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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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schlug, entschied er sich für die zweite Möglichkeit, trug Rasiercreme auf und begann zu schaben. Hallo! Durch das offene Fenster hörte er, wie ein Wagen in die Einfahrt fuhr, und zwar mit einem nach Schmidts Geschmack stark übertriebenen Tempo und Bremsmanöver. Die polnische Putzkolonne konnte es nicht sein, dafür war es noch zu früh. Er blickte aus dem Fenster und sah Mr. Mansours kleinen Rolls Royce. Die Tür zum Fahrersitz öffnete sich, und der Herr stieg aus. Eine andere Person – Jason, wie Schmidt annahm – blieb auf dem Beifahrersitz. Mr. Mansour stolzierte zur Haustür, stieg die Stufen hinauf und klingelte. Aha, Mr. Mansour besann sich auf sein gutes Benehmen. Sein übliches Verhalten, übrigens auch das der meisten Leute, die Schmidt kannte, war anders: Einfach ins Haus gehen und rufen: Jemand zu Hause?
    Diesmal standen Schmidt drei Möglichkeiten zur Wahl. Er konnte hinuntergehen und die Tür öffnen; er konnte durchs offene Fenster rufen: Komm rein, ich bin gleich fertig; oder er konnte so tun, als sei er nicht zu Hause. Diesem Flegel zuliebe würde er keinen Schritt von seinen Gewohnheiten abweichen; er dachte ja gar nicht daran. Also brüllte er das Übliche und hörte Mike Mansour noch lauter zurückrufen: Laß dir Zeit, ich warte auf der Veranda. Gut gesagt: Schmidt hatte nicht vor, etwas zu überstürzen. Er nahm sich Zeit, zwanzig Minuten nach der Uhr, bevor er sich seinem Gast näherte, der sich feierlich erhob und die Hand ausstreckte. Schmidt ging an ihm vorbei und lehnte sich an das Chintzsofa. Er forderte Mr. Mansour nicht auf, sich zu setzen.
    Carrie hat’s dir erzählt?
    Von ihrem Abend – besser gesagt, von ihrer Nacht – in New York mit dir?
    Oh, tönte Mr. Mansour, verzeih mir, Schmidtie, bitte verzeih mir, kannst du mir noch einmal verzeihen? Ich habe mich so mies benommen, das wollte ich nicht. Kannst du mir verzeihen, kann es nicht wieder so zwischen uns sein wie vorher?
    Ich denke, die Frage ist die, ob ich weiter mit dir bekannt sein kann. Die Antwort weiß ich noch nicht.
    Obwohl ich schon gesagt habe, daß es mir leid tut? Ich habe den Kopf verloren. Schau, die Kleine ist fabelhaft und sexy. Man muß schon ein Heiliger sein, um die Finger von ihr zu lassen. Komm, Schmidtie, das weißt du doch selbst am besten.
    Unfug. Das war nicht so, wie wenn man auf einer Party die Frau eines Freundes küßt. Das hast du geplant. Im Kopf genau vorausgeplant. Du hast sie eingeladen, in deinem Apartment zu übernachten. Dann hast du sie bedrängt. Und am Morgen hast du ihr Geld für Sex geboten. Wie kannst du es wagen, mich um Verzeihung zu bitten?
    Weil es mir leid tut. Schmidtie, sei doch vernünftig.
    Hast du nie Scheiß gebaut und dich dabei erwischen lassen?
    Was hat das mit dir und mir zu tun?
    Weil wir beide menschlich sind, also Scheiß bauen können. Dann geht das Leben weiter. Schau, Schmidtie, wir haben uns stundenlang unterhalten. Du weißt, wie ich bin. Ich bin nicht ganz schlecht. Los, Schmidtie, sag schon, daß du nicht sauer auf mich bist. Wenn du das nicht machst, dann hole ich Jason, daß er dir Arme und Beine bricht. Er wird ganze Arbeit leisten, das kann ich dir sagen. Kein Problem. Das soll übrigens ein Witz sein. Okay. Hast du je Scheiß gebaut?
    Wenn du damit fragen willst, ob ich Freunde betrogen habe, dann ist meine Antwort: nein.
    Herrgott, Schmidtie, ich habe dich nicht betrogen. Ich habe versucht, deine Kleine rumzukriegen. Bist du Sizilianer, oder was? Hast du deine Frau nie betrogen?
    Auf diese Frage hatte Schmidt gewartet. Mary hatte auf so häßliche Art von der Sache mit Corinne erfahren, Charlotte hatte davon gewußt und erinnerte sich mit solcher Bitterkeit daran, wie er sich mit Corinne im Raum hinter der Küche vergnügt hatte, während sie in ihrem hübschen Kinderzimmer in ihrem hübschen weißen Bett schlafen sollte, und dann die Frauen, die er auf Geschäftsreisen in Bars auflas – was für ein Tartuffe war er eigentlich? Mansour zu hassen stand ihm frei, nur: Er haßte eigentlich gar nicht ihn, sondern diesen hochmoralischen Ton!
    Michael, wohin soll diese Unterhaltung führen?
    Dazu, daß du sagst: In Ordnung, ich habe dir verziehen, und hier ist meine Hand drauf. Begreifst du denn nicht, du Depp, daß du mein bester Freund bist? Kannst du das nicht in deinen Schädel kriegen?
    Dann tust du mir leid.
    So soll’s auch sein. Ich bin sehr einsam, und dies tutwirklich weh. Ich hab’s vermasselt – und dabei habe ich doch versucht, ein guter

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