Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
erwiderte sogleich: „Für die Liebe ist hier immer Platz. Ich sehe das Band, das sich zwischen euch geknüpft hat und euch verbindet. Ihr werdet eine Möglichkeit finden, wahre Liebe findet immer einen Weg.“ Aidan verzog leicht das Gesicht, wenn es nur so einfach wäre. Es hatte seinen Grund, wieso das uralte Einhorn hier so geschützt und verborgen lebte. Wieso er sich um die Kleinen kümmerte, statt draußen durch die Welt zu ziehen, wie die anderen. Naivität und der Glaube an das Gute wurden auch hier ausgenutzt, und die magische Kreatur verfügte über beachtliche Macht. „Ich danke Euch!“ erwiderte er jedoch, und es kam von Herzen, das hörte man. Sabrìanna wendete den Blick von den herumtollenden Fohlen auf den alten Erzieher und stimmte mit ein: „Ich danke Euch ebenso. Es ist wunderschön hier, ich… möchte auf keinen Fall, dass wir hier stören.“ „Das tut ihr nicht, meine Kinder. Die Fohlen werden von eurem Besuch profitieren, und wenn ihr wieder gehen müsst, wird nichts anders geworden sein!“ war die etwas kryptische Antwort. Das Einhorn schnaubte leicht und führte sie in den Wald, der die Lichtung umgab, dunkel aufragte, wo die Wiese so sonnenüberflutet war.
Hier unter den Bäumen bereitete Aidan sich und Sabrìanna ein Nachtlager. „Wir werden nur diese eine Nacht bleiben, es wäre nicht gerecht, seine Gastfreundschaft länger auszunutzen.“ „Das dachte ich mir. Aber wie kommt es, dass du von diesem Ort weißt? Er ist doch sicher geheim und besonders geschützt!“ fragte sie interessiert. „Ich war eine Weile hier als Wächter eingeteilt. Bis man mich in der Schlacht benötigte… deshalb kennt man mich hier, und ich kann ein und aus“, erklärte Aidan und ließ sich auf dem Blätterbett nieder, „allerdings weiß das natürlich auch die Königin. Sie wird sicher erwarten, dass wir früher oder später hierher kommen. Daher müssen wir morgen so rasch es geht verschwinden. Ich werde eine Ablenkung durchführen, damit wir ungesehen abreisen können. Mach dir keine Gedanken. Zuerst werden wir ohnehin den Fohlen Rede und Antwort stehen müssen.“ „Das klingt schön!“ seufzte Sabrìanna und versuchte mit den Fingern ihr Haar zu entwirren. Der lange Flug zeigte deutliche Spuren an ihr, und sie fühlte sich alles andere als wohl, was dem Drachen natürlich auffiel. „Möchtest du gerne baden?“ fragte er lächelnd, und ihr Lächeln wurde um einiges breiter, als sie begeistert nickte und ihm überschwänglich um den Hals fiel. Soweit das in seiner Drachenform möglich war zumindest. „Komm, ich zeige dir etwas!“ Er schimmerte in seine menschliche Gestalt, nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her, tiefer in den Wald hinein. Die Bäume standen weit genug auseinander, um den kleinen Einhörnern nicht im Weg zu stehen. Ab und zu hörte man Hufgetrappel oder ein kleiner neugieriger Kopf ragte aus dem Unterholz, warf ihnen einen scheuen Blick zu und trabte wieder davon. Der Wald wirkte so völlig anders als der, in dem Sabrìanna gelandet war, als Scary Gary sie durch den Spiegel gejagt hatte. Zwar auch, als hätte er ein eigenes Bewusstsein, doch war es ein sehr freundliches, offenes, annehmendes. Eines, in dem man sich geborgen fühlen konnte, sicher aufgehoben. Es tat gut nach dem harten Flug, bei der Angst, die immer unterschwellig ihr Begleiter war, seit sie wusste, dass sie gejagt wurden.
Auch Aidan schien hier durchzuatmen, er war sehr viel weniger angespannt, als er es in den Nebelsümpfen gewesen war. Als sie schließlich zwischen zwei Bäumen hindurch traten und er sich mit einem fast stolzen Lächeln zu ihr umwandte, konnte sie den Freudenlaut nicht mehr unterdrücken, diesmal fiel sie ihm tatsächlich um den Hals und drückte ihn fest an sich. Denn vor ihnen lag ein wunderschöner kleiner See. Das Wasser glitzerte und leuchtete geheimnisvoll, klar bis auf den Grund, Sonnenlicht fiel durch das Blätterdach und malte Muster auf die glatte Oberfläche. „Man traut sich kaum hinein!“ flüsterte Sabrìanna, sie wagte es nicht, zu laut zu sprechen, es schien ihr unangebracht. Aidan schmunzelte: „Ja, nicht? Aber es ist in Ordnung, dafür ist der See da, die Fohlen baden auch immer darin. Danach reinigt er sich von selbst, keine Sorge!“ Das überzeugte sie, und im nächsten Augenblick war sie auch schon aus ihren Kleidern geschlüpft. Nur die Unterwäsche behielt sie an und stakste mit einem strahlenden Grinsen in den See hinein, der zuerst eiskalt wirkte,
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