Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
niemand ihr zu genau sagte, was alles darin war, bevor sie sich ihr geschmackliches Urteil gebildet hatte. Also bedankte sie sich nur und bediente sich, wobei ihr wieder einmal etwas auffiel, das sie diesmal aber auch zur Sprache brachte: „Ihr esst wenig – für Drachen!“ Sie schaute ein wenig verlegen, das war jetzt doch fast unhöflich herausgekommen. Doch Xanthea verzog nur schmunzelnd die Lefzen und schob noch ein (für sie winziges) Stückchen dazwischen, während Aidan bereitwillig Auskunft gab: „Wir benötigen diese Art Nahrung nicht im gleichen Ausmaße wie du. Die meiste Energie ziehen wir aus den Leylinien, die unter dem Land sind. Sie speisen unsere Magie, durch sie können wir überleben.“ Nachdenklich kaute Sabrìanna auf ihrem Fisch, der anders schmeckte als alles, was sie in Irland je gegessen hatte, aber durchaus sehr lecker. „Aber Scary Gary wäre hier fast verhungert… bis ich ihn fand!“ Sie ließ den Satz in der Schwebe und sah Aidan fragend an. Der warf einen raschen Blick auf die Drachin neben ihnen, bevor er vorsichtig erwiderte: „Nun, manchmal… ist unser Zugriff auf die Leylinien gestört oder wird aktiv unterbrochen. Dann können wir nicht davon leben, sondern müssen uns anderweitig mit Energie versorgen.“ „Es ist eine der schlimmsten Strafen hier. Von der Magie abgeschnitten zu werden!“ mischte sich Xanthea ein, „natürlich kann man überleben, wenn man genug zu essen findet. Aber es ist schmerzhaft, und wie ich gehört habe, fühlt man sich, als hätte man ein Loch im Körper, als würde man ständig hungern und dürsten und nichts wäre genug…“ Sabrìanna schauderte leicht, sie hatte also berechtigtes Mitleid mit dem Hund gehabt, der hatte nicht nur geschauspielert oder übertrieben gejammert.
„Aber wenn ihr nicht hier seid? Gibt es in meiner Welt auch Leylinien?“ stellte sie auch gleich die nächste Frage, denn der Hund war schließlich jahrelang, jahrzehntelang vielleicht von dieser Welt ausgeschlossen gewesen. Aidan schwieg, und sein Gesicht verdunkelte sich. Das Thema war ihm sichtlich unangenehm, doch Xanthea übernahm ungerührt: „Es gibt sie, doch sie sind kaum spürbar. Es ist also möglich, doch unangenehm ist es schon. Deswegen bleiben die von uns, die zum Dienst in die Menschenwelt geschickt werden, nie zu lange am Stück dort. Kehren immer wieder hierher zurück, um sich… aufzuladen, könnte man sagen. Zumeist in der Nacht, wenn ihr Verschwinden drüben nicht auffällt.“ Das interessierte Sabrìanna, und als sie den Bissen in ihrem Mund heruntergeschluckt hatte, wendete sie sich wieder Aidan zu. „Du bist zu diesem Dienst geschickt worden, nicht wahr? Sind viele von euch in meiner Welt?“ „Einige.“ Deutlich, dass er auswich, doch das war nur verständlich, es ging ja hier um Geheimnisse seiner Königin. Rasch setzte sie hinzu: „Und was ist dieser Dienst? Kannst du mir das sagen? Es wäre natürlich okay, wenn nicht, ich…“ Aidan schmunzelte, als er sie unterbrach: „Oh nein, das kann ich dir schon verraten. Wir hatten doch auch schon einmal darüber gesprochen? Wir halten dort die alten Geschichten und Lieder lebendig. Verteilt und strategisch günstig platziert erinnern wir an das, was war und im Geheimen noch immer ist. Halten den Kontakt zwischen den Welten, damit sie nicht zu weit auseinanderdriften.“ „Hm… aber wäre es dann nicht sinnvoller, du würdest an der Uni in Dublin arbeiten? Bei der National Folklore Collection mithelfen und… ach so. Ja klar. Da brauchen sie dich nicht, da wird ja schon gesammelt und erhalten!“ unterbrach sie ihren eigenen Gedankengang, und die Drachen lachten leise.
„Richtig. Daher bin ich in Prag und studiere dort Musik, gleichzeitig aber bringe ich die irischen Lieder mit und lehre sie den Kindern dort. Damit sie unterschiedliche Legenden hören, denn in jeder von ihnen steckt ein Funken Wahrheit, der bewahrt werden will!“ stimmte Aidan ihr zu. „Sicher gibt es auch in Irland Boten wie mich, die andere Mythen verbreiten, vielleicht hast du sogar schon welche getroffen.“ „Aber sie dürfen sich nie zu erkennen geben!“ warf Xanthea ein, den Blick auf den Drachen gerichtet, „bei Strafe des Ausschlusses ist es ihnen verboten.“ „Sollen sie mich doch ausschließen!“ knurrte Aidan und rollte sich ein wenig um Sabrìanna, als wollte er sie beschützen. Die Drachin nickte. „Du bist bereit, deine Strafe zu tragen, aber du willst sie vor der ihren bewahren. Das
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