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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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Jahre jünger
und schnell mit dem Messer oder anderen Utensilien, die sehr weh tun können.«
    »Traust du den beiden
einen Mord zu?«
    »Bin ich ein
Seelenklempner? Meiner Erinnerung nach sind die beiden zu doof, ihren eigenen
Namen zu schreiben. Die haben beim Verteilen der Intelligenz bei 60 oder 70
ganz laut geschrien, dass es ihnen reicht. Was weiß ich, ob die im Alter auf
den Trichter gekommen sind, sich an den bösen Erziehern aus ihrer verkorksten Kindheit
und Jugend zu rächen.«
    Lenz sah auf die Uhr.
»Eigentlich bin ich hundemüde und will nur noch nach Hause, aber anschauen
würde ich mir die beiden schon gern. Wo finden wir sie denn?«
    »Die Sache mit dem festen
Wohnsitz nehmen sie, glaube ich, nicht ganz so ernst. Aber sie haben oder
besser, hatten damals eine Stammkneipe, in der man sie in der Regel antreffen
konnte. Den Rothenditmolder Hof.«
    »Die heruntergekommene
Pinte auf der Wolfhager Straße?«
    »Genau.«
    »Dann los.«

     
    Der
Rothenditmolder Hof machte von innen einen noch schäbigeren Eindruck als von
außen. Die Polizisten sahen sich kurz im Schankraum um, doch bis auf ein paar
Gestalten an der Theke war die Kneipe leer. Acht Mann, zählte Hain, und das
Zwillingspaar Fuchs war nicht unter ihnen.
    »’n Abend«, raunte der
Oberkommissar dem etwa 60 Jahre alten, gelbgesichtigen Mann hinter der Theke
zu, der ihn und seinen Kollegen abfällig musterte. »Wir suchen jemanden.«
    »Schön für euch«, grunzte
der Wirt, griff zum Aschenbecher und zog an einer filterlosen Selbstgedrehten.
    Hain warf wieder einen
Blick in die öde Gaststube.
    »Ganz schön groß hier für
eine Raucherkneipe«, stellte der Oberkommissar fest.
    »Komm
zur Sache, Junge, und dann mach ganz schnell die Biege«, polterte der Mann
hinter der Theke eine Spur zu laut. »Dass ihr von der Schmiere seid, riecht man
zehn Meilen gegen den Wind.« Er nahm einen weiteren Zug. »Also, ihr sucht
jemand. Schlecht für euch. Ich und meine Gäste haben ihn nämlich ganz sicher
nicht gesehen. Oder, Jungs?«
    Die komplette
Thekenbesatzung nickte feixend.
    »Wollen Sie gar nicht
wissen, um wen es geht?«
    »Nee, interessiert mich
nicht. Ich sag doch, dass wir hier eigentlich nie jemanden sehen. Sonst noch
was?«
    Wieder war seine
Erwiderung ein paar Dezibel zu laut. Hain sah sich die Männer an, die mit
gesenktem Kopf und stierem Blick auf den Barhockern saßen, und schritt die
Reihe ab. Vor einem, der mit seiner Zigarre Rauchringe blies, blieb er stehen
und deutete auf den Aschenbecher auf dem Tresen, in dem eine Zigarettenkippe
vor sich hin dampfte.
    »Na, Doppelraucher?«
    »Entschuldigung«,
erwiderte der Mann völlig akzentfrei, »aber ich spreche kein Deutsch.«
    »Soso.« Damit wandte sich
Hain um und sah dem Wirt ins Gesicht. »Wo sind denn die Klos? Ich muss mal ganz
dringend.«
    »Leider defekt. Müssen Sie
woanders pinkeln gehen.«
    Lenz, der an der
Ausgangstür stehen geblieben war, machte mit dem Kopf eine Bewegung in die
hintere Ecke des Raumes. »Ich muss auch mal ganz dringend, Thilo. Bleib du doch
hier und leiste den Herrschaften Gesellschaft, so lange ich mir das Wasser
abschlage.«
    »Ich sag euch doch, dass
das Klo außer Betrieb ist. Verstopft, um genau zu sein.«
    Hain lächelte den Mann
an. »Lass mich lieber zuerst gehen, Paul, du kennst doch meine Sextanerblase.
Nicht, dass mir noch ein Missgeschick passiert.«
    »Wie du willst. Dann
bleibe ich eben so lange hier stehen und leiste den Herren Gesellschaft.«
    Der Oberkommissar nickte
und setzte sich in Bewegung.
    »Hehe, ich sag doch …«,
machte der Mann hinter der Theke einen letzten Versuch, wurde jedoch von Lenz
unterbrochen.
    »Ich nehme ein Bier. Gibt
es bei Ihnen auch was in der Büchse?«

     
    Hain
stieg die etwa 15 Stufen hinab, wo ihn der Geruch einer lange nicht mehr
grundgereinigten Toilette empfing. Auf dem kurzen Flur gab es drei Türen. Links
jeweils die Damen- und die Herrentoilette, rechts eine mit der Aufschrift Privat
. Der Oberkommissar zog seine Dienstwaffe aus dem
Holster und schob vorsichtig die Tür zur Herrentoilette auf. Der Geruch
steigerte sich zu einem ausgewachsenen Gestank. Im Schummerlicht einer
einzelnen Energiesparlampe über seinem Kopf spähte er in die beiden offen
stehenden Toilettenseparees. Dort war niemand zu sehen. Hinter ihm war das
Waschbecken, daneben, durch eine Schamwand abgetrennt, zwei Urinale. Er steckte
die Pistole zurück, drehte sich um, trat

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