Schmidts Bewährung
gut bewegen.
Aha. Leibwächter immer und überall, sogar auf dem Tanzboden. Ist ja nett. Und was noch? Was passierte danach, meine ich.
Michael hat gefragt, ob er mich nach Hause fahren soll oder ob ich in seiner Wohnung übernachten will.
Und wie hast du dich entschieden?
Junge, Junge, Schmidtie, du bist echt ein Anwalt. In seiner Wohnung wollte ich übernachten, habe ich gesagt. Die Gründe kann ich dir geben: Ich hatte mein Auto in seiner Garage, das hätte ich holen und dann morgens um drei den ganzen Weg nach Canarsie fahren müssen, und dazu hatte ich wirklich keine Lust.
Aha! Mr. und Mrs. Gorchuck wohnten in Canarsie. Das war eine interessante Tatsache, die eines Tages von Nutzen sein konnte und die Schmidt bisher nicht bekannt gewesen war. Es war eine lohnende Aufgabe, die Lage von Canarsie relativ zum Stadtteil Brooklyn, in dem er sich auch nicht auskannte, genau zu erkunden.
Zweitens wollte ich meinen Dad nicht aufwecken. Wenn Mom so krank ist, schläft er im Wohnzimmer.
Und wo schlief Carrie dann? Auch im Wohnzimmer? Auf dem Fußboden oder auf einer zweiten Couch? Hatten sie kein zweites Schlafzimmer, wenigstens eine Kammer, oder schlief sie auf einem Klappbett in der Küche? Bei dieser Vorstellung blutete ihm das Herz: Warum traute ihm das arme Kind nicht so weit, daß sie ihn sehen ließ, wie ihre Eltern lebten? Warum erlaubte Carrie ihm nicht, Gorchucks aus ihrer Armseligkeit herauszuhelfen?
Ich verstehe, sagte er. Aber daran hast du nicht gedacht, daß sie keinen Schlaf mehr finden würden, wenn einer von ihnen mitten in der Nacht aufwachte und merkte, daß du nicht wiedergekommen bist? An deiner Stelle hätte ich das schlimmer gefunden.
Du willst mich wohl verscheißern. Die wissen doch, daß ich erwachsen bin.
Wohl wahr. Und was passierte, als du dann im Schloß Mansour warst?
Was denn, was meinst du damit?
Was ich meine, ist ja wohl klar. Hat er was von dir gewollt? Hast du mit ihm geschlafen?
Willst du das echt wissen?
Nein, das wollte er nicht, aber er nickte.
Na, rate mal. Er hat mich vergewaltigt. Jawohl, und Jason hat mich festgehalten. Zufrieden?
Carrie, Bryan war heute morgen hier.
Das kann doch nicht wahr sein.
Doch. Aus Florida zurück. Er hatte mir auf den Anrufbeantworter gesprochen, gleich nach dir. Hat Mist gebaut. Ganz der alte Bryan, nur anders. Er hat eine Menge erzählt. Von dir.
Was denn so?
Daß du mit allen Kellnern bei O’Henry’s geschlafenhast. Mit dem Wirt auch. Daß du als Kellnerin ganz zu Diensten warst – so was eben.
Und was geht dich das an? Hast du gedacht, du wärst mein erster, Schmidtie?
Nein, du hast mir erzählt, daß der Mann – Entschuldigung, Mr. Wilson – der erste war. Aber ich habe nicht gewußt, das du allein in Bridgehampton jeden Kellner und jeden Laufburschen an deinem Arbeitsplatz bedient hast, nicht nur den Wirt, Bryan und Mr. Wilson.
Willst du damit vielleicht sagen, du wärst dir zu schade gewesen, mich zu ficken, wenn du das gewußt hättest? Ist es das? Leck mich doch, Schmidtie. Mr. Wilson hatte den totalen Durchblick. Hohl im Kopf bist du, das hat er gesagt, eingebildet und hohl. Hätte ich ihm doch bloß geglaubt.
Sie weinte, wie immer, wenn von dem Mann die Rede war.
Es tut mir leid, sagte Schmidt. Willst du mein Taschentuch?
Wisch dir den Arsch damit, du Mistkerl. Wo ist dein Problem? Gefällt’s dir nicht in meiner Möse? Ist sie nicht sauber genug für dich? Was du haben kannst, schmeckt dir nicht, wenn du nicht der erste bist? Und was ist mit mir? Frage ich dich, wo dein Schwanz schon gesteckt hat? Denk dran, ich habe dich gefragt, ob du willst, daß ich treu bin. Mann, hast du mich abserviert. Und jetzt bist du eifersüchtig!
Ja, bin ich. Ich liebe dich, Carrie. Ich habe dich immer wieder gebeten, mich zu heiraten. Wir sind zusammen. Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll. Am Anfang, als du mir diese Frage gestellt hast, war es anders.
Ach, Blech.
Nein, es ist die Wahrheit. Komm her zu mir, bitte.
Glauben konnte er es nicht, aber irgendwie hatte er esgeschafft: Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben brach er tatsächlich aus dem Kasten aus, in den er sich selbst eingesperrt hatte, zum ersten Mal machte er ein Friedensangebot. Carrie ging erst einen, dann zwei Schritte in seine Richtung. Zitternd zog er sie auf seinen Schoß und streichelte ihr Haar. Es war naß wie das Fell eines jungen Hundes.
Bitte, Carrie.
Nein, nicht.
Er hatte seine Hand auf ihr Knie gelegt, was Carrie ihm erlaubte, und
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