Schmidts Bewährung
sie stolz und stellte fest, daß sogar ihre Füße gebräunt waren. Eine jungfräuliche heidnische Göttin: nein, eine Tempelhure zur Freude der Meister östlicher Mysterien. Als sie das Baumwolltuch vom Kopf zog, das sie beim Fahren im offenen Auto getragen hatte, umrahmte ihr krauser Lockenschwall das Gesicht wie ein Heiligenschein.
Vespernde Einheimische, zwei Paare in Schmidts Alter, der Rest jünger, wahrscheinlich der Nachwuchs samt Ehefrauen und Ehemännern: Alle sitzen gemütlich auf Klappstühlen und trinken Bier aus der Flasche. Die älteren Männer sind wuchtig, nicht größer, aber schwerer als Schmidt, mit dicken Bäuchen unter ihren T-Shirts und stumpfen, fahlen Gesichtern. Pensionierte Fernmeldetechniker oder Geschäftsführer aus den Supermärkten im Einkaufszentrum. Die Ehefrauen könnten zur Aufsicht an der Kasse stehen, um ordnend einzugreifen, wenn die Kassiererinnen, schwarze Teenager, beim Eintippen der Preise Mist gebaut haben. Grämlich sehen sie drein, aber sie sind die letzte Generation, die noch rechnen gelernt hat. Beutel mit Fritten und eine Schüssel mit grünem Dipp werden weitergereicht. Hoffen die jungen Leute auf ein Leben gleicher Art, auf Langlebigkeit in einer Gesellschaft, die immer weniger mit den Alten anzufangen weiß? Haben sie sich etwas Neues ausgedacht, um im Informationszeitalter ihren Weg zu machen? Neben ihnen steht eine Kühlbox mit Bier auf Eis und ein Barbecue-Grill. Die Holzkohle ist mit feiner weißer Asche bedeckt und bereit für die halben Hühner und die italienischen Rundwürste, die auf einem mit Plastikfolie bedeckten Tisch warten. Die guten Leute haben ihre Essensberge in dem Kleinlaster und den beiden Lieferwagen mitgebracht, die zwei Schritte weiter geparkt sind, viel zu dicht an der Düne und den Nestern der einst zahlreichen Sandpfeifer. Schmidt kennt Männer, rechtschaffene Mitglieder der Georgica Association, die diese Trottel mit Stentorstimme wegen ihrer Achtlosigkeit zurechtweisen würden. Schmidt tut das nicht; er fühlt sich den Beschimpfungen nicht gewachsen, die sie zurückbrüllen würden. Aber es gab einen Mittelweg: Er verstärkte seinen mißbilligenden Blick. Wie auf Kommando drehten sich alle Köpfe und starrten Carrie und ihn an. Sollen sie ruhig. Hiergeht es um Klassenkampf, nicht um Umweltschutz. Vielen Dank für Ihr Interesse, Mrs. Mahoney und Mr. O’Toole, hoffentlich haben Sie Freude an Ihrem Platz in der ersten Reihe und können den Vater mit seiner Tochter, die ihm nicht im geringsten ähnlich sieht, genau beobachten. Machen Sie sich auf eine Überraschung gefaßt. Ich brauche sie nur um 45 Grad zu drehen und ihr meine Zunge in den Mund zu stecken. Dann passen Sie ganz genau auf: Sie wird an mir haften mit dem ganzen Körper, wenn ich die Hand über ihren Rücken und die Hinterbacken gleiten lasse und, jawohl, auch in den Spalt dazwischen.
Er streckt die Hand nach Carrie aus. Sie stellt sich auf ihre außergewöhnlichen Zehenspitzen und pflanzt einen keuschen Kuß auf seine Lippen.
Komm, Schmidtie, das war’s, die Kerle da glotzen. Laß uns gehen.
Ich liebe dich von ganzem Herzen.
Ich verrate dir was. Ich dich auch.
Dort, wo die Flut gerade nicht mehr hinkam, war der Sand besser: glatt, kühl und ganz hart. Sie gingen schnell, Hand in Hand. Hier wollte man am liebsten rennen. Weit vor ihnen, in ziemlich großer Entfernung, waren kleine menschliche Gestalten, und schwarze Pünktchen tanzten um sie herum, ihre Hunde.
Charlotte hat angerufen. Gleich nachdem du weg warst. Sie kommt dieses Wochenende.
Echt?
Ja. Macht’s dir was aus? Sie sagte, sie würde im Poolhouse wohnen.
Es macht mir nichts aus. Mann, das ist ja was! Zum ersten Mal. Haben sie Hochzeitstag, oder wie?
Nein, nein. Und sie kommen auch nicht beide. Nur Charlotte. Ich glaube, sie hat sich mit Jon gestritten. Am Telefon wollte sie nichts dazu sagen.
Ach je, Schmidtie, vielleicht verziehe ich mich lieber, wenn sie da ist? Hm? Dann ist ein Problem aus dem Weg.
Im Weitergehen zog sie seine Hand an ihre Lippen. Ach, wie er sie liebte!
Wo willst du denn hin?
Ich kann die Blackmans fragen, brachte sie vorsichtig hervor. Mit meiner Freundin weiß ich nicht so recht.
Dabei handelte es sich um die Kellnerin bei O’Henry’s, die in Springs wohnte. Vielleicht war ja deren Freund, der Carrie belästigt hatte und ihr zuwider war, inzwischen ausgezogen. Nur zu wahr: Sie hatten eigentlich niemanden, an den sie sich wenden konnten.
Die Blackmans würden dich mit
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