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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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Arbeitszimmer gebettet, aber ganz vergessen, das Rinnsal aus braunem Schaum in seinem Mundwinkel wegzuwischen.
    Mensch, Albert, hast du echt geglaubt, Carrie wäre noch Jungfrau? Jetzt paß mal auf, Mann: Sie hat mir erzählt, wie sie dich angebaggert hat. Was glaubst du wohl, warum? Das weißt du nicht? Dann werd’ ich’s dir erklären. Sie hat dich flachgelegt, weil du alt bist. Sie wollte einfach mal sehen, was du machen würdest. So etwa. Das ist kein Verbrechen. Klar, sie liebt dich, Albert, aber nicht ausschließlich dich. Nichts ist ausschließlich. Was sagst du? Sind wir uns da einig?
    Es war zu spät. Umbringen konnte er ihn nicht mehr, den Moment hatte er verpaßt.
    Die Polizei wird dich schnappen, sagte Schmidt ganz ohne Zusammenhang. Hier werden sie zuerst suchen. Am besten, du gehst jetzt. Weit weg. Irgendwohin, wo du noch nie gewesen bist.
    Nö. Diese Geschichte in Florida ist doch Hühnerkacke. Wie ist es, Albert? Sind wir Freunde? Ich will dein Wachhund sein. Mir entgeht nichts, glaub mir.
    Mir wäre es wirklich lieb, wenn du gingst. Und dann – blödsinnigerweise – fügte er hinzu: Daß sie mit den Kellnern bei O’Henry’s geschlafen hat und auch mit dem Wirt, das hat sie mir nie erzählt.
    Fragst du sie denn so was?
    Nein.
    Albert! Warum sollte sie dir so was sagen, wenn du sie nicht danach fragst? Was hat sie wohl nach der Arbeit gemacht, was glaubst du? Die Füße in warmem Wasser weich werden lassen? Sie ist noch ein Kid, vergiß das nicht. Hey, fährst du mich nach Springs rüber? Anders komme ich nicht hin. Ich bin den ganzen Weg vom Bus zu dir gelaufen.
    Das ging über Schmidts Kräfte. Sollte er ihm anbieten, Marys Toyota zu nehmen, falls der Wagen ansprang? Ein Taxi rufen? Nein, Bryan sollte ruhig wieder bis in die Stadt laufen und sich dort ein Taxi nehmen. Dafür braucht er Fahrgeld. Natürlich. Also, gib ihm Geld – bevor er darum bittet.
    Aber Bryan lehnte ab und schüttelte den Kopf. Geld habe ich, sagte er. Ach Scheiße, Mann. Ich dachte, du bist mein Freund.
    Und das war’s dann. Bryan hatte unbestreitbar einiges in ein neues Licht gerückt. Viel war nach dem gräßlichenwortlosen Essen nicht abzuwaschen. Früher oder später würde sie herunterkommen und dabei weder die Hintertreppe benutzen noch durchs Fenster fliegen. Natürlich hinderte Schmidt nichts daran, vorher in sein Auto zu steigen und wegzufahren – zum Strand, nach Montauk, zum Flughafen. Immer wieder verschwinden Männer spurlos und ohne Grund. Statt dessen trocknete er die beiden Kristallweingläser ab, verstaute sie und ging wieder in das Bücherzimmer, um Rechnungen zu erledigen.
    Sie bewegte sich immer geräuschlos, auch wenn sie nicht barfuß war, und ihre Gegenwart wurde ihm nicht etwa dadurch bewußt, daß er ihre Schritte gehört hätte. Eingehüllt in den weißen Frotteebademantel, den sie liebte, stand sie im Türrahmen. Ihre Haare glänzten naß. Liebling, sagte sie, du bist echt sauer auf mich. So habe ich dich ja noch nie gesehen. Warum denn?
    Du hast mich allein gelassen – ohne jede Vorwarnung.
    Schmidtie, ich bin zu meinen Eltern gefahren. Ich habe vom College aus angerufen, zwischen den Kursen, und meiner Mutter ging’s nicht gut. Dann habe ich bei Mike Mansour zu Hause angerufen und Manuel gesagt, er soll dir das ausrichten. Dich konnte ich nirgends erreichen. Warum ist das schlimm?
    Du hast mich nicht aus der Stadt angerufen.
    Doch. Ich habe dir auf den Anrufbeantworter gesprochen.
    Ja, daß du mit Michael Mansour um die Häuser gezogen bist. Kümmerst du dich so um deine Mutter?
    Ich habe sie wegen ihres Beins ins Krankenhaus gefahren und dann wieder nach Hause. Sonst brauchte sie nichts. Ja, ich habe Michael angerufen. Was ist denn daran verkehrt?
    Nichts, wenn du dich mit anderen Männern verabredest. Ich wußte nicht, daß du das tust.
    Tue ich ja nicht. Mann, Schmidtie, wir sind dauernd mit ihm zusammen. Er ist dein Freund. Ich wollte mir sein Apartment ansehen. In so einer irren Wohnung bin ich noch nie gewesen. Dann hat er mich gefragt, ob ich gern Japanisch esse. Und so sind wir in das Restaurant gegangen. Das hast du auch auf deinem Anrufbeantworter.
    Und dann, später?
    Wie: später? Was meinst du damit?
    Was ihr nach dem Essen gemacht habt, meine ich.
    Wir sind in einen Club in Tribeca gegangen und haben getanzt.
    Mansour hat getanzt?
    Ja, hat er. Er tanzt ziemlich gut. Hey, er hat mir gezeigt, wie Bauchtanzen geht! Mit Jason habe ich auch getanzt. Mann, der Kerl kann sich total

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