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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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wieder auf den Flur und hatte schon
die ersten Stufen der Treppe genommen, als er es sich anders überlegte,
stoppte, und umkehrte. Vor der Tür mit der Aufschrift ›Privat‹ blieb er kurz
stehen und lauschte. Dann drückte er die Klinke langsam nach unten und schob
die Tür nach innen. Der Geruch von abgestandenem Bier schlug ihm entgegen, als
er mit der rechten Hand nach dem Lichtschalter griff. Auch hier gab es eine
einzelne Energiesparlampe, die nur sehr langsam so etwas wie Helligkeit verbreitete.
Ein Fass Bier, ein paar Kisten Cola und eine Kohlensäureflasche, sonst gab es
in dem Raum, in dem sich der Putz großflächig von der Wand löste, nichts zu
sehen. Der Polizist schaltete das Licht aus, schloss die Tür, drehte sich um
und musste dabei ein klein wenig über sich grinsen. Vielleicht raucht der Kerl
an der Theke wirklich gleichzeitig Zigarre und Zigarette, sinnierte er, legte
die Hand auf die Klinke zur Damentoilette und zog an der Tür. Immer noch mit
einem Lächeln auf dem Gesicht suchte er nach dem Lichtschalter, doch noch bevor
er ihn auch nur ertastet hatte, wurde es schlagartig leuchtend hell um ihn
herum. Das Letzte, was ihm durch den Kopf ging, bevor er bewusstlos wurde, war
die Verabredung mit seiner Freundin. Sternchentag, dachte er. Passt ja.

     
    *

     
    Lenz
trippelte unruhig von einem Fuß auf den anderen. Hain war seit mehr als fünf
Minuten auf der Toilette verschwunden. Die Männer an der Theke unterhielten
sich mittlerweile miteinander, als ob der Polizist nicht im Raum wäre. Es ging
um Frauen und deren Brüste, die gerade zu Ende gegangene
Fußball-Weltmeisterschaft, und einen Glückspilz unter ihnen, der offenbar mit
einer Wette auf den neuen Weltmeister Glück gehabt hatte. Der Hauptkommissar
griff zu seinem Telefon und wählte Hains Nummer. Es klingelte. Einmal, zweimal,
dreimal, doch sein Kollege nahm das Gespräch nicht an. Lenz ließ den Arm sinken
und lauschte Richtung Toilette, doch es war zu laut um ihn herum, als dass er
etwas von dort hätte hören können. Er nahm das Telefon wieder ans Ohr und war
heilfroh, als er Hains Stimme hörte, doch diese Erleichterung dauerte nur ein
paar Sekundenbruchteile, dann war ihm klar, dass die Mailbox den Anruf
entgegengenommen hatte.
    »Na, Ihr Kollege scheint
es sich auf meinem Klo gemütlich gemacht zu haben«, blökte der Wirt von links,
während er sich eine neue Zigarette drehte.
    »Vielleicht wischt er ja
mal durch«, grölte einer der Gäste. Alle lachten.
    »Sehr witzig«, murmelte
Lenz und setzte sich in Bewegung.
    Alle Blicke waren auf ihn
geheftet, als er an der Theke vorbei in Richtung Toilette ging, und das Lachen
der Männer wurde leiser. Der Kommissar drückte die Tür zum Flur auf, sah die
Treppe hinunter und erkannte im Halbdunkel die Hosenbeine und Schuhe seines
Kollegen, die aus einer Tür im Untergeschoss herausragten. Mit einem Griff
hatte er seine Dienstwaffe in der Hand und stürmte die Stufen hinunter. Im
Unterbewusstsein hörte er, noch bevor er Hain erreicht hatte, dass die Tür zum
Schankraum zuschlug. Dann kniete er neben seinem Freund, beugte sich über ihn
und hob vorsichtig dessen Oberkörper an.
    »Thilo«, sprach er ihn
leise an, »hey, Thilo, hörst du mich?«
    Hain fing an zu stöhnen
und schlug die Augen auf. »Boh ey, da hat’s aber eine aufs Dach gegeben«,
murmelte er und versuchte, sich aufzurichten.
    »Bleib liegen, Junge. Ich
rufe einen Krankenwagen.«
    Der Oberkommissar winkte
ab. »Nie im Leben. Hilf mir lieber hoch.«
    »Du hast wohl einen
Vogel«, protestierte Lenz, doch sein Kollege gab sich unbeirrbar.
    »Diesen Gefallen tue ich
denen nicht, Paul. Wenn wir hier raus sind, können wir gern ins Krankenhaus
fahren, aber verlassen werde ich die Kneipe auf meinen eigenen Beinen.«
    Damit setzte er sich
aufrecht, tastete seinen Kopf ab und betrachtete seine Hand. »Wenigstens keine
Platzwunde«, stellte er mit einem Anflug von Zufriedenheit fest. »Aber eine
mächtige Beule wird’s schon geben.«
    Lenz dachte kurz darüber
nach, ob Hain vielleicht Unsinn redete wegen des Schlages auf den Kopf, verwarf
den Gedanken jedoch im gleichen Moment.
    »Hast du ihn gesehen?«,
fragte er, während er ihm in die Vertikale half.
    »Quatsch. Ich hatte kaum
die Tür aufgezogen, da hat es auch schon eingeschlagen.« Er bewegte sich
schwankend auf das Waschbecken zu, ließ für ein paar Sekunden das Wasser laufen
und goss dann mit zusammengelegten

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