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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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Mensch und dein Freund zu sein. Ich habe dir immer wieder erklärt: Carrie braucht ein Leben. Die Frage ist, wie kannst du ihr eins verschaffen, wenn du sie hier bei dir einsperrst? Und wenn der nächste Kerl, der hinter ihr her ist, es gescheiter anfängt? Was dann? Antworte mal darauf.
    Wie ich mit Carrie lebe, geht nur mich etwas an.
    Wie kannst du das sagen? Mich geht es an, weil ich jetzt zu deinem Besten rede. Verstehst du das nicht? Du bist mir wichtiger als Carrie.
    Es ist wohl besser, wenn du jetzt gehst.
    Das tue ich nicht. Ich gehe nirgendwohin, bevor dies geklärt ist. Wenn es geklärt ist, werden wir noch bessere Freunde sein, weil du dann nicht mehr so auf Abstand gehst. Du merkst es nicht, aber das ist dein Hauptproblem. Du läßt keinen an dich heran, außer Gil Blackman vielleicht. Und darum bist du auch so einsam, noch einsamer als ich, weil ich wenigstens alle diese Nullen in meinem Haus habe – du kennst sie ja, sie sind bereit, mir in den Hintern zu kriechen. Übrigens, ich will nicht, daß du Gil irgendwas von dem hier weitererzählst. Versprochen?
    Ich glaube, Gil ist in Los Angeles. Nein, ich werde ihn nicht dort anrufen, um mit ihm über dich oder dein Benehmen zu sprechen.
    Stimmt ja, er ist da draußen, ich weiß.
    Zum ersten Mal klang Mr. Mansour kleinlaut und setzte sich. Er suchte sich die Sitzbank aus, die zugleich eine Schaukel war, und brachte sie in Bewegung.
    Ich glaube nicht, daß du Bescheid weißt, fuhr er nach einer Pause fort, aber ich habe großen Einfluß auf Gils Karriere. Damit meine ich nicht bloß mein Geld und meine Investitionen in seine Filme. Ich rede von meinem künstlerischen Input. Er braucht in zahlreichen Fragenmein Urteil. Das Geld ist auch wichtig. Ich gebe ihm eine Freiheit, die er sonst nicht hätte. Die Konferenzen, zu denen er jetzt geflogen ist, habe ich organisiert. Ich wollte heute auch hinfliegen und mit ihm zusammen dort sein, aber hier bei dir zu sitzen war mir wichtiger. Ich will nicht, daß diese Geschichte mit Carrie mir bei Gil dazwischenkommt. Das mußt du mir versprechen.
    Ich sehe nicht, wie ich das kann.
    Du kannst wohl. Erzähl ihm nichts, oder wenn du ihm was erzählst, dann sag, du verstehst, wie es passiert ist, und daß wir jetzt engere Freunde sind als vorher. Weißt du, es kann sein, daß ihm das hilft, mit eigenen Problemen fertig zu werden. Schmidtie, du hast begriffen, daß ich ein ganz außergewöhnlicher Mensch bin, das weiß ich. Ich will mich nicht groß anpreisen, aber ich stehe wirklich einzig da, so einen wie mich gibt es nicht noch einmal.
    Mr. Mansour lehnte sich zurück, schaute zur Decke und rezitierte die Namen anderer bekannter Übernahmekünstler und -gangster, die Namen seiner Kollegen und Vorbilder.
    Und nun frage ich mich, wie ich meine Macht und meinen Reichtum nutzen soll. Das ist das, woran ich jetzt arbeite. Mein Plan ist unter anderem, daß du für meine Stiftung tätig wirst. Die intellektuellen Richtlinien würde ich weiter bestimmen, aber du würdest das Ganze leiten und dich mit einer neuen Welt auseinandersetzen müssen: mit sozialen Fragen, mit Wissenschaft, mit ganz großen Leuten. Was ich mit Gil mache, weiß ich schon. Ich habe mich entschlossen, daß wir beide als Partner zusammenarbeiten. Dann ist der Himmel unsere Grenze. Pas de pro- blème. Was hältst du davon?
    Gar nichts.
    Das kommt davon, daß du immer noch durcheinander bist. Ich lade dich zum Lunch ein. Deshalb bin ich hier.
    Komm, so wie du bist. Nur wir zwei. Manuel kocht uns was Besonderes. Du wirst schon sehen.
    Kommt nicht in Frage.
    Ach verdammt, Schmidtie. Nein lasse ich als Antwort nicht gelten. Ich hab dich sehr um Verzeihung gebeten, und ich weiß, daß du mir im Herzen schon verziehen hast. Also hör auf mit dem Beleidigtsein. Jason holt dich um eins ab und bringt dich nach dem Essen wieder nach Hause.
    Der Regen hatte sich in ein Nieseln verwandelt, das den ganzen Tag und länger noch dauern konnte. Ob Charlotte anrufen würde? Die Stimmen, die von der anderen Seite des Hauses herüberklangen, sagten Schmidt, daß die Putzfrauen eingetroffen waren. Mansour hatte ihn dermaßen erschöpft, daß die Aussicht, Rechnungen zu erledigen, ihm wie eine lang herbeigesehnte Erholung vorkam. Aber der Mann machte keinerlei Anstalten zu gehen. Er hatte sich sogar häuslich eingerichtet und die Füße auf den kleinen Beistelltisch aus Glas gelegt. Zierliche Füße in weißen Slippers, die aussahen, als hätte er sie nie zuvor getragen – wie

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