selbstgenügsamkeit und Zurückgezogenheit gegen Weltoffenheit und Mitgefühl. Er war extrovertiert und an seiner Umwelt interessiert, sie introvertiert und hatte am liebsten ihre Ruhe. Gegensätzlicher konnten Drachen kaum sein: Wo sein Element das heiß lodernde Feuer war, da war ihres das kühle Wasser, beruhigend dahin plätschernd und damit am Ende selbst Stein bezwingend. „In der Ruhe liegt die Kraft“, sagte sie. „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt“, das dachte er. Sie existierten nebeneinander, weil sie sich nicht ins Gehege kamen, doch während der großen Schlacht waren sie nahe daran gewesen, einander auszulöschen. Nicht weil sie auf verschiedenen Seiten kämpften, sondern weil ihre Art zu kämpfen so unterschiedlich war. Dass er jetzt zu ihr kam, mit einer Bitte und einer Frau, das zeigte deutlich, wie verzweifelt er war, und es fiel ihm im selben Moment auch wieder ein. „Verzeih. Es ist dein Leben. Aber du schuldest mir etwas!“ erinnerte er sie, und Xanthea kicherte erneut leise.
„Jetzt kommst du mir damit. Nach deiner Bitte. Gute Taktik, wirklich clever. Sie ist hübsch. Mutig. Ich kann dich verstehen.“ „Heißt das, du hilfst uns?“ hakte Aidan nach, er wollte eine klare Aussage, nur so konnte er ihr vertrauen. Xanthea seufzte. „Nun gut, wenn du es hören willst: Ihr seid sicher bei mir, bis die Wachen sie finden. Sie werden sie finden, Schrecken der Apokalypse. Deine Verdienste werden nicht zählen, die Königin wird es nicht zulassen, dass du ihr so auf der Nase herumtanzt. Wehret den Anfängen – sie kann keine Ausnahmen machen, das würde sie ihre Glaubwürdigkeit kosten und ihre
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