Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)
bitteres Lachen drang aus ihrer Kehle. »Wem kann man das wirklich? Wo
ist Laura? Ich würde so gern mir ihr sprechen.«
»Ich warte
schon die ganze Zeit auf ihren Anruf.« John sah in Felicitas’ Augen. »Wieso hast
du vorhin behauptet, bei der Polizei wärst du nicht sicher gewesen?«
Wind rüttelte
an den Splittern der Fensterscheiben, die noch in den Rahmen steckten. Ein kühler
Luftzug zischte durch das leere Gebäude.
Felicitas
sagte nichts.
»Warum hast
du vorhin behauptet …«, setzte er wiederum an, doch die Melodie seines Handys erschreckte
ihn so sehr, dass er zusammenfuhr – er schämte sich fast ein bisschen. Erneut rechnete
er mit Schnickler, und erneut leuchtete Lauras Nummer im Display auf.
»Laura!«,
entfuhr es ihm mit einer Erleichterung, die Felicitas ganz sicher nicht entging.
»Ich wollte dir vorhin noch so viel sagen. Gut, dass du dich endlich …«
»John!«,
unterbrach ihn ihre Stimme. Eine Stimme, die er in seinem Innersten spüren konnte.
Eine Stimme voller Angst. »John, ich war so verdammt dumm.«
»Wo bist
du?« Im Unterbewusstsein registrierte er, dass sich Felicitas versteifte – ebenso
wie er.
»Hauschild«,
sagte Laura, und ein Rauschen überdeckte ihre Worte, ließ sie einfach verschwinden.
»Du hast
dich mit ihm getroffen?«
Das Rauschen,
dann erneut Laura, die seine Zwischenfrage wohl gar nicht gehört hatte. »Wir fuhren
los und auf einmal sehe ich …« Knistern, lauter, leiser, und abermals Laura: »…
steht ein Mann vor mir …«
Das Rauschen
war schon wieder da, Laura war schon wieder weg, und John presste das Handy so fest
an sein Ohr, dass er das Gefühl hatte, er würde es jeden Moment zerquetschen wie
eine Tomate. »Ein Mann?«, hörte er sich rufen. »Was für ein Mann? Laura?«
Und inmitten
eines weiteren Aufwallen der Störlaute erhob sich Lauras Stimme: »Sie haben mich,
John, bitte hilf mir. Der Mann heißt …«
»Wer, Laura?
Wer? Um Himmels willen!«, schrie er, ohne zu merken, wie laut er wurde.
»Mojtovian.«
Wieder Rauschen,
schließlich Stille.
Nichts als
Stille, die gewaltiger war als jeder Lärm, den John je gehört hatte.
*
Sie liefen schnell, sehr schnell.
John voraus, Felicitas dicht hinter ihm. Ihre Sohlen quietschten auf dem nassen
Asphalt.
»Wohin gehen
wir?«, rief sie.
»Zu meinem
Wagen.« Hinter ihnen erhob sich das leere Gebäude, groß und irgendwie unwirklich.
Keiner von ihnen warf einen Blick zurück.
»Und dann,
Dietz? Wohin dann?«
»Keine Ahnung«,
grummelte er. Wirklich keine Ahnung, machte er sich insgeheim bewusst. Du gerätst
in Panik! Du bist dabei, die Nerven zu verlieren!
»Sag mir
endlich, was los ist«, forderte Felicitas.
»Sag du mir endlich, was los ist. Warum wärst du bei der Polizei nicht sicher?« Seine Stimme
war schrill geworden – er kannte sie kaum.
Der langsam
heraufziehende Abend tränkte das Regengrau des Himmels mit einer matten Schwärze.
Vor dem Fiesta blieb John jäh stehen. Er wirbelte zu der jungen Frau herum. Ein
ganz bestimmter Gedanke hatte ihn erfasst wie ein Blitzstrahl.
»Das Hustenbonbon
ist dein Auto?«, fragte Felicitas wenig begeistert.
»Du hättest
mir gleich die Wahrheit sagen können«, sagte John gepresst.
»Was meinst
du?«
Wortfetzen
aus dem scheinbar Ewigkeiten zurückliegenden Gespräch mit Rainer Metzler drangen
in Johns Bewusstsein. Die Beschreibung eines Mannes.
»Wie sieht
Hauschild aus?«, wollte John wissen. Er hatte oft genug über den Hauptkommissar
in der Zeitung gelesen, an eine Fotografie von ihm konnte er sich jedoch beim besten
Willen nicht erinnern. »Ist er etwa 1,85 Meter groß? Stark gebaut, mit Bauchansatz?
Sehr hohe Stirn? Blondes Haar mit ein bisschen Grau? Mitte, Ende 40?«
Felicitas
musterte ihn. »Er ist über 50, sieht allerdings jünger aus. Tja. Der Rest stimmt.«
»Er ist
der Mann, dem der Audi gehört.«
»Ja.« Sie
befeuchtete ihre Lippen mit der Zungenspitze.
»Und ich
bin ein Riesenidiot.«
»Da erspare
ich mir ein Urteil.«
»Warum erpresst
Mojtovian ihn?«
»Jetzt bist
du erst mal dran«, protestierte sie. »Was ist mit Laura?«
»Laura hatte
heute eine Verabredung. Mit Hauptkommissar Bernd Hauschild.«
Sie sackte
in sich zusammen und starrte ihn an. »Mit Hauschild?«
»Es war
nicht das erste Gespräch, das sie mit ihm führte. Zu Beginn hat er sie wohl einfach
mit Sprüchen abgespeist. Gesagt, er werde sich darum kümmern, mehr über die Hintergründe
deines vermeintlichen Todes herauszufinden.«
»Laura
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