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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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ich jetzt wirklich brauchen. Du rufst ja wohl an, um dich bei mir und bei der Firma zu entschuldigen.
    Wovon redest du? Ich rufe an, weil ich mich wieder mal melden wollte, es ist schon ewig lange her seit dem letzten Mal. Jons Arbeit – da halte ich mich nicht so auf dem laufenden, wie ich sollte, aber du und Lew Brenner und alle, mit denen ich noch Kontakt habe, sagen immer, er macht seine Sache fabelhaft, baut wirklich etwas auf.
    Ah ja. War mir entfallen, daß du und Charlotte, die Mustertochter, euch nicht allzugut vertragt. Also steht es null zu zwei gegen dich, Schmidtie; du überschreitest die Toleranzgrenze für Fehler.
    Jack, ich finde es beleidigend und irreführend, wie du mit mir redest. Eine üble Kombination ist das. Was hast du gegen Jon?
    Weißt du das wirklich nicht? Na ja, auch egal. Warte nur bis nächsten Montag. Bekommst du noch das Wall Street Journal? Vor zehn Tagen hatten sie einen kleinen Kommentar zum Wilco-Prozeß, der hätte dich stutzig machen können. Der Artikel, den sie am Montag rausbringen, wird dir alles sagen, was du wissen mußt.
    Ab und zu kaufe ich das Journal am Kiosk. Montag werde ich es auf jeden Fall holen. Aber erkläre du mir jetzt bitte, wovon du eigentlich redest.
    Nichts Besonderes, Schmidtie, nur eine Kleinigkeit. Dir müssen sich dabei die Haare nicht sträuben, du Ruheständler mit deinen Millionen, du warst klug, du hast die Kanzlei im richtigen Moment verlassen, solange sie noch florierte. Wir waren – die Vergangenheitsform verwende ich bewußt – die Anwälte der Familie Balser, der Mehrheitsaktionäre von Wilco. Ist dir klar, wer die Baisers sind? Entschuldigung, natürlich bist du im Bild, du triffst dich in deinem neuen Leben jetzt wahrscheinlich zweimal pro Woche mit ihnen zum Lunch. Sie sind Mandanten von Lew Brenner, halb Kanada gehört ihnen. Sie waren schon zu deiner Zeit unsere Mandanten. Suntech, der Laden, der letztes Jahr seine Firma für Navigationssysteme gegen Wilco-Aktien an Wilco verkaufte, prozessiert jetzt gegen die Balsers. Das übliche Zeug – was man eben von so einem Verein wie Suntech erwartet. Die Klage lautet auf Betrug, Manipulation des Aktienpreises und obendrein noch auf sexuelle Nötigung und Inzest, bloß weil derAktienkurs abgesackt ist. Er ist total im Keller, um die Wahrheit zu sagen. Dann haben sie die Börsenaufsichtsbehörde so aufgehetzt, daß sie eine Untersuchung eingeleitet hat. Wir haben den Fall deinem Jon Riker übertragen. Das Konkursgeschäft ist tot, deshalb ist er unser AllzweckAnwalt für Handelsrechtsprozesse geworden. Weißt du noch? Du hast geschrieben, er sei uneingeschränkt qualifiziert! Und gegen die Qualität seiner Arbeit ist nichts zu sagen, das muß ich zugeben. Einen erstklassigen Schriftsatz hat er verfaßt, in dem er die meisten Suntech-Klagepunkte vom Tisch wischte; er bekam die gerichtliche Genehmigung, daß der Schriftsatz und die eidesstattlichen Erklärungen, die er als Belege beigefügt hatte, unter Ausschluß der Öffentlichkeit vorgelegt werden mußten. Begründung: Diese Unterlagen enthielten Geschäftsgeheimnisse und kompromittierende Aussagen über unbeteiligte Dritte. Die Gerichtsentscheidung, daß die Sache nicht-öffentlich gehandhabt werden sollte, wurde natürlich veröffentlicht. Aber dein Schwiegersohn hatte was mit einer Anwältin, die eine unbeteiligte andere Gesellschaft verteidigte, und zwar ebenfalls gegen Suntech – in einem Prozeß, in dem Suntech ungefähr dieselben Klagegründe aufführt. Sie ist leitende Angestellte bei Wolff & Wolff. Soviel ist klar.
    Könnte ich ihn doch bloß zum Schweigen bringen, dachte Schmidt, könnte ich doch alles zurückdrehen bis zu dem Moment, bevor er mit dieser Geschichte angefangen hat.
    DeForrest fuhr fort: Ganz ansehnlich, die Dame, nehme ich an. Jüdin. Miss Vogel. Du weißt schon, Vögel aus demselben Nest! Darüber wirst du auch ausführlich im Jour- nal lesen. Anscheinend hat er ihr eine Kopie des Schriftsatzes samt eidesstattlicher Erklärungen gegeben, und damit hat er – verstehst du, Schmidtie – gegen genau die Gerichtsverfügung verstoßen, die er selbst erwirkt hatte. Wenn es nur bei jenem Bettgeflüster geblieben wäre, hätte kein Hahn danach gekräht. Aber Miss Vogel hat nun selbst einen Schriftsatz zusammengeschustert, ihre Beweisführung aus dem Schriftsatz abgeschrieben, für den Riker den Ausschluß der Öffentlichkeit erreicht hatte, und ihrerseits im Prozeß ihrer Mandanten gegen Suntech vorgelegt. Die

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