Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
Sabrìannas Anwesenheit nicht bedroht fühlte, dieser aber zeigen wollte, wo ihr Platz hier war, nämlich weit unter ihr. Ein einfacher goldener Ehering glänzte an ihrem Finger, ansonsten waren die locker an den Seiten herab hängenden Hände schmucklos. „Da bist du also.“ Ihre Stimme war bar jeglichen Gefühls, doch von angenehmer Sprachmelodie, nicht hart, aber seltsam leer. Ein Eindruck den man auch gewann, wenn man ihr zu lange in die Augen sah, als wären ihre Pupillen schwarze Löcher, in die man hineingezogen wurde.
Unwillkürlich setzte Sabrìanna sich auf, es schien ihr ungebührlich, in Gegenwart der Frau zu liegen. Sie wäre aufgestanden, wenn sie es vermocht hätte, doch ihre Knie zitterten. Ihre Beine waren zu schwach, sie zu tragen, das spürte sie. „Ja.“ Weil sie das Gefühl hatte, eine Erwiderung sei vonnöten, aber nicht die geringste Ahnung, was von ihr erwartet wurde. Der Blick der Frau wurde ein wenig schärfer, als gefiele ihr die Antwort nicht. „Du bist also die Frau, die mir Aidan wegnehmen will!“ präzisierte sie, und Sabrìanna wurde eiskalt ums Herz. Aidan gehörte ihr? Was meinte sie damit, waren sie etwa zusammen? Nein, das hätte er ihr gesagt. Oder? Vielleicht war es eine politische Ehe, vielleicht war es das, was ihn davon abgehalten hatte, von sich aus zu ihr zu kommen. Es würde seine Panik erklären, die haltlose Flucht. „Ich...“ Verwirrt wandte sie den Blick ab, die Augen der anderen waren zu durchdringend, zu beunruhigend. So konnte sie nicht denken, hatte das Gefühl, bis auf den Grund ihrer Seele durchschaut zu werden. Dabei bemerkte sie Scary Gary in einer Ecke, und für eine Sekunde wallte blanke Wut in ihr auf. Er hatte sie also doch verraten! Sie verkauft und in diese Lage gebracht! Doch schon fielen ihr die Ketten auf, die seine Pfoten umschlossen und das schwer beschlagene Halsband mit der langen Eisenkette um seinen Hals. Nein, auch er war nicht aus freiem Willen hier, und der Blick, den er ihr zuwarf, war flehend, als könne sie ihn retten! Lächerlich, doch trotzdem füllte sie dieser stumme Hilferuf mit neuem Mut. Sie war nicht allein. Sie musste kämpfen für das, was ihr wichtig war! Hatte sie nicht genau um so eine Chance gebeten? Entschlossen straffte sie die Schultern, hob die Augen wieder zur Königin empor, denn dass es sich um die Herrscherin des Landes handelte, war ihr auch ohne Vorstellung glasklar.
„Er gehört niemandem. Er entscheidet selbst, was er tun – und mit wem er zusammen sein will.“ Es tat ihr leid, sollte es wirklich eine Verbindung zwischen den beiden geben. Sie würde sich niemals wissentlich in eine Beziehung mischen, doch sie liebte Aidan und er liebte sie. Sie würde ihn nicht aufgeben, und sie wusste einfach, dass er sich nicht emotional zu der Königin hingezogen fühlte, nicht auf diese Art. Viel wahrscheinlicher war es doch, dass diese ihn als ihr Haustier sah, ihren Streiter, ihren Besitz. Bei diesem Gedanken blitzte Wut in Sabrìannas Augen auf. Der Drache verdiente mehr als das. „Ich liebe ihn, und ich will mit ihm zusammen sein. Wenn das bedeutet, ihn dir weg zu nehmen, nun, dann nehme ich ihn dir weg. Du kannst versuchen, uns zu trennen, aber das wird nichts ändern. Wir gehören zusammen!“ Ihre Stimme hallte laut und klar durch den leeren Saal, doch die Königin zuckte nicht mit der Wimper. Stattdessen ging sie an ihr vorbei zum Fenster, das eingefasst war wie ein altmodischer Spiegel, ebenso wie jedes einzelne der dreizehn vorhandenen rund um den Raum. „Komm her.“ Sabrìanna biss die Zähne zusammen. Da war der Befehl wieder, jetzt wusste sie, woher Aidan sich den angewöhnt hatte, und hier hasste sie ihn noch mehr. Doch ihr Körper reagierte ganz ohne ihr Zutun, und schon stand sie neben der Königin, die eisige Kälte ausstrahlte. „Schau. Das ist mein Reich. Es ist endlos, und endlos ist meine Macht. Was kannst du ihm dagegen bieten, Menschenkind?“ Ihre Worte blieben völlig ohne Gefühlsregung, doch das machte sie nur umso bedrohlicher. Sabrìanna schluckte, doch sie wollte sich nicht einschüchtern lassen. Sie kämpfte hier um das Wichtigste in ihrem Leben, sie würde nicht zurückstecken. „Liebe. Geborgenheit, Lachen, Freude am Leben. Ein Zuhause, in dem er ganz er selbst sein kann und nur von ihm erwartet wird, dass er mich liebt wie ich ihn.“ Die Worte waren sorgsam gewählt, doch mit jedem davon wurde sie selbstsicherer. Aidan hatte bereits gewählt. Sie würde es ihm
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