Schmidts Bewährung
für Kinder und alles. Aber Zugriff auf mein Geld bekommen sie nicht, es sei denn, sie schaffen Ordnung in dem Durcheinander mit dem Geld, das ich ihnen schon gegeben habe. Genau das habe ich Renata gesagt. Und genau das denke ich auch – und dazu stehe ich.
Nach dem, was du mir erzählt hast, ist das nicht rübergekommen. So wie ich es gehört habe, hast du der Seelenklempnerin zu verstehen gegeben, daß du alles tust, wenn sie dir nur erzählt, es mache Charlotte glücklich. Bloß daß du dir dabei die Nase zuhältst, wegen Jon. So sagt sich die Klempnerin, dieser aufgeblasene Goi ist kein Grund zur Sorge, der tut alles, was ich will, ich brauche nur zu sagen: Spring durch den Ring, sonst machst du deine Tochter unglücklich. Ich sprech’s ungern aus, aber sie hält dich für ein Weichei. Einen Schwächling. Die andern auch, wetten? Deine Tochter und Jon. Ich weiß nicht, ob Renata dich für dumm hält, aber für schwach hält sie dich, definitiv. So, und was hast du dann noch in der Hand? Gar nichts, außer erstens: Du bist wieder der Bösewicht, und zweitens: Du hast ihnen wieder gezeigt, daß du immer noch was gegen Jon hast. Warum? Weil du Juden nicht leiden kannst – das stimmt schon, mach nicht so ein Gesicht, so werden sie von dir reden – und weil er dich obendrein bei deiner alten Firma in Verlegenheit gebracht hat. So brauchen sie überhaupt nicht auf dich zu achten. Du willst Beweise? Okay. Haben sie eine Scheidungsvereinbarung unterzeichnet? Nein. Ist sie wieder in das alte gemeinsame Apartment eingezogen? Ja. Hat er ihr das Eigentum überschrieben? Nein. Hat er irgendeine Abfindung oder Entschädigung gezahlt? Nein.
Das weiß ich nicht mit Sicherheit.
Aber ich. Wetten wir? Um fünfzig Cents? Tausend Dollar? Na komm, ich gebe dir Chancen. Du willst nicht wetten? Hast recht, du würdest verlieren.
Und was sollte Mr. Schmidt nun damit anfangen, daß Mr. Mansour hier bei ihm hockte und ihm in höchst privaten Angelegenheiten professionelle Ratschläge aus dem Erfahrungsschatz des überlebensgroßen Wirtschaftsmagnaten erteilte? Wenn Schmidt über sein Verhältnis zu Mr. Mansour nachdachte – und das tat er seit einigen Wochen immer wieder einmal –, dann mußte er sich eingestehen, daß er merkwürdigerweise Zuneigung empfand und, in gewissen Grenzen, die noch nicht klar festgelegt waren, auch Vertrauen zu ihm gefaßt hatte. »Zuneigung« war wohl der falsche Ausdruck: Zuneigung empfand er für Gil Blackman und wagte zu hoffen, daß Gil auch ihm zugetan sei. Oh, viel unverbindlicher natürlich, aus mehreren Gründen, zu denen Schmidt seine eigene, vergleichsweise geringere Anziehungskraft und die reiche Vielfalt von Gils Leben zählte. Das Ungleichgewicht bestand seit eh und je und war für Schmidt eine Quelle des Kummers. Er hatte sich damit abgefunden, aus Selbsterhaltungstrieb und Gewohnheit, um nicht in eine noch deutlicher untergeordnete Stellung abzugleiten. Er hatte gelernt, seine Erwartungen zu zügeln. Gil war mit vielen befreundet oder eng bekannt, aber Schmidt hatte nur ihn zum Freund. Meinte Schmidt jedenfalls. So gesehen, stand Gil im selben Verhältnis zu Schmidt wie dieser zu Mike Mansour, wenn Schmidt Mike Mansours wiederholten Beteuerungen glauben durfte. Eine unangenehme Symmetrie, da Schmidts Gefühle für Mr. Mansour nicht denen entsprachen, die er sich von Gil erhoffte, und deshalb stieß er prompt auf die offene Frage: Wie stark war Gils Zuneigung zu seinem alten Mitbewohner Schmidt? Das war unklar. Immerhinhatte Schmidt wenigstens Klarheit über seine Gefühle für Mike Mansour gewonnen. Er schätzte Mike Mansour so, wie er früher Mandanten mit aufreizend schwierigen Problemen geschätzt hatte. Bei all diesen war es so gewesen, daß sie Schmidt Befriedigung wegen seiner geschickten Verhandlungsführung verschafften und ihn gut unterhielten. Wie das Vergnügen beim Pingpong, wenn man den Ball über Tische verschiedener Größe und Form im Spiel halten kann. Er mußte zugeben, daß Mr. Mansour seine Position in der Partie gut behauptete. Er hatte einen sehr unangenehmen Aufschlag und eine ziemlich gute Rückhand. Außerdem hatte Schmidt sich nicht geirrt, als er zu Beginn der Bekanntschaft geglaubt hatte, Mr. Mansour könne Carrie und ihm eine Art gesellschaftlichen Umgangs verschaffen. Man konnte ihm trauen, in Grenzen, die man im Zusammenhang mit einer anderen Frage sehen mußte: Warum hatte sich Mansour ausgerechnet ihn unter allen Leuten zum Freund ausgesucht – bevor
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