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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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Zwillingspaar, das
ursprünglich aus dem Saarland kam. Nach ihrer Entlassung haben sie sich zuerst
in Wabern und dann in Fritzlar niedergelassen. Später sind sie nach Kassel
gezogen, aber ob sie heute noch in der Gegend leben, kann ich Ihnen natürlich
nicht sagen.«
    »Haben Sie die Vornamen
der beiden?«
    »Horst und Wolfgang.
Horst und Wolfgang Fuchs. Zwei wirklich unsympathische, grobschlächtige
Schlägertypen, und damals waren sie kaum älter als 15 oder 16.«
    »Wie standen die beiden
zu Herrn Bauer und Frau Liebusch?«
    »Wie zu allen
Erwachsenen, die nicht im Knast gesessen hatten oder aus ihrem familiären
Umfeld kamen. Sie haben sie gehasst.«
    »Und das haben sie auch
zum Ausdruck gebracht?«
    »Jeden Tag und mit jeder
Geste.«
    »Wenn ich Sie bis jetzt
richtig verstanden habe«, fragte Lenz, »dann müssen die beiden doch zur Schule
gegangen sein, sonst wären sie doch sicher nicht auf der Schülergruppe im zweiten
Pavillon gewesen?«
    »Sie waren in Homberg auf
der Sonderschule, ja. Aber wenn ich für jeden Tag, an dem sie damals nicht in
der Schule aufgetaucht sind, zehn Mark bekommen hätte, könnte ich jetzt ohne
finanzielle Sorgen in Rente gehen. Und hätte vermutlich noch immer mein kleines
Fachwerkhaus in der Schwalm.«
    Lenz bedachte seinen
Kollegen mit einem für Frau Schäfer nicht wahrnehmbaren Gewinnerblick.
    »Die beiden gehörten also
nicht zu den Klügsten im Land?«
    Wieder zögerte sie. »Das
würde ich so nicht unterschreiben. Wenn es darum ging, irgendetwas auszuhecken,
waren sie nicht doof, ganz und gar nicht. Ihre, ich nenne es mal kriminelle
Intelligenz, war durchaus auf einem hohen Niveau angesiedelt.«
    »Sie sind also damals
straffällig geworden.«
    »Natürlich. Aber es kam
nie zu einer Verurteilung, auch da waren sie einfach ziemlich clever. Der eine
hat dem anderen jeweils ein Alibi verschafft, und als Zwillingspaar hat man es
ja, was das angeht, etwas leichter.«
    Hain ging die Liste
durch. Insgesamt hatte Erika Schäfer 13 Namen markiert, acht davon mit
einem P.
    »P steht für die
Praktikanten?«
    Sie nickte.
    »Dann bleiben noch vier
Erzieher, wenn wir die verstorbene Frau Schnitzler abziehen, um die wir uns
kümmern müssen. Zwei Männer und zwei Frauen.«
    Lenz verstand den
dezenten Hinweis seines Kollegen zum Aufbruch und erhob sich. »Das war’s fürs
Erste, Frau Schäfer. Die Streifenkollegen bleiben Ihnen bis auf Weiteres zu
Ihrem Schutz erhalten. Bitte gehen Sie in den nächsten Tagen nicht zur Arbeit;
am besten melden Sie sich krank.«
    »Na, Sie sind witzig. Wie
stellen Sie sich das denn vor?«
    Lenz ging um den Sessel
herum und stand schon in der Tür, bevor er ihr antwortete. »Ich glaube, Sie
begreifen noch nicht ganz den Ernst der Situation, Frau Schäfer. Zwei Ihrer
ehemaligen Kollegen sind umgebracht worden, und bis sie tot waren, hat der
Täter mit ihnen Dinge angestellt, nach denen Sie mich besser nicht fragen
sollten. Also: Bleiben Sie zu Hause, und öffnen Sie nur Personen, die Sie gut
kennen. Sollte sich jemand an Ihre Tür verlaufen, den Sie nicht kennen, auch
wenn er Ihnen nur eine Zeitung verkaufen will, rufen Sie die Kollegen im Revier
Südwest an. Die Nummer haben Sie?«
    Sie nickte. Offenbar
konnte sie mit direkten Anweisungen gut umgehen.
    »Gut. Dann lassen wir Sie
jetzt allein. Schönen Abend noch.«

     

11
    »Soso,
die Füchse waren im Karlshof«, sinnierte Hain im Lift auf dem Weg nach unten.
    »Du kennst die?«
    »Jeder bei der Sitte
kennt die. Alternde Aushilfsluden dritter Klasse.«
    »Was heißt denn das?«
    »Die beiden waren in früheren
Jahren so was wie die Putztruppe von ein paar Zuhältern. Türsteher,
Geldeintreiber, Schläger, solche Sachen halt. Ich hatte mit ihnen zu tun, als
ich noch bei der Sitte war.«
    »In welchem
Zusammenhang?«
    »Es ging um eine junge
Frau, die sie zusammengeschlagen hatten. Ich glaube, sie war Ukrainerin. Oder
Russin. Als wir die Zwillinge gefunden hatten, saßen sie mit ziemlich
verbeulten Visagen in ihrer Stammkneipe rum. Offenbar waren die Beschützer des
Mädchens schneller gewesen als wir. Und als es dann zur Gegenüberstellung kam,
konnte die Frau sich plötzlich an nichts erinnern.«
    Der Fahrstuhl stoppte
ruppig. Hain drückte die Tür nach außen und trat in den Hausflur. »Allerdings
steht es seither um ihren Ruf als Schläger nicht mehr zum Besten, was man ja
durchaus verstehen kann. Die Jungs aus dem Ostblock sind 20, 30

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