Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
euch nicht zurück holen kann, dann bin ich frei.“ Sabrìanna überlegte einen Augenblick. Wenn sie eines wusste, dann dass man beim Handel mit magischen Wesen stets vorsichtig sein musste und seine Worte sehr genau bedenken und von allen Seiten betrachten sollte. Vor allem bei einem verschlagenen Wesen wie ihm. Doch es klang absolut schlüssig, was er verlangte, und auch der Drache nickte, also gab sie den Hund frei: „Mit diesem Dienst ist dein Dienst bei mir beendet. Jetzt sag, was hast du für uns?“
Scary Gary setzte sich auf die Hinterläufe und stellte die Ohren. „Sabrìanna kann durch den See nach Hause zurück. Aidan muss mit ihr verbunden sein, wenn sie es tut, dann kann sie ihn mit sich nehmen. Blut von ihrem Blut in seinem Blut. Speichel von seinem Speichel in ihrem Speichel. Leib an Leib und Herz an Herz.“ Unwillkürlich verzog sie das Gesicht bei diesen Worten, doch beim genaueren Nachdenken war es eigentlich nicht so schlimm. Blutsbrüderschaft und ein leidenschaftlicher Kuss, darauf lief es hinaus, eine enge Umarmung und hinein in das Wasser. Ja, das sollte sie leicht hinbekommen. Begeistert drehte sie sich zu Aidan um, da sprach der Hund weiter: „Doch höret, ein Preis ist zu bezahlen für die Freiheit der Liebe.“ „Das war ja klar!“ brummte Aidan und warf Scary Gary einen durchdringenden Blick zu. „Du genießt das richtig, hm? Rück schon raus, was müssen wir dafür opfern?“ Er war bereit, alles zu tun für sie, also hörte er auch ruhig und gefasst zu. „Deine Drachengestalt bleibt hier. Niemand darf je von ihr erfahren.“ Das war zu erwarten gewesen, auch wenn es Sabrìanna ins Herz schnitt, und sie ihn unverwandt ansah, um sich den Anblick einzuprägen, den sie nie wieder geboten bekommen würde. Würde er ihr das nicht irgendwann vorwerfen? Dass er sein wahres Wesen für sie aufgeben musste, sich in eine Hülle pressen, die eigentlich viel zu klein für ihn war? Sie seufzte, doch er schenkte ihr ein liebevolles Lächeln, das ihr Mut und Hoffnung gab.
„Deine magischen Kräfte verlierst du. Und deine Unsterblichkeit.“ Ein fast unmerkliches Zucken, das sie beinahe verpasst hätte, wenn sie nicht so auf ihn konzentriert wäre. So weit hatte keiner von ihnen gedacht, und es fiel dem Drachen deutlich schwer, diese abzulegen. „Sieh es positiv, wir können zusammen alt werden, und du wirst nicht jahrhundertelang ohne mich sein müssen…“ versuchte sie sich an einem Scherz. Doch das Lächeln blieb ihr im Hals stecken, als der Hund weitersprach: „Dein Hunger nach Magie wird nie versiegen und deine Lebenskraft zehren.“ Aidan drehte sich zu Scary Gary um und starrte ihn an. „Was willst du damit sagen?“ „Es tut mir leid, so ist es nun einmal, die einzige Möglichkeit ist das Lossagen, und dafür zahlt man, sein Leben lang. Ich weiß, wie es ist. Aber du hast deine Gefährtin, du wirst nicht davon wahnsinnig werden. Ist sie es nicht wert, den ständigen Schmerz zu fühlen?“ Scary Gary wirkte fast ein wenig mitleidig, immerhin hatte er diese Folter lange Zeit ertragen. Doch für ihn war immer die Hoffnung lebendig geblieben, dass er eines Tages zurück konnte. Wenn der Drache sich für Sabrìanna entschied, blieb ihm diese Hoffnung nicht. Die Entscheidung war endgültig.
„Nein. Das will ich nicht. Das könnte ich nicht ertragen!“ platzte sie dazwischen, „zu wissen, dass du meinetwegen leidest, jede Minute Schmerzen hast, vor dich hin siechst und immer schwächer wirst… nein!“ „Es wäre nicht für lange. Zehn Jahre, vielleicht zwanzig. Anders als bei mir. Mir wurde die Lebenskraft gewährt, das zu ertragen.“ Um die Folter unendlich zu verlängern, nicht als nette Geste, doch das erwähnte der Hund nicht. „Du hast diesen Vorteil nicht. Aber ihr liebt euch. Sind zwanzig Jahre Beisammensein da nicht besser als ewige Trennung?“ Man merkte, dass er die beiden überreden wollte, aus egoistischen Motiven, nicht weil er an das glaubte, was er sagte. „Länger haben Liebespaare doch ohnehin selten. Welche Beziehung hält schon ein Leben lang? Glück ist immer eine Frage der Zeit. Wenn man die Liebe wagt, muss man solche Risiken eingehen, solche Opfer bereit sein zu bringen!“ Das war schon eher seine wahre Meinung, er war eben ein Skeptiker durch und durch. Aidan schwieg, überwältigt von dieser für ihn nicht vorauszusehenden Entwicklung, während Sabrìanna leidenschaftlich mit Scary Gary diskutierte, auf diesen zulief dabei. So kam sie
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