Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
Vom Netzwerk:
bestehen sollen, daß sie die Scheidungsvereinbarungen vorantreibt? War das falsch?
    Nein. Sie tut so tough, aber ich glaube, sie hat irgendwie Angst vor ihm. Ich meine, vielleicht war es gut.
    Plötzlich sprang sie auf. Schmidtie, willst du tanzen gehen? In Southampton, da ist dieser coole Schuppen. Komm doch, der gefällt dir bestimmt. Ich schwör’s dir.
    Herzchen, ich kann diese Tänze nicht. Twist war der letzte neue Tanzschritt, den ich gelernt habe. So einen alten Narren wie mich willst du doch nicht auf den Tanzboden zerren.
    Er wollte schon hinzufügen: Geh doch lieber mit einem dieser Bübchen bei O’Henry’s, aber dann fiel ihm Bryan ein, und er sagte keinen Ton. Carrie verzog ein klein wenigdas Gesicht, so daß es fast aussah, als schmolle sie, aber dann lächelte sie gleich wieder.
    Schmidtie, und was sagst du, wenn ich mit Jason gehe? Rastest du dann aus?

IX
    Entschuldigung, sagte Mr. Mansour, aber genau da liegst du falsch. Weißt du, warum? Ich erklär’s dir. Es ist das, was ich dir immer wieder sage. Weil du tief innen denkst, daß jeder reagiert wie du – nein, Entschuldigung, ich weiß schon, du hältst dich auch für besser als alle anderen, das kommt noch dazu, und so weiter und so fort, aber deine erste Regung ist, zu denken, daß Geld ihnen unwichtig sei. Genau wie dir. Glaub mir, das ist ein Irrtum. Den meisten Leuten ist es sehr wichtig.
    Nein, entschuldige. Geld ist mir wichtig. Ich habe immer hart gearbeitet, um genug Geld zum Leben zu haben. Nur weil ich dazu gezwungen war, habe ich die Arbeit aufgegeben. Ich werfe nicht mit meinem Geld um mich. Meine Ersparnisse und mein gesamtes Erbe habe ich schon immer von einem Anlageberater verwalten lassen. Ich achte auf mein Vermögen. Und bin sehr dankbar, daß ich mir das Leben leisten kann, das ich jetzt führe.
    Das du jetzt führst!
    Offenbar hatte Schmidt Mr. Mansours Lachmuskeln gereizt.
    Jawohl, genau das. Ich bin froh und zufrieden mit meiner Art zu leben. Deine Lebensweise, Mike, kann sich praktisch kein Mensch vorstellen. Wenn die Normalbevölkerung wüßte, wie du dein Geld zum Fenster hinauswirfst, verfeuerst, dann würdest du gesteinigt. Oder man ließe die kleinen Weißkittel kommen, dich abzuholen und für immer wegzusperren.
    Da irrst du dich. Weißt du, was die Amerikaner gut finden? Blondinen mit großen Titten und solche Kerle wie mich, mit unvorstellbar viel Geld. Willst du noch was wissen? Paß auf. Mein Vermögen wächst so schnell, daß es ganz egal ist, wieviel ich ausgebe. Du darfst sogar davon ausgehen, daß ich doppelt soviel wie jetzt verbrauchen könnte, bis ich hundert werde, und trotzdem noch reich bin, wenn ich dann sterbe – reicher als heute.
    Genau. Das ist der Grund, warum deine Lebensweise nichts mit mir zu tun hat. Aber darum geht es auch gar nicht. Ich denke doch, mein Brief an Charlotte zeigt, daß mir Geld wichtig ist. Daß ich es ernst nehme.
    Dein Brief ist okay. Ich bin froh, daß du ihn mir gezeigt hast, obwohl: Tatsache ist, du hättest ihn erst zeigen und dann abschicken sollen. Was wolltest du denn erreichen? Wir, du und ich, hätten die ganze Strategie besprechen sollen. Die Frage ist: Wo stehst du wirklich? Entschuldige, sagte Mr. Mansour und hob die Hand, weil er fürchtete, unterbrochen zu werden, entschuldige, das ist die Frage. So wie du deine Besprechung mit Jons Mutter, der Seelenklempnerin, beschreibst, warst du ganz ungeschickt. Wie heißt sie, Renata? Und weißt du, warum? Du hast dich schuldig gefühlt, weil du Charlotte diesen Brief geschrieben hattest, und es war dir peinlich, daß Renata ihn gelesen hatte. Punkt. Habe ich recht oder nicht? Es war dir peinlich, obwohl du beim Schreiben damit gerechnet hattest, daß Charlotte ihr den Brief zeigen würde. Und dann läßt du Renata sehen, daß deine Schuldgefühle wie Zahnstocher aus dir rausspitzen. Und was passiert? Renata nimmt weder dich noch deinen Brief ernst, und du verwirrst sie, Charlotte und Jon. Du hättest mir die ganze Sache überlassen sollen. Ich könnte ihnen klarmachen, was du deiner Meinung nach willst – deiner Meinung nach willst, sage ich, weil Tatsache ist, daß du eigentlich überhaupt nicht weißt, was du willst, du bist ganz aus dem Gleis – und ich könnte dafür sorgen, daß es paßt. Ich will dir was sagen. Wenn du nicht weißt, wohin du gehenwillst, kommst du nirgendwo an. Das ist meine Regel Nummer eins.
    Ich denke, es ist ganz klar, worauf ich hinauswill. Ich bin nicht gegen Jon, ich bin für Ehe,

Weitere Kostenlose Bücher