Schmidts Bewährung
sie dann versuchsweise höher gleiten lassen, der Mitte entgegen, wo sie, so dachte er, auch naß war.
Carrie, mir geht es nicht um die Kellner und die Laufburschen. Das war Bryans Gerede; er wollte mich demütigen. Und das hat er auch geschafft. Ich will wissen, was jetzt ist, was mit dir und Michael Mansour los ist. Das kann ich nicht so gehenlassen, ich muß es wissen. Er ist doch nicht irgend jemand, der meint, er sei mein Freund. Er ist einer, mit dem wir beide ständig zusammen sind. Was ist passiert?
Willst du das echt wissen? wiederholte sie.
Er nickte, nahm die Hand von ihrem Knie und ließ sie statt dessen auf dem neutralen Gelände des Frotteestoffs ruhen.
Okay. Seine Wohnung hat drei Stockwerke. Im zweiten Stock hat er sein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer oder so, mit einem großen Kamin, und dann noch ein Zimmer mit Matten und Maschinen – Tretmühle, Fahrräder und ein Käfig für Gewichte. Alles mögliche Zeug. Er läßt jeden Morgen einen Trainer kommen. Du glaubst es nicht. Morgens um sechs. Die Gästezimmer sind im dritten Stock. Er hat mich in mein Zimmer gebracht und mir gezeigt, wo das Licht ist und alles und das Bad, und ich dachte, jetzt gibt er mir einen Kuß oder so und sagt gute Nacht. Aberdann läßt er auf einmal die Arme hängen und sagt: Ich möchte deine Brüste sehen. Ich schau ihn ganz verdattert an, und diesmal sagt er: Zeig mir deine Titten, bitte. Ich hab nur gedacht: Laß mich raus hier, Mann! Ich hatte diese schwarze Bluse an, die du mir geschenkt hat, du weißt schon, die mit den kleinen Schulterträgern, die keine Knöpfe hat, die schiebe ich also einfach hoch und sag ihm: Da sind sie. Sag Hallo. Ich denke, jetzt grabscht er sie an oder leckt sie, aber nein, er fragt: Was wird Schmidtie dazu sagen? Ich konnte es nicht fassen, also sage ich: Der wird dir dein dämliches Gesicht einschlagen, versuchen wird er’s jedenfalls. Weißt du, das war, als ob er kaltes Wasser über mich kippt. Ich hab ganz zugemacht. Dann sagt er: Schon gut, Schmidtie braucht es nicht zu wissen, und redet noch mehr Stuß, und ich geb zurück: Vergiß es, ich geh schlafen.
Und dann?
Morgens kommt er wieder in mein Zimmer und sagt, es tut ihm leid, er konnte die ganze Nacht nicht schlafen, hat gewichst und dabei an mich gedacht, und er gibt mir eine Million Dollar, wenn ich ihn ficke. Ich frage: jetzt gleich? Da sagt er, nein, jetzt nicht, ich krieg ihn nicht hoch, ich bin zu kaputt, aber bitte bald. Laß mich nicht zu lange warten.
Oh, Carrie.
Einen schönen Freund hast du da! Und willst du das Beste auch noch hören? Als ich gegangen bin, habe ich Jason tschüs gesagt, und da taucht Mike auf einmal auf, ich weiß nicht, von wo, und sagt doch: Vergiß nicht das Dinner am Sonntag. Hillel wird spielen. Ich erwarte dich und Schmidtie. Die Party wird fabelhaft.
Carrie, ich gebe dir eine Million Dollar, wenn du diesen Mann nicht in deine Nähe läßt.
Sie sah ihn sehr aufmerksam an und erwiderte: Daswäre nicht gut, Schmidtie. Wenn ich Geld von dir nehme, schlafe ich nie wieder mit dir. Dann nahm sie seine Hand, legte sie in Kniehöhe innen an ihr Bein, schob sie weiter nach oben und flüsterte: Hey, den Scheck für die Million Dollar hast du doch noch nicht ausgestellt, oder? Dann komm, du Spinner, wir vergeuden bloß Zeit. Laß uns nach oben gehen.
VIII
Am nächsten Morgen gab er Carrie, bevor sie sich auf den Weg zum Unterricht machte, eine goldene Brosche in der Form eines Skarabäus. Sie war sein Geschenk für Mary gewesen, zur Feier des Tages, an dem der alte Dexter King ihm mitteilte, daß die Kanzlei ihn zum Sozius gemacht habe. Das Schmuckstück war wunderschön, allerdings vielleicht ein wenig pompös – allzu kunstvoll hätte man auch sagen können –, so wie es typisch für den um die Jahrhundertwende in Boston gefertigten Schmuck ist. Zu seiner Überraschung trug Mary die Brosche nie. Es war nicht Schmidts Art, derlei Dinge anzusprechen oder gar genauer zu untersuchen, aber nach einer Weile kam ihm der Gedanke, daß sie womöglich die Rechnung gesehen hatte, die er mit anderen Papieren auf seiner Kommode bereitgelegt hatte, weil er sie ins Büro mitnehmen und seinem Versicherungsagenten schicken wollte. Der Preis war hoch und überschritt Schmidts Mittel bei weitem. Da er keines der wenigen Wertpapiere verkaufen wollte, die er damals besaß, hatte er zur Bezahlung einen Kredit aufgenommen. Seine unvorhersehbaren Anfälle von Extravaganz mißfielen ihr – ihm eigentlich auch –,
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