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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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sein mochte, bei der Kastration des eigenen Schwiegersohns lachend zuzusehen, das kümmerte ihn wenig.
    Genug mit dem Sonnenbad. Noch ein Sprung ins Schwimmbecken, fünf Minuten lang Bahnen ziehen. Schluß mit dem Ärger. Er mußte lachen lernen und den Mißmut loswerden, der ihm den bitteren Zug um die Mundwinkel beschert hatte. Schließlich hatte er doch viel Glück. Er besaß eine Menge Geld. Ihm blieben die per Postversand angebahnten zweiten Ehen mit der Witwe eines Klassenkameraden oder einer durch Schönheitschirurgie aufgefrischten Geschiedenen erspart – sowie auch die Säuerlichkeit des Zölibats. »Schwarz, aber gar lieblich«: sein ungezähmtes Mädchen, seine Rose im Tal, Nacht für Nacht liegt er zwischen ihren duftenden Brüsten. Aber wie lange würde es noch dauern, bis seine wilde Rose ihm erklärte, nun habe sie von ihrem lahmen Liebhaber endgültig genug?
    Schon wieder das Telefon. Er stand an der Tür der mit Fliegengitter geschützten Veranda. Um Himmels willen, Schmidtie, laß die Tapergreis-Routine, mach dich auf, geh durch die Veranda ins Wohnzimmer und nimm den Hörer ab. Ah, Charlotte. So selten rief sie an, immer mußte er es tun. Gestelzte Konversationen; Schmidt wählte den Zeitpunkt jeweils so, daß er gleich danach etwas zu erledigen hatte – wenigstens einen doppelten Bourbon trinken konnte –, um die Trostlosigkeit zu ertränken.
    Habt ihr schönes Wetter? fragte sie. Das ist gut. In der Stadt ist es scheußlich. Einfach gräßlich.
    Nach einigen weiteren Bemerkungen zum Wetter begriff Schmidt, daß ihr Anruf einen Grund hatte, daß sie aber noch eine Weile drumherum reden mußte, bevor sie zum Punkt kam. Er wartete auf das Wort »übrigens«.
    Dad, hast du übers Wochenende Besuch?
    Nein, niemanden.
    Ich glaube, ich würde ganz gern kommen.
    Das alte, aber nie vergessene Gefühl, vor lauter Glück dahinzuschmelzen wie ein Schneeball, so daß von ihm nur noch eine Pfütze auf dem glänzenden Holzboden blieb.
    Das wäre ja ganz wunderbar, antwortete er. Ich meine, ich hätte im Radio gehört, daß das Wetter schön werden soll. Fahrt ihr nicht nach Claverack, Jon und du?
    Ich nicht. Was er macht, weiß ich nicht. Wenn es dir recht ist, komme ich allein.
    Mein Schatz, ist was passiert?
    Viel. Ich muß mit dir reden, aber nicht vom Büro aus.
    Ist gut, Kleines. Willst du wirklich bis Freitag abend warten? Du könntest den Freitag frei nehmen und Donnerstag nachmittag hierher kommen. Ich könnte aber auch in die Stadt fahren und mit dir Mittagessen.
    Danke, Dad, aber das ist zu kompliziert. Freitag ist schon gut. Ich nehme nach der Arbeit den Bus um sechs. Wohnt dieses Mädchen noch bei dir?
    Carrie. Ja natürlich.
    Dann möchte ich im Poolhouse wohnen.
    Wie du willst.
    Schweigen am anderen Ende der Leitung. Was sollte er machen?
    Schätzchen, wagte er zu sagen, laß mich wissen, wenn du deine Meinung änderst und früher kommen möchtest. Ach, da fällt mir ein: Carrie und ich gehen am Samstag mittag zum Essen aus. Zu einem Mann namens Mansour. Michael Mansour. Du weißt schon, der Finanzboß, derimmer in der Zeitung steht. Er hat ausgerechnet das Haus von Crussels gekauft. Soll ich ihm sagen, daß du mitkommst?
    Nein, Dad. Eure Aktivitäten überlasse ich euch. Ich will nichts, nur etwas Sonne und mit dir reden. Okay?
    Aha! Was immer das Problem zwischen ihr und Jon sein mochte, ihre Standpunkte hatte es jedenfalls nicht erschüttert. Zur Hochzeit war Papas puertoricanische Tussi nicht willkommen gewesen, und jetzt wollte Charlotte auch nicht unter dem väterlichen Dach mit ihr wohnen. Dann eben nicht. Hatten die arme Mary und er nicht das Poolhouse eigens hergerichtet, um die Wochenendbesuche auf dem Land für junge Leute zu erleichtern?
    Selbstverständlich. Mach’s gut!
    Er ging nach oben, um sich zu rasieren. Auf der anderen Seite des Treppenabsatzes, gegenüber dem Zimmer, das er mit Carrie teilte, lag Charlottes altes Zimmer, das Charlotte, nachdem Mary gestorben war, an den Wochenenden mit Jon teilte. Bis sie sich mit Schmidt zerstritt. Danach waren die beiden nicht mehr wiedergekommen, abgesehen von dem einen Mal, als sie ihn in der Klinik besuchten. Oder hatten sie bei diesem Aufenthalt vor allem den VW, den er Charlotte geschenkt hatte, aus der Garage holen und das Silber zählen wollen, dieses Silber, von dem er sich nicht trennen würde, solange er lebte, wie er deutlich gesagt hatte. Schmidt warf die Rasierklinge in den Mülleimer und setzte eine neue in den Apparat

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