Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
Untier ihr so ausgeliefert war. Plötzlich konnte sie es nicht mehr erwarten, endlich zu landen, und es war ihr ganz egal, welche Konsequenzen warteten, wenn sie ihn nur noch einmal küssen konnte! „Bald, cariad. Bald!“ versprach er und beschleunigte wieder, flog so rasch er konnte, nicht mehr vor etwas davon, sondern auf etwas zu, und das verlieh ihm neue Kraft.
Kapitel 19: Eine alte Feindin
Schließlich steuerten sie auf eine große, ganz von Nebel eingehüllte, Fläche zu. „Halt dich gut fest. Es kann sein, dass meine Schuppen jetzt glitschig werden…“ warnte Aidan, und in seiner Stimme lag etwas, das Sabrìanna sich sofort festklammern ließ, auch wenn sie normalerweise allergisch gegen Befehle war. Der Nebel sprühte Wassertropfen in ihr Gesicht, so schnell flogen sie hindurch. Auch wenn man kaum die Hand vor Augen sehen konnte, verlangsamte der Drache seine Fluggeschwindigkeit nicht, und die Frau auf seinem Rücken merkte bald, dass die Warnung sinnvoll gewesen war. Es wurde zusehends schwieriger, sich an ihm festzuhalten, die Feuchtigkeit legte sich wie ein Film auf sie und ihn, durchdrang ihre Kleidung und schien ihr auch unter die Haut zu dringen. Sie machte seine Schuppen zu einer glitschigen, schleimigen Rutschbahn, bis er einer Amphibie ähnelte statt dem Reptil, das er ja eigentlich war. Gerade als sie dachte, sie könnte sich nicht mehr festhalten und sich schon fallen sah, spürte sie, wie sie landeten, und Aidan flüsterte sanft: „Bleib ruhig sitzen. Hab keine Angst. Lass mich reden, ich mache das…“ „Was willst du hier?“ schnarrte eine eindeutig weibliche Stimme rechts von ihnen, und Sabrìanna zuckte zusammen von der Kälte in diesen Worten, der deutlichen Ablehnung. „Xanthea. Wir bitten um Asyl in deinen Landen, wir…“ „Bitten? Der mächtige Aidan bittet? Dass ich das noch erleben darf!“ Der Nebel lichtete sich, und eine schlangenförmige Gestalt watschelte auf stämmigen Krokodilsbeinen auf die beiden zu. Majestätisch erhob sich ein Löwenhaupt mit gewaltiger Mähne, über den plumpen Leib, schlammfarben, doch mit goldenem Schimmer. Auch die Augen schienen aus purem Gold zu sein und drückten ebenso wenig Gefühl aus wie das kalte Metall. Als trüge sie eine Maske, die ihr wahres Ich versteckte. „Ich bitte. Wir fügen uns in deine Gewalt.“ Aidan neigte sich tief vor der morgenländischen Drachin. Sabrìanna, die bisher geradezu unhöflich gestarrt hatte, völlig überwältigt von der edlen Erscheinung und deren Verhalten, konnte gar nicht anders, als es ihm nach zu tun. Sie verbeugte sich ruckartig auf seinem Rücken, bis ihre Stirn gegen seine Schuppen stieß. Auch Aidan hatte sie beim ersten Anblick überwältigt, doch er strahlte etwas völlig anderes aus. Stärke gegen Eleganz, Dominanz gegen Ausgeglichenheit, Aggressivität gegen … ja was? Sie spürte keine Angriffslust in der Drachin, doch trotzdem jagte sie ihr mehr Furcht ein, als Aidan es je getan hatte. Respektgebietend. Das war ein sehr passendes Wort, sie zu beschreiben. Ehrfurchteinflößend traf es noch besser.
„Du bringst mir ein Menschlein? Lieferst sie mir aus?“ hakte Xanthea lauernd nach und betrachtete Sabrìanna mit ihren mandelförmigen Augen, „eine Opfergabe für mich, ein kleiner Snack, weil Verzeihung durch den Magen geht?“ „Nein!“ Das Wort donnerte durch den Nebel, schien widerzuhallen, und danach war es für eine Minute absolut still. Aidan hatte sich drohend aufgerichtet, angriffsbereit, während die junge Frau auf seinem Rücken sich nur festklammerte und nicht einmal wagte zu atmen. Selbst ihr Herz schien still zu stehen und auf die Reaktion der Drachin zu warten. Die stand wie erstarrt, den Blick direkt in Aidans Augen gerichtet, um sie herum knisterte der Nebel gefährlich. Ganz so, als wäre er elektrisch geladen und würde jeden Moment einen Stromstoß gegen die beiden schicken. Zuerst konnte Sabrìanna den Laut nicht identifizieren, der aus Xantheas Kehle drang. Ein Knurren? Ein Röcheln? Doch er wurde lauter und klarer, und sie erkannte fassungslos, dass es ein Kichern war. Ein Kichern, das sich nach und nach zu einem stürmischen Gelächter ausweitete, bis Sabrìanna fast erwartete, die Drachin würde sich gleich auf den Rücken rollen und mit den Füßen in der Luft strampeln. Aidan war ebenso verwirrt wie sie, verunsichert hielt er seine Verteidigungsstellung, wartete sichtlich auf eine Erklärung dieses Verhaltens. Diese kam auch, doch es
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