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Schmuggler reisen unerkannt

Schmuggler reisen unerkannt

Titel: Schmuggler reisen unerkannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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das nur, damit du nicht aus Versehen ‘nen
Rückflug buchst. Wäre peinlich, wenn man bei der Leibesvisitation den Stoff bei
dir findet.“
    „Ich bin doch nicht blöd.“
    „Das bist du nicht“, nickte
Saßmann. „Mit dir klappt das Geschäft. Brendl war blöd.“
    Platzke hob die Brauen. „Der
Ludwig Brendl. Richtig! Was ist aus dem eigentlich geworden?“
    „Wenn ich das wüßte! Ich
glaube, er hat mich reingelegt, der verdammte Hund. Oder er ist tatsächlich
blöder als man glaubt. Wenn er mir nochmal über den Weg läuft, werde ich’s
rauskriegen. Ja, wenn!“
    Platzke lehnte sich zurück. Der
Stuhl, auf dem er saß, knackte.
    „Du hast mir nie erzählt, was
damals passiert ist.“
    „Nein?“ Saßmann rollte seine
Zigarre in den anderen Mundwinkel.
    „Du warst so sauer damals, daß
ich schließlich gar nicht mehr gefragt habe. Jedesmal, wenn ich das Thema
anrührte, gingst du hoch wie ‘ne Rakete.“
    „Es tut jetzt noch weh. Verlier
mal 20 Kilo, für die du schon bezahlt hast.“
    „Aha! Aber Brendl! Wieso ist er
blöd? Oder wieso hat er dich reingelegt?“
    Saßmann verzog das Gesicht und
rutschte etwas auf seinem Bürosessel.
    „Es war vor einem Jahr. Brendl
arbeitete zum vierten Mal für mich. Ferroni meinte, ich könnte ihm trauen.
Ferroni hatte sein Geld schon für das Zeug. Brendl sollte es abholen. Was wir —
Ferroni und ich — nicht wußten, war: Brendl wurde bereits polizeilich gesucht.
Wegen Diebstahls und Einbruchs. Damals, in der Nacht zum 31. März, rief er an.
Er hatte den Stoff von Ferroni abgeholt und einen Fremden als Kurier benutzt,
nämlich seinen Wagen geklaut, das Heroin drin versteckt und dann dafür gesorgt,
daß der Wagen aufgefunden wird. Kennt man ja, die Masche. Soweit war also alles
in Ordnung. Brendl hatte natürlich einen hiesigen Auto-Besitzer ausgewählt,
einen aus dem Landkreis. Es wäre ein weißer Opel mit dem-und-dem Kennzeichen.
Natürlich nannte er es. Das war das letzte, was ich von Brendl hörte. Später
erfuhr ich von Ferroni, die Polizei hätte ihn erwischt. Er wäre verurteilt
worden — zu ‘nem Jahr oder so.“
    „Und? Der Wagen?“
    „Die Zulassungsnummer war
falsch.“
    „Falsch?“
    „Falsch! Brendl hat eine
genannt, die es hier überhaupt nicht gibt. Unter weißen Opel-Fahrzeugen hatte
ich die Auswahl. Massenhaft rollen die durch den Landkreis. Aber kein Wagen hat
eine ähnlich lautende Nummer.“
    „Konntest du feststellen,
welcher weiße Opel Ende März vorigen Jahres in Mailand war?“
    „Versucht habe ich’s. War aber
unmöglich.“
    „Und Brendl?“
    „Ferroni hat einen Mittelsmann
losgeschickt. Der konnte Brendl im Knast besuchen. Brendl schwor, er hätte mir
die richtige Kfz-Nummer genannt. Hat auch den Wagentyp beschrieben. Ja,
Pustekuchen. Den Opel gibt es nicht.“
    Platzke lachte auf. „Wie ich
das sehe, stehen drei Möglichkeiten an. Erstens: Brendl hat dich beschissen,
hat eine falsche Kfz-Nummer genannt, um sich dann hier das Heroin unter den
Nagel zu reißen. Was aber nicht klappte, weil er eingelocht wurde. Zweitens: Er
ist tatsächlich bescheuert und hat sich die Zulassungsnummer falsch eingeprägt.
Drittens: Der Wagen fuhr mit einem gefälschten Nummernschild und hat inzwischen
ein anderes, ein echtes.“
    „An die dritte Möglichkeit habe
ich noch gar nicht gedacht.“
    „Sitzt Brendl noch ein, oder
ist er wieder auf freiem Fuß?“
    „Er wurde vor kurzem entlassen.
Ferroni wollte ihn in Empfang nehmen. Aber das hat nicht geklappt. Seitdem ist
Brendl untergetaucht.“
    „Wenn er ehrlich ist, wird er
sich bei dir melden.“
    „Hoffentlich.“
    Sie schwiegen eine Weile.
    Saßmann schenkte sich einen
Schnaps ein, trank und griff dann nach seiner Zigarre, die im Aschenbecher
kokelte.
    „Noch mal zu deinem Auftrag,
Hartwig. Es sind also 13,5 Kilo. Am besten, du versteckst wieder alles in...“
     

    Sie besprachen Einzelheiten,
bis Platzke plötzlich den Finger über die Lippen legte.
    „Pst!“ flüsterte er. „Ich
glaube, wir werden belauscht. Eben war da ein Geräusch an der Tür.“

9. Belauscht?
     
    Heftiger Wind wehte, und Klößchens
Windjacke blähte sich wie ein Segel.
    Das war fast zuviel für den
Schokoladen-Fan. Doch er wußte sich zu helfen, lenkte seinen Drahtesel hinter
Tim und fuhr im Windschatten.
    Die TKKG-Bande hatte die Stadt
fast erreicht.
    Leo Saßmanns Kfz-Werkstatt lag in
einem westlichen Randgebiet.
    Tim bog ab, und sie näherten
sich ihrem Ziel.
     
    *
     
    Vorn in der Kfz-Werkstatt

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