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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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Mann. Ich helfe im Haus; wenn es was zu reparieren gibt, dann richte ich es, wie früher. Hey, ich pass’ auch für dich auf sie auf. Das ist ein Ganztagsjob, das kannst du mir glauben. Vielleicht ist es mit dir anders, vielleicht bist du so ’n toller Liebhaber, kann ja sein, daß das alles ist, was sie braucht. Scheiße, das wär’ mal was anderes!
    Was meinst du damit?
    Was ich meine? Ich brauchte sie nur einmal aus den Augen lassen oder so, und gleich ging’s rund, aber immer! Sogar mit meinem Kumpel Hollis, in Springs. Du kennst doch Debbie, die Rothaarige bei O’Henry’s, die Freundin von Carrie – die hätte Carrie fast die Augen ausgekratzt. Deshalb mußte Carrie ausziehen. Da war dicke Luft, kann ich dir sagen, bis ich ihr geholfen habe, das Apartment in Sag Harbor zu finden. Mann, ich konnte es nicht glauben.
    Der Wachmann in Florida, der dir über den Schädel gehauen hat, muß kräftig zugeschlagen haben – falls die Geschichte wahr ist. Du weißt ganz genau, daß Carrie aus Springs weggezogen ist, weil dein Freund Hollis versucht hat, sie zu vergewaltigen. Sie wollte nie wieder dorthin. Und jetzt sieh zu, daß du weiterkommst. Diesen Blödsinn über Carrie will ich mir nicht anhören.
    Wow, Albert, das siehst du ganz falsch. Was glaubst du denn, wer Carrie ist? Eine verdammte Nonne? Als wir noch zusammen waren, hat sie die ganze Zeit jeden Kellner und jeden Laufburschen bei O’Henry’s gebumst. Frag,wen du willst, das wird dir jeder sagen. Kennst du die Abstellkammer hinter der Küche? Dort ließ sie die Hosen runter, beugte sich vor, und dann ging’s zu wie bei den Hunden. Der Wirt benützte die Abstellkammer nicht. Er hat sie im Stehen gefickt, gegen die Wand in seinem Büro gelehnt. Oder er hat sich auf einen Stuhl gesetzt, den Hosenschlitz aufgemacht, und dann hat sie sich auf ihn draufgepackt. Das war wie im Witz. Nach der Arbeit war sie manchmal so wund, daß sie mir nur einen blies. Eins muß ich dir lassen, Albert, als sie was mit dir anfing, hat sie sich beruhigt, als ob sie für alle anderen zu stolz wäre oder so, außer Hank Wilson. Der alte Penner hat sie genagelt, wann und wie er wollte.
    Mr. Wilson?
    Genau, der Typ, den du überfahren hast. Der kam in die Wohnung und stank wie ein Stück vergammeltes Fleisch. Mensch, Carrie hat mir immer in den Ohren gelegen, daß ich ihr Shit verkaufen soll, damit er beim Ficken hart würde. Meistens habe ich ihr den Stoff umsonst gegeben. Nur eins hab ich verlangt: Sie sollten’s auf dem Fußboden machen. Den Schwanz von diesem Typ würdest du auch nicht in deinem Bett haben wollen.
    Die Küchenmesser hingen ordentlich, alle Schneiden in einer Richtung, an dem Magnethalter links vom Herd. Das lange elegante Sabatier-Messer, das Schmidt gekauft hatte, als er noch in New York wohnte, und das er mit mütterlicher Fürsorge behütete, damit es ja keine Kerbe bekäme, und nur zum Tranchieren von Lammbraten oder Roastbeef benutzte; die kürzeren einfachen Stahlmesser mit den unpolierten Griffen aus Mr. Johnson’s Eisenwarenladen, die besser waren und sich leichter rasierklingenscharf schleifen ließen, obwohl sie erheblich weniger kosteten; dann die ganz kurzen Gemüse- und Obstmesser, einige davon Sägemesser. Welches sollte er sich im Sprungschnappen und diesem Monster in den Bauch rammen, genau über dem tiefhängenden Gürtel? Reinstechen und umdrehen, und dann das Gesicht aufschlitzen. Den Boden mit Blut überströmen. Selbst von Blut triefen: Hemdsärmel, Socken, Schuhe. Dann die Polizei rufen. Möglichst noch bevor sie kam, die Sache zu Ende bringen. Das war zu schaffen, oben im Haus lagen ja noch die Tabletten. Blut über dies verfluchte Haus gießen, das Charlotte nicht haben will. Sie wird es verkaufen, wird das Geld nehmen, auch das andere Geld, das er besitzt – so viel mehr, als sie meint. Soll sie, wenn sie nur ihr Leben noch einmal neu anfängt.
    Du gottverdammtes Monster!
    Hier redete doch wohl ein anderer. Eine solche Stimme hatte Schmidt noch nie gehört. Das war nicht er, das mußte ein Alb sein oder der Vorbote eines Schlaganfalls. Wie bei seinem Vater. Welche Töne der alte Mann von sich gegeben hatte, bevor er mit dem Gesicht in die schwarze Bohnensuppe auf dem Eßtisch in der Grove Street gefallen war, das hatte er Bonnie nie gefragt. Vielleicht hatte der Alte, selbstbeherrscht und distanziert bis zum letzten Atemzug, gar kein Geräusch gemacht. Als Schmidt kam, hatten Butler und Köchin den Vater auf das Ledersofa im

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