schmieden neue Plaene
muss euch leider mitteilen, dass Mamsell krank geworden ist und heute Morgen nicht mehr kommt. Ich habe bereits den Arzt angerufen. Arbeitet bitte allein weiter, bis Frau Roberts kommt.“
Sie ging wieder hinaus. Die Mädchen setzten sich. Sie fühlten sich nicht wohl in ihrer Haut. Am allerwenigsten Jenny. Vielleicht, dachte sie, kam Mamsells schlechte Laune nur daher, weil sie sich krank fühlte! Wie rücksichtslos sie doch gewesen war!
Es entging Frau Roberts nicht, dass die Klasse niedergedrückt war. Aber niemand sagte ihr den Grund.
Nach dem Unterricht im Aufenthaltsraum sprachen alle von Mamsell und ihrer plötzlichen Krankheit. Die anderen Klassen wollten wissen, was eigentlich geschehen sei. Aber niemand verriet Jennys Streich. Ihre Mitschülerinnen wussten, dass ihr der Vorfall leid tat, und auch sie schämten sich. Ihr Scherz war vollkommen danebengegangen. Wie konnte man die Sache nur wieder einrenken?
Mamsell legte sich ins Bett. Die Hausmutter machte sich große Sorgen und blieb bei ihr. Immer wieder erzählte Mamsell, dass sie Insekten gesehen hatte. Sie wehrte sich gegen das Einschlafen aus Furcht vor einem neuen Albtraum.
Am späten Nachmittag erkundigte sich Jenny bei der Hausmutter, wie es Mamsell ging. Der Arzt war schon da gewesen und hatte Mamsell untersucht.
„Sie hatte sich restlos überanstrengt“, sagte die Hausmutter zu Jenny. „Ihre Schwester war während der Weihnachtsferien krank und Mamsell saß Tag und Nacht an ihrem Bett. Sie kam überhaupt nicht zur Ruhe. Danach kehrte sie völlig übermüdet zurück und anstatt die Dinge etwas laufen zu lassen, arbeitete sie noch mehr als zuvor. Ich weiß, sie war oft gereizt in letzter Zeit, aber das ist nur zu verständlich.“
„Hat sie ... hat sie auch etwas von ihrem Brillenetui gesagt?“, fragte Jenny.
„Was weißt du denn darüber?“, fragte die Hausmutter überrascht. „Übrigens scheinen Mamsell die Insekten in ihrem Brillenetui besonders zu beunruhigen. Sie hat solche Angst vor ihnen, dass sie nicht einschlafen will. Sie ist mit den Nerven völlig fertig.“
Jenny erzählte den anderen, dass Mamsell Tag und Nacht ihre Schwester gepflegt hatte und dass sie sich in den Ferien überhaupt nicht erholt hatte. Mamsell war so hilfsbereit. Sie hatte sich einfach übernommen.
„Ich fühle mich ganz elend, weil ich ihr diesen Streich gespielt habe.“ Jenny schaute Hanni betrübt an. „Wirklich. Am liebsten würde ich zu ihr gehen und ihr alles sagen, damit sie sich wieder beruhigt. Ich getraue mich nicht, es Frau Roberts oder Frau Theobald zu sagen.“
„Dann geh und sag es Mamsell“, meinte Hanni. „Das ist das Beste. Bring ihr ein paar Blumen mit.“
Alle Mädchen in der Klasse spendeten Geld. Dann gingen sie in die Stadt und kauften einen riesigen Strauß: Osterglocken, Narzissen, Anemonen und Primeln. Sie hatten ein schlechtes Gewissen und gaben deshalb viel mehr Geld aus, als sie sich eigentlich leisten konnten.
Frau Roberts sah die Mädchen, als sie mit den Blumen zurückkehrten.
„Was wird denn das? Ein Blumenfest?“, fragte sie erstaunt.
„Sie sind für Mamsell“, erwiderte Hilda. Frau Roberts schüttelte verwundert den Kopf. Bisher hatte sie nur bittere Vorwürfe über Mamsell zu hören bekommen.
Sie sind doch wirklich lieb, diese Mädchen, dachte Frau Roberts. Laut sagte sie: „Das ist aber sehr nett von euch. Mamsell wird sich freuen. Sie hat kaum geschlafen letzte Nacht. Wahrscheinlich dürft ihr gar nicht zu ihr. Aber ihr könnt die Blumen bei der Hausmutter abgeben. Sie wird sie Mamsell bringen.“
Das passte Jenny gar nicht. Sie wollte mit Mamsell sprechen, ganz gleich, was die Hausmutter dazu sagte!
Die letzte Woche vor den Ferien
Hanni und Nanni ließen an diesem Tag die Hausmutter nicht aus den Augen. Sie sollten Jenny mitteilen, wann sie Mamsell endlich alleine ließ. Jenny wollte dann ins Zimmer schlüpfen und sich entschuldigen.
Bei der Vorstellung, Mamsell alles zu beichten, brach Jenny der Schweiß aus. Aber sie musste es tun.
Mittags sahen Hanni und Nanni, wie die Hausmutter aus Mamsells Schlafzimmer kam.
Schnell nutzten die beiden die günstige Gelegenheit und fragten: „Hausmutter, könnten wir bitte ein sauberes Handtuch bekommen?“
„Was habt ihr denn mit eurem gemacht?“, fragte die Hausmutter und hastete weiter. „Kommt mit und holt es euch, ich habe nicht viel Zeit.“
Hanni schaute über die Schulter zurück und zwinkerte Jenny zu. Die Hausmutter war nun für einige
Weitere Kostenlose Bücher