Schmuggler reisen unerkannt
wollten wir
Antworten“, sagte Tim. „Statt dessen fragen Sie zurück. Verstehe ja, daß das
Spaß macht. Aber es geht hier nicht um einen spaßigen Dialog, sondern um
Auskunft. Weil Klunk mit seinem Wagen vielleicht — ich sage ausdrücklich:
vielleicht — einen alten Mann fast zu Tode gefahren und Unfallflucht begangen
hat. Also, wollen Sie antworten, Herr Saßmann, oder wieder zurückfragen? Dann
können wir gleich die Polizei holen.“
Die Zigarre rollte über die
wulstige Unterlippe in den anderen Mundwinkel.
Täusche ich mich, dachte Tim,
oder steht da Wut in diesen blassen Schweinsaugen?“
„Ich kann bestätigen“, sagte
Saßmann, „daß sich der Wagen seit vorgestern hier befindet.“
„Na, wunderbar! Dann hat er ein
Alibi, der Herr Klunk.“
„Braucht er das?“
„Wir finden, ja — wenn der
Verdacht eines Verbrechens auf ihm lastet. Können wir seinen Wagen mal sehen?“
„Was?“
„Klunks Wagen. Wir möchten ihn
sehen.“
„Wozu?“
„Um ganz sicher zu gehen. Es
könnte doch sein, daß Sie sich irren. Als Chef überblickt man nicht alles, habe
ich gehört. Vielleicht hat Klunk seinen Wagen heute vormittag abgeholt.“
„Nein. Der ist hier.“
„Und Sie zeigen ihn uns?“
„Nein.“
Saßmanns Gesicht hatte sich rot
und roter gefärbt. Er kochte.
„Also doch die Polizei“, meinte
Tim achselzuckend. „Wie Sie wollen.“
„Glaubst du mir etwa nicht?“
„Doch, doch! Aber wir sehen uns
gern mal einen silbergrauen Mercedes an.“
„Der Wagen ist noch nicht in
Ordnung.“
„Macht doch nichts.“
Ein Zucken lief über Saßmanns
Gesicht.
„Mir ist da was Peinliches
passiert. Gut, ich zeige euch den Wagen. Aber es wäre nett, wenn ihr meine
Ungeschicklichkeit nicht rausposaunt.“
„Wir posaunen nicht“, sagte Tim
und ahnte, was jetzt kam. „Sie haben den Wagen beschädigt?“
Saßmann nickte. Ein
mettwurstdicker Finger zeigte auf die Hofmauer links, wo große Placken vom
Verputz abgeplatzt waren — in Kniehöhe — und auf dem Zementboden lagen.
„Als ich den Wagen vorhin
rangieren wollte“, erklärte der Werkstatt-Boss, „hatte ich ölige Schuhsohlen.
Bin von der Kupplung abgerutscht und volle Pulle gegen die Mauer gekracht.“
„Natürlich mit dem Heck“, sagte
Tim schnell.
„Nee, mit der Motorhaube. Vorn
rechts ist alles kaputt: Scheinwerfer, Kühlergrill, Stoßstange, Kotflügel.“
„Au wei!“ murmelte Tim. „Wenn
Sie nicht der hochgeschätzte, ehrenwerte Herr Saßmann wären, könnte man auf die
seltsamsten Gedanken kommen, wie? Vorn rechts — das müßte nämlich genau die
Stelle sein, mit der Herr Schotten unsanft berührt wurde. Sie kennen doch den
Trick: Um die Spuren des ersten Unfalls zu vertuschen, verursacht man einen
zweiten.“
Saßmanns Blick enthielt keinen
Hauch Wohlgefallen. „Glaubst du, ich täte das, weil Klunk einen Unfall baut?
Ich bin doch nicht lebensmüde.“
„Klunk sagte, er sollte seinen
Wagen heute eigentlich zurückkriegen. Richtig, ja? Hm, unwillkürlich denkt man:
Der hervorragende Saßmann-Service stellt dem Kunden das Fahrzeug vor die Tür —
zumal wenn der Kunde nicht hier in der Stadt wohnt, sondern in Dickelheim.
Daraus ergibt sich: Vielleicht ist der Mercedes der Unfallwagen — aber nicht
Klunk saß am Lenkrad, sondern... hmhmhm. Nun müssen wir Sie doch fragen, Herr
Saßmann, wo Sie gegen 11.30 Uhr waren?“
„Hier war ich. Und jetzt
langt’s mir, du Lümmel. Spiel den Polizisten, wo du willst. Aber nicht bei mir.
Runter von meinem Hof! Und zwar dalli!“
Tim tauschte Blicke mit seinen
Freunden. Dann nahmen sie ihre Tretmühlen und wandten sich zum Gehen.
*
Ein blauer Citroen fuhr in
diesem Moment durchs Tor herein.
Hinter der Windschutzscheibe
grinste ein Windhundgesicht.
Trotz herabgeklappter
Sonnenblende sah Tim die Halbglatze.
Aber auch ohne die hätte er den
Typ sofort erkannt: Ludwig Brendl, Klunks Besucher aus Mailand — der jetzt im
Dickelheimer ALTWIRT wohnte und von Klunk mit Mißtrauen verfolgt wurde, weshalb
auch immer.
Tims Überraschung hätte sich
beinahe in einem schrillen Pfiff entladen. Klößchen gab einen schmatzenden Laut
von sich. Gaby holte rasch auf zu Tim.
„Du...“, zischelte sie.
„Ja, ich hab’ ihn gesehen.“
Sie waren jetzt auf der Straße
und drehten sich um.
Ludwig Brendl aus Mailand
stoppte seinen Citroen dicht neben Saßmann.
Der glotzte in den Wagen, als
sähe er ein Gespenst.
„Seltsam“, murmelte Tim. „Merkt
ihr was, Freunde? Immer
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