Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Gestalt. Für einen Augenblick meinte Grant, das Schiff wäre in der Bucht umgekippt und triebe jetzt kieloben. Aber der graue Körper stieg im Wasser empor. Er sank nicht. Grant nahm den Feldstecher und richtete ihn auf das Gebilde.
    Mit überraschtem Zucken sah er, daß das Ding schon aus dem Wasser heraus war und einen flachen Boden hatte. Er hatte den Eindruck wie von einer Art Bügeleisen oder dem Leib einer Königskrabbe, etwa hundertfünfzig Meter lang. Es erhob sich in einem blendend grünen Lichtkegel über die Höhe der Brücke. Über die Bay kam ein hoher zischender und brüllender Laut, von dem die Zähne weh taten. Das Objekt beschleunigte sich rasch nach oben und verschwand vor dem spät vormittäglichen Himmel. Nach ein paar Sekunden war es verschwunden. Er fragte sich, wie viele andere es wohl gesehen hätten.
    Konnte die Regierung wirklich etwas zur Verfügung haben, das so spektakulär war?
    Er biß sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. Ohne zu wissen, warum, weinte er jetzt. Er hatte aber einen gewissen Trost in dem Bewußtsein, daß einige Leute irgendwie davonkommen würden. Das war eine Art Sieg – ebenso wichtig, wie der, daß seine Eltern das Todeslager überlebt hatten.
    Auch für diejenigen, die verurteilt waren…
    Grant wischte sich die Tränen aus den Augen und eilte den Pier zurück. Als er durch das Tor ging, stieß er gegen einen Eisenpfosten. Er rannte zu seinem Wagen in der Hoffnung, es noch rechtzeitig zu schaffen. Er wollte zu seiner Familie nach Hause.
    Die Brücke war praktisch verlassen, als er sie überquerte. Er konnte den Fleck in der Bucht, wo das Wasser weiß gewesen war, nicht mehr erkennen.
    Er wußte nicht, wie er das Danielle erklären könnte. Ihre Sorgen würden direkter und weniger abstrakt sein. Sie würde fragen, warum er nicht versucht hätte, einen Weg zur Rettung für sie alle zu finden.
    Vielleicht würde er nichts sagen, sondern ihr nur erzählen, daß er den Gordons bis Redwood City nach Süden gefolgt wäre… Dann hätte er halt gemacht, ein paar Stunden gewartet und wäre zurückgekehrt.
    Sie würde ihm keinen Glauben schenken.

 
72
     
    Das Schiff hatte, wie Arthur erfuhr, 412 Passagiere, die am Morgen und in der vorangegangenen Nacht heimlich an Bord gekommen waren. Sie waren in Gruppen von je zwanzig aufgeteilt, die sich nicht vermischen sollten, bis einige Tage vergangen wären und sie sich an ihre Lage gewöhnt hätten.
    Aus ihrer Zwanzigergruppe hatten sich neun Freiwillige gemeldet – zwei Kinder, drei Frauen und vier Männer, darunter Arthur, Francine und Marty. Diese neun folgten dem stämmigen Kupferroboter durch den Raum am Ende des gebogenen Gangs.
    Sie gingen längs eines schmalen schwarzen Streifens in einem zylindrischen Korridor. Arthur versuchte, im Kopf eine Karte zu entwerfen, schaffte das aber nicht ganz. Das Schiff hatte offenbar Abschnitte, die sich gegeneinander verschoben.
    Der Roboter ging vor ihnen durch eine Luke und nahm dann abrupt eine neue Vertikale. Sie stellten fest, daß sie es genauso machten – mit einigem Gestöhn von Beschwerde und Überraschung. In einem Raum, der etwa dreißig Meter lang und zwölf bis fünfzehn Meter tief war, sahen sie sich einem breiten, transparenten Paneel gegenüber, das helle, ruhige Sterne zeigte. Marty drängte sich dicht an Arthur. Er hielt mit der einen Hand seinen Arm fest und hatte die andere zur Faust geballt. Der Junge hatte die Lippen über die Zähne nach innen eingesogen und machte leichte schmatzende Geräusche. Francine folgte angespannt und widerstrebend nach.
    Arthur schaute auf seinen Sohn hinunter und lächelte. »Du hast es ja so gewollt, Bursche«, sagte er. Marty nickte. Das war nicht mehr ein Kind, das mit einer hübschen blonden Cousine herumalberte, sondern ein Knabe, der sich auf dem Weg zur Männlichkeit befand.
    Durch eine Luke an der entgegengesetzten Seite des Raums kamen noch mehr Leute herein in Gruppen von vier, fünf oder sechs Personen, darunter auch Kinder. Schließlich befand sich eine kleine Schar vor der Dunkelheit und den Sternen. Arthur schätzte sie auf siebzig oder achtzig Personen. Er glaubte, einige von der Zeit seiner Arbeit im Netz wiederzuerkennen, obwohl das recht unwahrscheinlich war. Er hatte immer nur ihre inneren Stimmen gehört, die fast nie zu der physischen Erscheinung paßten. Er dachte an die robuste, junge und scharfe innere Stimme von Hicks, und sein weißhaariges, großväterliches Aussehen. Ich werde ihn vermissen. Er

Weitere Kostenlose Bücher