Schmiede Gottes
konzentrierte sich dann wieder auf Marty. »Willst du es sehen?« fragte sie.
Marty schüttelte verneinend den Kopf. »Davon bekäme ich Alpträume.«
»Dann ist es entschieden«, sagte Francine. »Er…«
»Aber Mama, wenn ich nicht zusehe, werde ich auch nicht Bescheid wissen.«
»Worüber?«
»Wie verrückt ich vielleicht werden könnte.«
Francine betrachtete das Gesicht ihres Sohnes und ließ ihn dann gehen. Sie schlang ihre Arme um sich und fragte Arthur leise: »Nur vier?«
»Mindestens vier«, sagte er. »Alle, die zuschauen wollen.«
Francine sagte: »Marty, wir werden gemeinsame Alpträume haben, okay?«
»Okay.«
»Du bist ein sehr mutiger Junge«, sagte Clara.
»Wirst du auch zusehen?« fragte Arthur Francine.
Sie nickte langsam. »Wenn du und Marty zusehen, kann ich doch nicht kneifen, nicht wahr?«
Wie lange noch? fragte er.
In der gemeinsamen Aussichtskabine wird in einer Stunde und zehn Minuten eine Zusammenkunft sein.
Er setzte sich auf das schmale untere Bett neben Francine und Marty. »Wir werden die Erde bald verlassen«, sagte er. »Wahrscheinlich in ein paar Minuten.«
Marty fragte: »Können wir fühlen, wenn wir starten?«
»Nein«, sagte er. »Wir werden es nicht spüren.«
Grant war Gordons Station Wagon zur Bucht gefolgt und beobachtete mit dem Motor im Leerlauf aus hundert Metern Entfernung, wie sie parkten und zur Pier gingen. Dann stellte er seinen BMW neben Arthurs Wagen ab, hängte sich einen Feldstecher um den Hals und folgte in diskreter Entfernung. Er kam sich wie ein Narr vor, weil er nicht, wie schon Danielle es beim Wegfahren verlangt hatte, ihnen einfach entgegentrat und Antworten forderte.
Er wußte, daß er das nicht tun würde. Erstens konnte er nicht ernsthaft glauben, daß Arthur bei einer staatlichen Flucht in den Weltraum mitmachen würde. Grant konnte sich auch nicht vorstellen, daß eine solche Flucht denkbar oder gar möglich wäre. Niemand konnte weit genug reisen, um die Vernichtung der Erde zu überleben – jedenfalls dann nicht, wenn diese Katastrophe so spektakulär war wie in den Filmen. Und selbst wenn sie es könnten, indem sie sich zum Beispiel hinter den Mond begäben, glaubte er nicht, daß sie im Weltraum lange würden leben können.
Aber er war neugierig. Er war ebenso sehr wie Danielle der Überzeugung, daß die Gordons etwas vorhatten. In dem eigenartigen Zustand fließender Emotionen, in dem er sich jetzt befand, bot es eine gewisse Zerstreuung, den Gordons nachzuspüren.
Im übrigen war er machtlos. Er fühlte dasselbe wie viele Milliarden andere – alle, die wußten und glaubten – einen tiefen Schrecken, überlagert von Hilflosigkeit. Daraus ergab sich eine dumpfe Ruhe, nicht ähnlich der, die seine Großeltern empfunden haben mußten, als man sie zu den Todesgruben von Auschwitz geführt hatte.
Dies hier war natürlich umfassender und endgültiger als der Holocaust. Es traf alle ohne Unterschied. Solche Gedanken preßten ihn gegen eine Mauer der Ignoranz. Er war nie besonders phantasievoll gewesen, und er konnte sich die Mittel oder Motive nicht vorstellen, die hinter dem standen, von dem er nichtsdestoweniger wußte, daß es kommen würde.
Er stand an dem Betonkai und sah zu, wie sie das Fischerboot bestiegen. Dieses nahm dann voll besetzt Kurs gen Nord.
Dann setzte er sich auf den Beton und die Steine, knöpfte seinen Mantel zu und setzte eine Mütze auf gegen die kalten Brisen, die von der Bay kamen.
Grant hatte keine klaren Pläne oder deutliche Vorstellungen über das, was er machte. Wenn er wartete, würde vielleicht eine Antwort kommen. Es vergingen Stunden. Er zog die Beine an und drückte die Knie gegen die Brust, das Kinn auf dem neuen Drillich seiner Hosen. Der Nachmittag verging sehr langsam, aber er hielt bei seiner Wache aus.
Der Boden erzitterte leicht, und der Wasserspiegel der Bay stieg an der Mauer um etwa dreißig Zentimeter. Dann fiel er so stark, daß die Felsen an der Basis der Mauer freigelegt wurden – eine Senkung um vielleicht anderthalb Meter. Er wartete darauf, daß das Wasser wieder drastisch ansteigen und ihn ertränken würde.
Es stieg nicht wieder.
Wie ein Roboter stand er auf und ging durch das unverschlossene Tor zum Ende der Pier. Er starrte nach Norden. Alcatraz war jenseits der Bay Bridge zwischen San Francisco und Oakland kaum zu erkennen. Die See genau südlich von Alcatraz schien rauher zu sein als gewöhnlich, fast weiß.
Inmitten des weißen Gebietes saß eine dunkelgraue
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