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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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dann? Was sollte er machen? Zugeben, daß er nicht wußte, wo Carrie war und wann sie wiederkam? Unmöglich. Dann konnte er gleich Nägel mit Köpfen machen. Zum Beispiel: Jetzt hör mal gut zu, du kleiner Scheißer. Carrie wirst du nie mehr wiedersehen. Nicht, wenn ich es verhindern kann. Darum habe ich dich nach Florida geschickt, darum solltest du mein Haus dort in Ordnung bringen. Darum habe ich dir den leichten Job im Krankenhaus beschafft, nachdem ich das Haus weggegeben habe. Daß du sie gefickt hast, das ist deine Sünde. Und nur darum geht es. Jetzt verschwinde, bevor ich die Polizei hole. Die wird dich erst gründlich in die Mangel nehmen, so ist das nun mal. Ein solcher Abschaum wie du hat die Reichen nicht zu belästigen, nicht in den Hamptons. Dannwirst du ins Flugzeug verfrachtet und nach Florida zurückgeschickt, zu den Leuten, denen du dort entwischt bist. Die können es gar nicht abwarten, dich wiederzusehen, wetten?
    Aber Schmidt sagte kein Wort. Schweigend trank er den lauwarmen Kaffee.
    Albert, willst du gar nicht mit mir reden? Behandle mich doch nicht so. Kann ich Carrie sehen? Jemand muß doch mit mir reden.
    Carrie wirst du nicht sehen. Das stieß Schmidt hervor.
    Ach du Scheiße, Albert, das liegt dir immer noch im Magen? Carrie ist nur eine Freundin. Du weißt doch, bei uns läuft nichts mehr. Das ist aus und vorbei. He, Mann, sei doch mal menschlich, mach dir keinen Streß. Ich sitze in der Scheiße. Ich brauche Hilfe.
    Andere auch, hätte Schmidt sagen können. Aber das war nicht nötig. Bryans Begabung für Monologe reichte zum Erzählen einer Geschichte, deren Pointe Schmidt im voraus wußte. Zuerst kam vor, wie sehr er Bryan dadurch gekränkt hatte, daß er das Haus, dem Bryan wieder zum Glanz der dreißiger Jahre verholfen habe, nur ein einziges Mal ansah, und auch noch ohne Carrie, daß er es mit einem Anwalt besichtigte und dann in einem Hotel übernachtete, obwohl zu Hause alles für ihn bereit gewesen sei. Nicht mal zum Essen habe er Bryan ausgeführt. War das der Dank für zwei Jahre Arbeit – für eine ganz und gar vergebliche Mühe noch dazu? Und als Schmidt das Haus der Klinik übergeben habe, konnte Bryan es nicht glauben. Dann habe so eine Sekretärin verlangt, er solle sich und seinen Kram aus seinem eigenen Zimmer räumen und ins Wohnheim der Pfleger umziehen. Da habe er sich geweigert. Und ehe er sich’s versah, seien die Wachmänner über ihn hergefallen, hätten seine persönlichen Sachen, sogar sein Werkzeug auf den Boden im Flur geworfen und dabei – wer hätte das gedacht – sein Schatzkästchen entdeckt. Da habe er dann rot gesehen – sein Jähzorn! NaziÄrsche! Er zeigte auf seinen Schädel. Die waren das, die haben es gemacht! Dann hätten sie die Polizei gerufen, behauptet, Bryan habe gegen Gesetze verstoßen, und den Polizisten seinen kleineren Werkzeugkasten mit dem Stoff gezeigt! Es sei so gut wie nichts darin gewesen, versicherte Bryan, Schmidt könne ganz beruhigt sein, er sei kein Dealer, das habe er nicht nötig, da Schmidt ihm ja genug Geld gegeben habe. Nur eine kleine Reserve habe er sich angelegt, für sich und für Bonnies ehemalige Nachbarn, falls sie mal an einem Wochenende anfragten, ob er ihnen aushelfen könne. Mensch, so wie die Zeitungen über ihn geschrieben hätten, konnte man glatt denken, er hätte die beschissene Hialeah-Rennstrecke vermint. Da war’s dann so weit, daß einer von den ganz Wichtigen, die den Fall verfolgten, ihn auf Kaution frei bekam und andeutete, Bryan könnte vielleicht eine Mitfahrgelegenheit zum Flughafen von Miami brauchen. Bryan kam zum Ende seiner Geschichte: Da habe ich geschaltet. Das hieß: Adios, Mann, mach ’ne Fliege. Und nun sei er hier. Sofort zu seinem einzigen Freund gekommen, zu dem Kerl, der ihn nach Florida geschickt habe, verdammt noch mal.
    Tut mir leid, daß ich das Haus nie benutzt habe, erwiderte Schmidt. Es ist am falschen Ort. Ich mag Florida nicht.
    Scheiß auf Florida. Wo ist Carrie?
    In der Stadt.
    Bei ihren Leuten?
    So ungefähr.
    Wann kommt sie wieder?
    Das weiß ich nicht genau. Vielleicht heute. Vielleicht später.
    Hey, Albert, laß mich doch hier bleiben, ja? Bis sie wiederkommt, meine ich. Du brauchst dir wegen mir keinen Streß zu machen, habe ich doch gesagt.
    Und ich habe dir schon erklärt, ich weiß nicht, wann sie wiederkommt. Solange sie weg ist, bin ich lieber allein. Und wenn sie wieder da ist, möchte ich nicht, daß du hier herumhängst.
    Du verstehst das ganz falsch,

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