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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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stehlen?«
    Hains Drohung, ihn bei
seinem Arbeitgeber zu verpfeifen, schien auf Witsch definitiv Eindruck gemacht
zu haben. Seit er in seinem Haus verschwunden war, verbesserte sich sein
Allgemeinzustand von Minute zu Minute. Er wirkte zwar noch immer angetrunken,
hatte sich jedoch weitaus besser unter Kontrolle als noch eine Stunde zuvor.
Nachdem sein PC hochgefahren war, begann er, nach Anweisung der Polizisten zu
arbeiten.

     
    Hain
stand mit dem Telefon in der Hand hinter dem Sachbearbeiter und sah ihm dabei
zu, wie er sich durch 40 Jahre Personalwesen des Landeswohlfahrtsverbandes
kämpfte.
    »Alles klar mit Erika
Schäfer«, gab er an Lenz weiter. »Es geht ihr gut. Insgesamt vier uniformierte
Kollegen bewachen sie und ihre Wohnung.«
    »Erika Schäfer?«, tönte
Witsch. »Eine Erika Schäfer habe ich gerade auf die Liste gesetzt, weil sie zur
fraglichen Zeit in Wabern gearbeitet hat.«
    »Das haben Sie ganz
klasse gemacht, Herr Witsch. Es ist nur so, dass wir die Frau heute Morgen
schon kennengelernt haben.«
    »Ach so.«
    »Wo wohnt sie?«, wollte
Lenz wissen.
    »In Oberzwehren.«
    »Diese Frau Schäfer«,
mischte Witsch sich wieder ein, »arbeitet noch immer für den
Landeswohlfahrtsverband. Und immer noch in Wabern im Karlshof.«
    »Ja, das wissen wir.«
    »Also kann ich auch
Mitarbeiter auf die Liste setzen, die später noch im Wabern gearbeitet haben?«
    Lenz und Hain warfen sich
einen entsetzten Blick zu.
    »Aber ja, natürlich«,
verlangte der Oberkommissar.
    »Dann haben wir uns bis
jetzt missverstanden. Ich dachte, ich soll mich nur um Leute kümmern, die in
der fraglichen Zeit bei uns gearbeitet haben.«
    »Nein, nein, Herr
Witsch«, stellte Lenz klar, »es geht um alle Personen, die in dieser Zeit und
vielleicht auch danach noch dort gearbeitet haben.«
    »Ach so … Dann fange ich
besser gleich noch mal von vorne an.«
    Hain hätte kotzen können.
So wird das im Leben nichts, dachte er, und ging neben Witsch in die Knie. »Ich
schaue Ihnen ein bisschen zu, vielleicht sehen vier Augen ja mehr als zwei, was
meinen Sie?«
    »Das finde ich nett von
Ihnen. Meine Augenlider sind nämlich schon richtig schwer, Herr Kommissar.«

     
    Eine
halbe Stunden später schnarchte der Sachbearbeiter auf einem Aktenstapel in der
Ecke des Büros. Ein feiner Spuckefaden lief ihm über das Kinn. Hain blickte
konzentriert auf den klobigen, altertümlichen Monitor vor seinen Augen.
    Bald,
nachdem er begonnen hatte, Witsch bei dessen Arbeit zu beobachten, waren ihm
die Grundlagen des Programms klar gewesen, mit dessen Hilfe der alkoholisierte
Mann an die Daten gelangen wollte, die von den Polizisten so dringend gebraucht
wurden. Und nach einer halben Stunde bot er sich an, einen Teil der Arbeit zu
übernehmen. Witsch hatte sein Angebot gern angenommen und war ein paar Minuten
später eingeschlafen. Der Kommissar drang danach tiefer und tiefer in die
Unterverzeichnisse des Computerprogramms vor und hatte in einem alten, sicher
längst vergessenen Ordner die jährlichen Aufstellungen der
Verpflegungsabrechnungen aller Karlshofmitarbeiter gefunden.
    »Das hier«, freute er
sich verhalten, »könnte unser Schlüssel sein. Die Leute haben in dieser Zeit
Geld abgezogen bekommen, weil sie in der Einrichtung gegessen haben. Die
Gesamtsumme wurde ihnen einmal im Jahr ausgewiesen; vielleicht wegen des
Finanzamtes, keine Ahnung. Das bedeutet allerdings, dass alle Mitarbeiter, die
dort gegessen haben, auf der Liste stehen.«
    »Und was machen wir mit
denen, die das Futter dort nicht vertragen haben oder von Muttern mit Stullen
versorgt wurden?«
    Hain zuckte mit den
Schultern und sendete die ersten Seiten an den Drucker. »Die haben das, was man
umgangssprachlich Pech nennt.«
    Er sah wieder auf den
Monitor. »Das hier sind jedes Jahr mindestens 80 Leute, eher mehr. Das Risiko,
dass uns einer durch die Lappen geht, müssen wir eingehen, sonst sitzen wir
morgen Abend noch hier, weil wir jede Personalakte des LWV einzeln durchgehen
müssten.«
    »Gut«,
stimmte Lenz ihm zu, »dann machen wir es so.«
    »Wenn ich dich richtig
einschätze, halten wir die Auswertung der guten Erika Schäfer unter die Nase und
fragen sie, wer von denen noch alles auf dieser ominösen Gruppe gearbeitet
hat.«
    »Genau so hab ich mir das
gedacht, Thilo«

     

10
    Während
Leonhard Witsch, versorgt mit dem Hinweis, trotz seines Sondereinsatzes nicht
die Daten der Heimzöglinge zu vergessen, die

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