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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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selbstverständlich, daß man aufrichtig und unbedingt fair sein und handeln solle. Das Geld, das ich besitze, habe ichselbst verdient und gespart oder zum Schluß doch noch indirekt, dank der Großzügigkeit meiner verstorbenen Stiefmutter, von meinem Vater geerbt. Dies alles ist Dir bekannt, aber es noch einmal zu wiederholen kann nicht schaden. Gegen meine Erwartung bin ich jetzt, spät in meinem Leben, sogar reich, jedenfalls nach bescheidenen Maßstäben. Ich möchte nicht, daß dieser Umstand Deine Beziehungen zu Männern verzerrt und verkrampft. Zu Männern im allgemeinen, nicht speziell zu Jon Riker, auch wenn Ihr, Du und er und Renata, meine Absicht so interpretieren mögt. Es versteht sich von selbst, daß ich Dir zu meinen Lebzeiten keine größeren Geldzuwendungen mehr mache, falls ich Grund zur Vermutung habe, daß Du nicht die wahre Empfängerin dessen bist, was ich Dir gebe.
    Er unterschrieb: Dein Vater. Die langjährige Praxis des vielfachen Überarbeitens juristischer, von ihm oder seinen jüngeren Kollegen entworfener Schriftsätze hatte ihm die Fähigkeit geraubt, zwei Blätter Papier mit Schriftzeichen, die seine alte Sekretärin Mr. Schmidts säuberlichstes Gekritzel genannt hätte, einfach zusammenzufalten, in einen Umschlag zu stecken und zuzukleben. Er machte noch einen Spaziergang durch den Garten, der jetzt, da der Rasen wieder trocken war, nach frischem Gras duftete, und überlas dann das Geschriebene. Nur stilistische Änderungen fielen ihm ein. Aber dafür lohnte sich die Mühe einer neuen Reinschrift nicht. Weder Charlotte noch einer der Rikers würden sich diese Mühe machen. Jons Entwürfe waren nie ganz zu Schmidts Zufriedenheit ausgefallen, aber diesen Mangel hatte er nicht für so gravierend gehalten, daß er ihn erwähnt hätte, als er sich energisch für die Beförderung des Jungen zum Sozius einsetzte.
    Seit ungefähr einem Monat hatte niemand mehr Marys Toyota gefahren. Er tätschelte den Wagen wie einen Hund oder ein Pferd und versuchte ihn anzulassen. Die Maschine zögerte erst, sprang dann aber heftig an, als habe man sie aus einem leichten Schlaf aufgeschreckt. Marys Wagen war wirklich in hervorragendem Zustand. Er warf die Tür zu, fuhr nach Bridgehampton und steckte den Brief in den Nachtbriefkasten. Mary hätte ihm wohl empfohlen, seine Absichten anders auszudrücken, aber ob er wollte oder nicht, er saß in seiner Gußform fest; allein konnte er sie nicht sprengen. Und mit dem Gehalt des Briefes wäre Mary einverstanden gewesen – daran zweifelte er nicht.
    Carrie fragte: Ist dir schlecht oder was?
    Sie saßen beim Abendessen. Ich bin trübsinnig, erwiderte er. Das ist alles.
    Mensch, Schmidtie, ich dachte, ich hätte dir den ganzen Trübsinn ausgetrieben. Dein kleiner Freund war glücklich, das ist mal klar. Dafür hab ich doch eine Goldmedaille eingesackt.
    Sie zeigte auf die Skarabäus-Brosche. Sie trug ein altes Hemd von Schmidt und darauf die Brosche. Und zu dem Hemd schwarze Leggins. Er wußte, wie lang ihre Beine unter dem Tisch waren. Bestrumpfte Füße, die seine berührten; wackelnde Zehen. Mit aufgestütztem Ellbogen saß sie am Tisch, starrte ihn an und machte runde Augen, weil sie wußte, daß sie ihn damit zum Lachen bringen konnte. Verträge muß man einhalten. Er zwang sich ein kurzes Glucksen ab und schickte ihr einen Kuß durch die Luft. Sofort saß sie auf seinem Schoß.
    Schatz, sag mir, was los ist. Du bist noch sauer auf mich.
    Nein, bin ich nicht, ehrlich. Versprochen. Ich hab Kummer mit Charlotte.
    Du hast gesagt, sie käme am Freitag.
    Jetzt kommt sie doch nicht.
    Dann erzählte er ihr von dem Anruf, ließ aber alles aus, was sich auf sie bezog, weil er die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben konnte, daß es gut für später wäre, wenn sie und Charlotte sich miteinander anfreunden könnten. Außerdem wollte er Carrie nicht verletzen. Den Brief zu erwähnen, hielt er für unnütz. Es war wenig wahrscheinlich, daß dieses zauberhafte Kind sich den Kopf mit Sorgen über Vermögensverwaltungen aus den Träumen cholerischer Väter und ihrer Anwälte beschweren wollte.
    Wirst du sauer auf mich, wenn ich dir erzähle, was ich denke?
    Bitte sag’s mir.
    Sie drehte sein Gesicht so, daß er sie ansah, und küßte ihn. Der Kuß war lang. Danach sagte sie: Ich denke, sie weiß nicht, wo ihr der Kopf steht. Sie ist durcheinander. Du mußt sie in Ruhe lassen oder so. Sie wird schon klarkommen.
    Danke, sagte Schmidt. Meinst du, ich hätte nicht so darauf

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