Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
Macht.“ „Ich weiß.“ Aidan ließ den Kopf hängen, es war schwer für ihn, den Regeln zuwider zu handeln, alles wofür er lebte, alles wofür er stand, wofür er gekämpft und getötet hatte, zu missachten. Doch Sabrìanna war ihm wichtiger, er konnte einfach nicht mehr ohne sie sein. Also würde er tun, was immer er tun musste, damit sie zusammen sein konnten. Auch wenn er sich damit gegen seine Königin stellte, gegen seine Welt entschied. „Was also wirst du tun?“ Xantheas Stimme war plötzlich ganz sanft, verständnisvoll und mit einem Hauch Traurigkeit. Aidan schüttelte langsam den Kopf. „Ich finde einen Weg.“ Trotzig wie ein kleiner Junge, und Sabrìannas Herz wurde schwer. Das klang nicht, als hätte er schon einen brillanten Plan. Doch gleichzeitig zeigte es, wie sehr er sich bemühte, wie wichtig es ihm war. So schlang sie die Arme um seinen Hals und flüsterte ihm zu: „Wir finden einen Weg. Wir schaffen das!“ Fast erschrak er darüber, hatte beinahe vergessen, dass sie noch auf seinem Rücken saß, doch im nächsten Atemzug erstrahlte seine Miene, und Zuversicht erfüllte ihn. „Ja.“ Xanthea beobachtete die beiden mit einem stillen Lächeln und ließ ihnen eine Weile Zeit, bevor sie die Stimme erhob: „Kommt mit. Ihr müsst hungrig sein.“ Auch wenn sie verneinen wollte, Sabrìannas Magen hatte einen eigenen Kopf und meldete sich lautstark zu Wort, worauf Aidan sofort sagte: „Das sind wir, ich danke dir, Xanthea!“ Vorsichtig folgte er der Wasserdrachin durch den Nebel, ganz dicht auf, damit er sie nicht verlor, denn der Untergrund war sumpfig und unsicher. Allzu leicht konnte man hier einen falschen Schritt machen und auf Nimmerwiedersehen versinken.
Kapitel 20: Im Nebel
Sie kamen zu einem aufgeschütteten Hügel, von Schlick bedeckt und überwachsen mit Schlingpflanzen und Sumpfblüten. Er war groß genug, um darunter Schutz vor der Witterung zu finden, auch wenn es mit den beiden Drachen und Sabrìanna doch ein wenig eng wurde. Vor allem, weil aus der Tiefe ein knurriges Ächzen und Pfeifen ertönte. Der hintere Bereich war komplett von einem schuppigen Leib ausgefüllt, zusammengerollt, so dass man nicht sah, um was genau es sich handelte. An einer Seite ragte ein Stumpf aus dem Schlangenleib, der wohl einmal ein Bein gewesen war, unsauber verheilt, und im Rhythmus des Geräusches auf und ab wippend. Die junge Menschenfrau warf einen beunruhigten Blick auf das Wesen, was auch immer es war, doch Xanthea lächelte, und ihr Gesicht war plötzlich wie verwandelt, weich und schön, von einem inneren Leuchten erfüllt: „Keine Sorge, er schläft. Ihn wird so leicht nichts aufwecken, also brauchst du dir um ihn keine Gedanken zu machen.“ Aidan machte es sich gemütlich, achtete jedoch streng darauf, den Schlafenden auf keinen Fall zu berühren. Sabrìanna lehnte sich gegen Aidans Schulter, möglichst weit weg, weil sie Xanthea nicht wirklich glaubte, ihre Worte klangen nicht beruhigend genug, nicht in dieser Welt. „Er schläft also wieder?“ fragte der Drache leise, und ihre Gastgeberin nickte. „Er hat das Trauma überwunden, hier ist er sicher und hat seine Ruhe. Deshalb kann ich nicht zulassen, dass die Wachen ihn stören. Du verstehst das doch sicher?“ Sie sah ihn an, und Aidan hielt den Blick, bis er nickte. „Wir werden nicht lange genug hier sein, dass sie unsere Spur bis zu ihm verfolgen können. Ich verspreche es dir.“ Die Frage, was mit dem schlafenden Wesen passiert war, lag ihr auf der Zunge, doch Sabrìanna schluckte sie hinunter. Es war ein heikles Thema, das konnte sie spüren, höchstwahrscheinlich hatte es mit der überstandenen Apokalypse zu tun. Auf keinen Fall wollte sie in alten Wunden bohren, die Feindschaft der beiden wieder hochkochen lassen, die am Anfang so deutlich zu spüren gewesen war. Nun wirkte es eher, als hätten sich zwei alte Bekannte wieder getroffen, eine bittere Vergangenheit als einzige Gemeinsamkeit, doch willens miteinander auszukommen.
Xanthea servierte den beiden eine Art Sushi: In riesige Algenblätter gehüllten Reis mit viel rohem Fisch und seltsamen anderen Zutaten, bei denen Sabrìanna ebenfalls lieber nicht nachfragte. Sie hatte schließlich Hunger und würde das Angebotene essen müssen, egal was es war. Früher hätte sie lieber gehungert, aber seit ein paar Jahren war sie auf den Geschmack gekommen und probierte gerne fremde Gerichte, unter der Voraussetzung, dass sie lecker aussahen und rochen, und
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