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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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er den Polizisten für den nächsten
Tag versprochen hatte, im Taxi auf dem Heimweg war, rasten Lenz und Hain durch
den Feierabendverkehr Richtung Oberzwehren.
    »Hast du die Adresse?«,
fragte Lenz seinen Kollegen, während er den warmen Wind in den Haaren genoss.
    »Sie wohnt in einem der
Hochhäuser da draußen, auf dem Angel.«
    »In den Hochhäusern?«
    »Was tust du denn so
erstaunt?«
    »Na ja, so sah die gar
nicht aus.«
    Hain wich einem VW-Golf
aus, dessen Fahrerin die Geschwindigkeit des kleinen Cabrios unterschätzt
hatte.
    »Und wie sah die aus?«
    »Eher wie Fachwerkhaus
auf dem Land.«
    »Aha.«

     
    Kurz
darauf stellte Hain den Wagen in der Parkreihe vor dem Ensemble jener
Hochhäuser ab, die dem Stadtteil Oberzwehren in den letzten Jahrzehnten ihren
optischen Stempel aufgedrückt hatten. Direkt vor der Eingangstür parkte ein
Streifenwagen, besetzt mit zwei Uniformierten. Hain nahm die Sonnenbrille ab
und ging auf die beiden zu.
    »Alles klar, Männer?«
    Der Beifahrer nickte.
»Sie ist oben und hat sich eingesperrt. Ich hab ihr zur Sicherheit meine
Mobilfunknummer gegeben, falls was sein sollte. Die andere Streife ist am
Hintereingang postiert.«
    »Sehr gut. Wir gehen dann
rauf.«
    Die beiden grüßten kurz,
danach fuhr die Seitenscheibe wieder nach oben und der Motor wurde angelassen.
    Oho, mit Klimaanlage,
dachte Hain.

     
    Erika
Schäfer wohnte in 15. Stock. Lenz stand mit geschlossenen Augen und dem Gesicht
zur Wand im Fahrstuhl.
    »Na, noch immer nicht
höhenfest?«, meinte Hain in Anspielung auf Lenz’ Probleme in Fahrstühlen und
großen Höhen. Gleichzeitig ging der junge Oberkommissar einige Male schnell in
die Knie, sodass die Kabine jeweils für Sekundenbruchteile ins Stocken geriet.
    »Oh oh, ob das gut
geht?«, grinste er Richtung Lenz.
    »Hör auf mit dem Scheiß,
Thilo.«
    »Aber du bist doch letzten
Sommer nach Amerika geflogen, Paul. Da sollten dir die paar Meter hier doch
nichts mehr ausmachen.«
    Der verlangsamende und
schließlich abstoppende Aufzug ersparte dem Oberkommissar einen bissigen
Kommentar seines Chefs. Im Flur roch es nach kaltem Rauch und Essen, an der
Decke flackerte eine defekte Leuchtstoffröhre.
    »Herrje, hier möchte ich
nicht tot überm Zaun hängen«, bilanzierte Hain seine Eindrücke.
    Erika
Schäfer empfing die Polizisten in einem dunkelroten Hauskleid und mit einer
Zigarette in der Rechten.
    »Guten
Abend, meine Herren. Ihre Kollegen in den blauen Uniformen haben Ihren Auftritt
so spannend gemacht, dass ich Ihr Eintreffen vor Anspannung kaum mehr erwarten
konnte«, begrüßte sie die Kripobeamten mit einer kaum verhehlten Portion Zynismus
und ging voraus in die kleine Wohnung. Lenz konnte deutlich das Geschrei eines
Kleinkindes hören.
    »Nein, ich habe keine
Kinder mehr im Stillalter, Herr Kommissar«, erklärte die Frau, nachdem sie
seinen verwunderten Blick wahrgenommen hatte. »Das ist das Baby meiner Nachbarn
im Stockwerk unter mir. Und um es gleich vorweg zu nehmen, meine Herren: Ich
bin mir durchaus darüber im Klaren, dass dieses Umfeld hier in keiner Weise zu
meinem gesellschaftlichen und sozialen Status passt. Aber mein geschiedener Mann,
der seit unserer Trennung vor vier Jahren das Geldverdienen komplett
eingestellt hat, und unser glorreiches bundesdeutsches Scheidungsrecht haben
dafür gesorgt, dass ich mir nichts Besseres mehr leisten kann.«
    Lenz schluckte. »Das tut
mir leid, Frau Schäfer.«
    »Dafür kann ich mir auch
nichts kaufen.« Sie setzte sich auf eine Ledercouch, die schon deutlich bessere
Tage gesehen hatte, und bot den Polizisten die beiden gegenüberstehenden Sessel
an. »Und, was führt Sie zu mir an diesem lauen Sommerabend?«
    »Wir haben die Bitte an
Sie«, nahm Hain mit einem Griff in die Innentasche seines Sakkos den Faden auf,
nachdem er sich gesetzt hatte, »diese Liste mit den Namen ehemaliger
Karlshofmitarbeiter durchzugehen und diejenigen zu identifizieren, die mit
Ihnen und Herrn Bauer zusammen auf der Gruppe im zweiten Pavillon gearbeitet
haben.«
    »Warum sollte ich das
tun?«
    »Weil wir glauben, dass
diese Menschen, genau wie Sie, in großer Gefahr schweben. Als wir Sie heute
Mittag aufgesucht haben, war noch nicht abzusehen, dass Dieter Bauer nicht das
einzige Opfer sein würde. Mittlerweile müssen wir von einem Serientäter
ausgehen.«
    »Wen hat es denn noch
erwischt?«, fragte sie völlig emotionslos.
    »Ruth Liebusch. Sie wurde
vermutlich

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