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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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mit ihm einläßt, bevor deine Eigentumsrechte gesichert sind – und damit meine ich, daß du dein Eigentum zurückbekommst. Hier geht es um eine Frage der Ehre.
    Vielen Dank, Dad, und tschüs.
    Und diesmal legte sie den Hörer wirklich auf.
    Der Regen hatte ganz aufgehört. Die Sonne war sogar herausgekommen. Schmidt öffnete die Küchenfenster und die Außentür des Windfangs hinter der Vorratskammer. Dann ging er mit einem neuen Drink in der Hand durch sämtliche Zimmer im Parterre und machte Vorder- und Hintertüren weit auf. Immer noch nicht zufrieden, öffnete er in beiden Stockwerken, sogar in den nie benutzten Gästezimmern und in Charlottes Zimmer, alle Fenster. Auch das Poolhouse konnte frische Luft brauchen. Er fand die Eingangstür verschlossen, ging wieder in die Küche, holte den Schlüssel und öffnete die Fenster der jetzt überflüssigen Behausung und zum guten Schluß dann noch das Garagentor. Sein Garten, das bemerkte er, sah ausgesprochen heiter aus, jedes Blatt und jeder Halm funkelte vor Regentropfen. Lachende Natur. Ein solches Haus zu besitzen und in so hervorragendem Zustand erhalten zu können war ein großes Glück, dachte er. Gleichzeitig spürte erin Armen und Beinen eine Schwäche, als sei er in schweren Kleidern auf hartem Boden sehr schnell gelaufen. Er merkte auch, daß seine Achselhöhlen naß waren. Das war ungewöhnlich bei ihm, da er kaum je schwitzte, aber nun sah er, daß sein Hemd feucht war und unter den Armen auf der Haut klebte. Er ging ins Haus, zog sich ein frisches Hemd an und einen Pullover darüber, weil ihm plötzlich kalt war, und kochte sich einen Kaffee. Gegen seine Gewohnheit trank er ihn mit Zucker. Er erinnerte sich, daß im Kühlschrank eine angebrochene Packung HersheySchokoladenküßchen lag, die Carrie für eine Mousse verwendet hatte. Er aß eine Handvoll davon und schrieb an Charlotte:

    Vielleicht entschließt Du Dich demnächst, mich anzurufen, aber wann das sein wird, weiß ich nicht, und bevor Du Renata Riker triffst, möchte ich Dir schreiben, was ich Dir gesagt haben würde, hättest Du mir die Gelegenheit dazu gegeben.
    Erstens hätte ich wiederholt, was ich schon einmal, ohne nennenswerten Erfolg, deutlich zu machen versucht habe: Die Beschädigung Eurer Ehe hat mir keine Genugtuung verschafft. Ich habe Euch nur Gutes gewünscht. Ich habe gehofft, Ihr würdet glücklich miteinander. Jons Scheitern in der Kanzlei – wenn ich nicht unfair sein will, kann ich es nicht anders beschreiben, was da passiert ist – hat mich sehr bekümmert. Deshalb kann ich Dir versichern, daß ich froh wäre, wenn der Schaden sich wieder reparieren ließe – zu Bedingungen, die ich als ehrenhaft betrachten könnte. Nach Deinen Angaben zum Gegenstand Eurer, Deiner und Jons, finanziellen Auseinandersetzungen heißt das für mich nur eins: Jon muß den Besitz, der aus Deiner Familie kommt, zurückgeben,damit kristallklar ist, daß er, um es ganz hart auszudrücken, Dich und nicht Dein Geld und Dich dazu behalten will.
    Zweitens: Damit Du und die Rikers Bescheid wissen könntet, was Du als Erbschaft von mir zu erwarten hast, hätte ich Dir mitgeteilt, daß ich in der nächsten Woche Schritte unternehmen werde, um sicherzustellen, daß alles Geld oder sonstige Vermögen, das ich Dir eventuell hinterlasse, treuhänderisch verwaltet wird. Dabei werde ich zur Auflage machen, daß Du ein Anrecht nur auf jenen Teil des Einkommens aus dem Treuhandvermögen hast, den Dir der Treuhänder nach seinem Ermessen zur Verfügung stellt, und außerdem natürlich auch auf Hilfe in Notlagen, ebenfalls nach seinem Ermessen. Nach Deinem Tod wird das Vermögen unter denselben Bestimmungen weiter treuhänderisch verwaltet, zugunsten Deiner Kinder, bis sie das Alter von dreißig Jahren erreichen; dann wird das Vermögen unter sie aufgeteilt. Solltest Du keine Kinder haben, wird die Universität Harvard Erbin. Selbstverständlich werde ich mir die Möglichkeit vorbehalten, die Einschränkungen zu lockern, falls vor meinem Tod Deine Familiensituation und Dein Verhalten mich davon überzeugen, daß eine solche Änderung angemessen ist.
    Ich möchte Dich daran erinnern, daß Deine Mutter, als wir heirateten, fast kein Geld hatte. Mir ging es wie ihr, nur daß ich erwartete, meinen Vater zu beerben. Wie sich dann herausstellte, vermachte mir mein Vater kein Geld, sondern nur ein paar Kleinigkeiten. Er enterbte mich. Geld war für Deine Mutter und mich nie ein Thema – wir hielten es für

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