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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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dreihundert Dollar teuren Rennschuhen auf der Fernstraße in der Mittagssonne joggst.
    Dies Lokal hier wird laut und überfüllt sein, antwortete er. Der Automat und alle anderen genauso. Wollen wir nicht irgendwas Einfaches zu Hause essen? Ich hole ein gebratenes Hühnchen oder eine Ente und Käse. Früher hat sie gern Käse gegessen. Wer weiß? Vielleicht mag sie’s ja immer noch. Wenn nicht, essen wir beide ihn.
    Das paßt nicht. Nicht an ihrem ersten Abend mit uns. Ich mache das Essen. Am Freitagnachmittag habe ich keine Kurse, da kann ich auf dem Heimweg einkaufen. Für ’ne Überraschungsparty oder so.
    Du bist lieb. Gräme dich nur nicht, wenn sie dann dies oder das nicht essen kann. Mäkelig war sie schon immer. Weiß der Himmel, welche Diät sie diesmal einhalten muß.
    Keine Sorge. Hey, Schmidtie, so traurig warst du noch nie. Ist es wegen dem Zoff zwischen den beiden?
    Muß wohl. Einen anderen Grund gibt es nicht.
    Sie haben keine Kids, und du bist auch nicht gerade verrückt nach ihm. Vielleicht sollten sie sich trennen. Das ist hart, aber dann hast du sie wieder für dich.
    So will ich nicht denken. Außerdem glaube ich es eigentlich nicht. Ich habe Angst, daß alles – ob gut oder schlecht – uns nur weiter auseinanderbringt. Sie wird meinen, daß ich heimlich schadenfroh bin, weil ich es ihr wieder einmal vorhergesagt habe. Vielleicht hat sie recht, vielleicht kennt sie mich in- und auswendig. Und außerdem: Wenn sie wieder zu mir kommt, was mache ich dann mit ihr? Alles, was ich tue, geht ihr gegen den Strich. Mit mir will sie am Telefon nicht reden, nicht sagen, wie es ihr geht, was sie so denkt, nicht ihren alltäglichen Kram besprechen. Mit ihrer Mutter hat sie das getan. Mit mir fängt sie immer gleich Streit an. Du hast auch nicht erlebt, daß sie sich einmal die Mühe macht, hierher zu kommen und nachzusehen, ob es dem Alten gutgeht.
    Das liegt an mir. Sie weiß, daß ich hier bin. Sie wird schon kommen, wenn ich gehe.
    Niemals. Du bist meine Liebe. Wenn du mich verläßt, dann nur, weil du mich nicht mehr oder weil du einen anderen mehr als mich liebst.
    Hey, weißt du noch? Wie ich wollte, daß du mir sagst, ich soll dir treu sein, und du wolltest nicht? Das hat mir echt weh getan. Schmidtie, es wird keinen anderen geben. Nicht, solange du mich willst.
    Dann zerbrich dir nicht den Kopf darüber, was Charlotte denkt.
    C’est moi pour lui, lui pour moi pour la vie ... Das war Carrie für ihn, sein Spatz, der so unverhofft zugeflogen war. Er nahm die schmale Hand, die dicht neben seiner auf dem Tisch lag, und küßte ihre Innenfläche. Statt eine Träne, die sich gerade bilden wollte, abzuwischen, blinzelte er und schneuzte sich die Nase. Er war fassungslos glücklich an ihrer Seite, ein märchenhaftes Glück.
    Der Kellner, Profil wie ein Sioux-Krieger, das dicke schwarze Haar zum Pferdeschwanz gebunden, brachte die Rechnung und musterte Carrie mit einem begehrlichen Blick, während Schmidt Zwanzigdollarscheine abzählte. Der Ruf des Fleisches. Wird diese noble und loyale jungeFrau noch meinen, daß er sie will, wenn er nichts mehr zu bieten hat als greisenhafte Liebkosungen? Falls der Überdruß, die Öde ihres Lebens an der Seite eines verknöcherten, in seinen Erinnerungen herumtapernden Ruheständlers nicht schon vorher das Seine tut. Sei froh, Schmidtie, noch hast du alles Glück: Lange kann es nicht mehr dauern, bis du wirklich allein bist.

III
    Hey, willst du mal sehen, was ich gekocht habe?
    Das hatte sie ihm durch die offene Küchentür zugerufen, um ihn hereinzuholen, denn er war im Garten und schimpfte wortreich mit Jim Bogard, weil dessen Leute die Blumenbeete schlampig eingefaßt hatten: Schmidt wünsche saubere, schnurgerade Linien. Statt dessen sehe er aber lauter Bögen, als hätten die Männer die Zinsertragskurven einer wildbewegten Woche auf dem Rentenmarkt aufgezeichnet. Und warum hatten sie nicht gemulcht, obwohl er doch ausdrücklich erklärt habe, der Garten müsse frisch und gepflegt aussehen? Eigentlich gab es keinen Grund für die Aufregung. Charlotte würde kaum in der Stimmung sein, überhaupt etwas zu bemerken. Aber ihm war es wichtig, sein Auge freute sich am Anblick geordneter Dinge, und er brauchte sichtbare Beweise, daß er weder sich selbst noch Haus und Grund verkommen ließ. Schmidt ließ Bogard stehen, der eifrig in sein Notizbuch kritzelte und versprach, noch am selben Nachmittag alles richten zu lassen. Merkwürdig, wie dieser zähe, drahtige kleine

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